Ein Teufelskerl

Eine Filmkritik von Stefan Dabrock

Vergessenes Gold

Treibstoff Gold! Abenteurer, Gangster und auch gewöhnliche Menschen sehnen sich nach dem großen Reichtum, der ein sorgenfreies Leben ermöglichen soll. Das Kino liefert gerne die Geschichten dazu, in denen die gefährliche Jagd sicher aufgehoben ist. Die Zuschauer können vom risikofreien Platz aus daran teilhaben und im Mythos der Schatzsuche schwelgen.
Der alte Jäger Gibbie (Donald Pleasence) entdeckt durch Zufall das Objekt der Begierde am Ufer eines neuseeländischen Sees. In den sanften Fluten des Gewässers dümpelt ein altes amerikanisches Transportflugzeug aus dem Zweiten Weltkrieg herum. Gibbie inspiziert ein paar Kisten, in denen er zu seiner großen Freude Whisky und Militärorden findet. Nachdem er die Ehrenmedaillen in einem örtlichen Antiquitätengeschäft verscheuert hat, taucht plötzlich der Gangster Brown (George Peppard) mit seinen schwer bewaffneten Schergen auf. Sie wollen Gibbie dazu zwingen, den Standort des Flugzeugwracks zu verraten. Denn im Bauch der Maschine schlummert eine große Ladung Goldbarren, die der Jäger bei seiner Inspektion noch nicht entdeckt hatte. Aber Gibbies Partner Barney (Ken Wahl) kommt mit seinem heruntergekommenen Hubschrauber zu Hilfe, bevor Brown zuschlagen kann. Gemeinsam mit Gibbies zivilisationsgewohnter Tochter Sally (Lesley Ann Warren) machen sie sich auf den Weg in die Wildnis, ihre Verfolger immer im Nacken.

Ein Teufelskerl strahlt die luftige Souveränität eines actionhaltigen Abenteuerfilms aus, auf den die oft verwendete Formel „mit leichter Hand inszeniert“ tatsächlich einmal zutrifft. Die Schatzsuche entwickelt sich zwar mit großer Entschlossenheit, aber David Hemmings streut regelmäßig Brüche ein, bevor alles in grimmige Brutalität abgleiten könnte. Barney erhöht als Antwort auf Browns sanft verschleierte Gewaltandrohung die Rotorgeschwindigkeit seines auf dem Boden stehenden Hubschraubers, damit die blitzsaubere Jacke des Gangsters mit Schlamm bespritzt wird. Brown zieht ab und die Situation ist dank der Dreistigkeit des Abenteurers vorerst entschärft. Auf diese Weise lässt Hemmings den aufgebauten Druck mit einem humorvollen Augenzwinkern entweichen, das sich bei der Figurenzeichnung fortsetzt. Gibbie scheint zwar nicht der Allerklügste zu sein, wenn es um feinsinnige Intellektualität geht, aber er besitzt eine unnachahmliche Bauernschläue, die ihn auch in prekären Situationen überleben lässt. Einmal in der Hand der Gangster führt er die Kriminellen so lange an der Nase herum, bis Brown der Zickzackkurs zu bunt wird und Gibbie auf direktem Weg das Ziel ansteuern muss.

Donald Pleasence brilliert in dieser Rolle als Hallodri mit Alkoholproblem, der auch in ausweglosen Situationen nicht den Lebensmut verliert. Nahezu bruchlos wechselt er zwischen aufgedrehter Stimmlage und in sich gekehrter Ruhe, um zu verdeutlichen, dass sich Gibbie in einer eigenen Welt befindet. Auch wenn er sich mit Wonne an der Schatzsuche beteiligt, wäre er letztlich doch mit wenig zufrieden. Als einfacher Tor führt Gibbie die Gier ad absurdum, die Brown und seine Leute antreibt. Der Mythos vom schnellen Reichtum erhält bei ihm eine spielerische Note, mit der Lebensfreude und Abenteuerlust gegenüber selbstzerfressendem Ehrgeiz betont werden. Tragischerweise gehört der Alkohol auch zu seiner Fluchtstrategie aus dieser Welt. So vielschichtig kann ein humorvoller Actionfilm sein.

George Peppard hingegen wirkt als Brown wie das Abziehbild eines Bösewichtes. Mit breitem Grinsen hält er auch inmitten schwer zugänglicher Natur noch ein Glas Martini in der Hand, um die groteske Form eines kultivierten Trinkers zu geben. Seine elegant-helle Kleidung, die er gerne mit farbigen Schals akzentuiert, wirkt inmitten der neuseeländischen Berge und Flüsse so deplatziert, wie ein Walross in der Sahara. Als Karikatur eines Menschen mit falschen Wertvorstellungen macht Peppard eine großartige Figur.
Für die Schönheit der Landschaft, die Hemmings prominent in Szene setzt, hat er keinen Blick. Dabei entgeht ihm der offensichtliche Hinweis darauf, dass es zum ersehnten Glück manchmal gar nicht so viel braucht. Die grünen Berge, die malerischen Flüsse, die sanft in der Landschaft liegenden Seen und die Vegetation strahlen einen natürlichen Wert aus, der einfach so zur Verfügung steht. Aber Peppard bricht eine Jagd vom Zaun, die mit rasanter Geschwindigkeit durch die Gegend pflügt. Per Hubschrauber, zu Fuß, zu Pferde, mit bizarren Gefährten Marke Eigenbau und per Schnellboot hetzen die Figuren hintereinander her, ohne dass Hemmings bei Landausflügen eines der Boote seinen Humor vergisst. Denn die Sehnsucht nach dem großen Geld mag zwar was Schönes sein, aber allzu ernst sollte man sie als Zuschauer nicht nehmen.

Ein Teufelskerl

Treibstoff Gold! Abenteurer, Gangster und auch gewöhnliche Menschen sehnen sich nach dem großen Reichtum, der ein sorgenfreies Leben ermöglichen soll. Das Kino liefert gerne die Geschichten dazu, in denen die gefährliche Jagd sicher aufgehoben ist. Die Zuschauer können vom risikofreien Platz aus daran teilhaben und im Mythos der Schatzsuche schwelgen.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen