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Regisseur Michael Dowse schickt in „Stuber“ Kumail Nanjiana als Uber-Fahrer und Dave Bautista als Cop auf einen rabiaten Rachetrip. Allerdings sind ihm dabei die Witze einige Male davongefahren.

Stuber - 5 Sterne Undercover (2019)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Der brutalste Werbespot aller Zeiten

Der kanadische Regisseur Michael Dowse drehte 2013 mit The F-Word eine der bis dato besten RomComs dieses Jahrtausends: Das mit Daniel Radcliffe und Zoe Kazan in den Hauptrollen besetzte Werk erfüllte die Vorgaben des Subgenres, entzog sich mit seiner Wildheit und seinem Witz jedoch jeder Formelhaftigkeit. Ebenfalls von Dowse stammt der Sportfilm Goon aus dem Jahre 2011: eine wüste Mischung aus Härte, Humor und Tragik, die trotz der gängigen Story über einen Underdog, der zum Eishockey-Star avanciert, immer wieder zu überraschen vermochte. Durch diese filmische Vorgeschichte müsste der Kanadier eigentlich der perfekte Kandidat sein, um einer Actionkomödie über ein ungleiches Duo die nötige Cleverness zu verleihen. Leider ist dies bei „Stuber – 5 Sterne Undercover“ aber nicht gelungen.

Der in Los Angeles angesiedelte Film beginnt mit einem Polizeieinsatz in einem noblen Hotel: Die Cops Vic (Dave Bautista) und Sara (Karen Gillan) stoßen auf den Drogendealer Oka (Iko Uwais) – und alsbald wird geschossen und gefightet, durch Zimmerwände hindurch und schließlich durch die große Hotellobby und durch die Straßen der Stadt. Dass für einen Einsatz wie diesen ein Polizist tätig ist, der ohne seine Brille kaum etwas sehen kann (wie dies bei Vic der Fall ist), ist dabei ebenso fragwürdig wie die Tatsache, dass die beiden Cops keine kugelsicheren Westen tragen. Am Ende der Sequenz ist Sara tot – und Oka flüchtig. Nach einem Zeitsprung von sechs Monaten macht sich Vic immer noch schwere Vorwürfe und hat die Suche nach Oka zu seinem ganz persönlichen Anliegen erklärt. Ausgerechnet an dem Tag, als er sich einer Augen-OP unterzogen hat und deshalb nahezu blind ist, erhält er einen Tipp, wo sich Oka herumtreibt. Nachdem er mit seinem eigenen Auto einen Unfall verursacht hat, kontaktiert Vic Uber – und landet im Wagen des gutmütigen Fahrers Stu (Kumail Nanjiani).

Diesen konnten wir parallel zu Vics Erlebnissen bereits kennenlernen. Der junge Mann jobbt in einem Sportartikelladen und ist heimlich in seine beste Freundin Becca (Betty Gilpin) verliebt, der er gerade dabei geholfen hat, ihren Traum vom eigenen Fitnessstudio zu erfüllen. Um finanziell über die Runden zu kommen, arbeitet er zudem für Uber. Da er unbedingt eine 5-Sterne-Bewertung braucht, lässt sich Stu darauf ein, bei Vics persönlichem und zunehmend gefährlichem Rachefeldzug als Fahrer zu dienen. Diese sehr schwache und wenig plausible Motivation ist nur einer von etlichen Punkten, die am Drehbuch von Tripper Clancy überhaupt nicht funktionieren.

Das wohl größte Problem von Stuber ist, dass sich der Film für wesentlich schlauer zu halten scheint, als er tatsächlich ist. Dass Stu das gewaltsame Vorgehen von Vic unentwegt „lustig“ kommentiert und kritisiert, macht das Werk keineswegs reflektierter als andere Filme, die uns Gewalt und Selbstjustiz als einzige Konfliktlösungen verkaufen wollen; eher mutet das blutige Treiben durch dieses permanente postmoderne Augenzwinkern noch zynischer an. Er solle seinen Verstand einsetzen, statt Gewalt anzuwenden, erklärt Stu dem folternden Vic an einer Stelle. Das Skript selbst beherzigt diesen Rat allerdings überwiegend nicht. Auch die ständigen Diskussionen über Männlichkeit, die Vic und Stu führen, können nicht darüber hinwegtäuschen, dass Stuber letztlich dann doch zu dem Schluss kommt, dass ein Mann im Zweifelsfall halt einfach draufhauen beziehungsweise -schießen muss. Wenn Klischees kurz mal auf interessante Weise gebrochen werden – etwa wenn Vic und Stu in einer Strip-Bar landen und dort nicht (wie es zu erwarten wäre) Frauen, sondern Männer an der Stange tanzen –, dauert es nicht lange, bis ein paar schlechte Gags diese Idee wieder zunichtemachen.

Als gebrochener Held kann der ehemalige Wrestler Dave Bautista (Guardians of the Galaxy) nur bedingt überzeugen. Der Tod seiner Partnerin und die schwierige Beziehung zu seiner erwachsenen Tochter Nicole (Natalie Morales), deren Kunstausstellung Vic an diesem hektischen Tag nebenbei noch besuchen will, sollen für Tiefe sorgen; in erster Linie ist Vic jedoch eine cholerische, brummige Gestalt, die einzig dank der Interaktion mit ihrem Gegenüber Stu hin und wieder halbwegs unterhaltsam ist. Der als Stand-Up-Comedian bekannt gewordene Kumail Nanjiani (The Big Sick) verfügt über deutlich mehr Ausstrahlung, muss sich hier aber mit zu vielen stereotypen Witzen rumschlagen, um den Film retten zu können. Völlig verschwendet wird derweil der Martial-Arts-Star Iko Uwais (The Raid) als eindimensional gezeichneter Schurke Oka. In der Eröffnungssequenz darf Uwais sein Können ansatzweise demonstrieren; anschließen sind Oka und die anderen Bösen nur noch plot devices ohne nennenswerte Eigenschaften. Dass Cop-Geschichten immer auch von faszinierenden Antagonist_innen leben, ist eine Sache, die das Drehbuch offenbar nicht verstanden hat. Stattdessen wird Stuber zu einer brutalen, mäßig unterhaltsamen Werbung für das Unternehmen Uber. Egal, was wir vorhaben, egal, wie verrückt, illegal und bedrohlich es ist – stets scheint es Uber-Personal zu geben, dass das Ganze schon irgendwie mitmacht. Bloß die positive Bewertung nicht vergessen, bitte!

Stuber - 5 Sterne Undercover (2019)

Als ein gutmütiger Uber-Fahrer ausgerechnet einen grimmigen Polizisten auf der Jagd nach einem Killer in seinem Taxi mitnimmt, wird er auf eine harte Probe gestellt: Er muss einen klaren Kopf behalten, versuchen, am Leben zu bleiben und seine Fünf-Sterne-Bewertung retten.

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