Log Line

Gene Stupnitskys „No Hard Feelings“ versucht, im Stil der Farrelly-Brüder eine klassische Beziehungskomödie mit Szenen jenseits von Geschmacksgrenzen zu verbinden. Im Mittelpunkt: Jennifer Lawrence als 32-jährige Uber-Fahrerin. 

No Hard Feelings (2023)

Eine Filmkritik von Florian Koch

Die Last mit der Lust

Sex, Drugs & Rock ’n‘ Roll? Das Klischee einer enthemmten Hausparty hat in „No Hard Feelings“ nichts mehr mit der Realität gemein. Nun beobachtet man gezückte Smartphones, züchtige Gruppengespräche und Pärchen, die sich diskret aufs Zimmer zurückziehen, um sich in sterile VR-Brillen-Welten zu verabschieden. Wer laut, derb und älter als 25 Jahre alt ist, fällt hier unangenehm auf. So wie Maddie (Jennifer Lawrence), die gleich als Cougar, als willige Frau, die auf jüngere Männer steht, bezeichnet wird – Handy-Beweisvideos der aufdringlichen Fratboys inklusive. Wie Maddie in die Ecke gedrängt wird, während sie die Suche nach Percy (Andrew Barth Feldman), dem jungen Mann ihres Herzens, diese Party navigieren muss, das hat bei aller Situationskomik auch eine Traurigkeit.

Doppeldeutig schwingt in dieser Szene nämlich bereits auch die Entwicklung von Jennifer Lawrence mit, einst der Oscar-gekrönte Jungstar Hollywoods (Die Tribute von Panem, Silver Linings), der mit nun 32 Jahren aber so manches Rollenklischee nicht mehr erfüllen und sich nach einer Babypause auch neu erfinden will. Die Gelegenheit bekommt die Ausnahmeschauspielerin in „No Hard Feelings“, einem Film von Gene Stupnitsky (The Office), der gerade in der ersten Hälfte auf skandalisierte Komödienhits der Neunzigerjahre wie Verrückt nach Mary schielt.

Ohne Angst vor Peinlichkeiten stürzt sich Lawrence in die Rolle der hartgesottenen, aber auch abgebrannten Uber-Fahrerin Maddie. Um ihr gepfändetes Auto und damit ihre Lebensgrundlage zu sichern, geht die junge Frau auf die Annonce eines vermögenden Paars (Laura Benanti und Matthew Broderick mit eigenwilliger Perücke) ein, deren verklemmten 19-jährigen Sohn Percy zu daten. Als Gegenleistung winkt ein geliehenes Auto. Das unmoralische Angebot (Entjungferung inklusive!) führt zu pubertären Gags, samt Twerk-Einlagen, Pfefferspray-Einsatz und einem gewagten Nackedei-Auftritt der Lawrence. Bevor sich das vordergründige Spiel mit Alters- und Erfahrungsunterschieden abnutzt, bekommt der Film aber noch die Kurve. Denn bald merkt das ungleiche Paar, dass sie weit mehr vereint als ein arrangiertes Beisammensein: Das Trauma vergifteter Familienstrukturen, die Sehnsucht, sich auszuleben, ohne Erwartungshaltungen gerecht werden zu müssen. Und so wandelt sich die Beziehung der Außenseiter auch glaubhaft von der verkrampften Suche nach dem besten Ort fürs erste Mal zu einer tieferen Freundschaft, die in einem zauberhaften romantischen Dinner ihren szenischen Höhepunkt findet, bei dem Percy am Piano unerwartet die richtigen Gefühls-Noten von Maddie trifft. 

No Hard Feelings (2023)

Kurz bevor sie das Zuhause verliert, in dem sie seit Kindertagen lebt, entdeckt Maddie (Jennifer Lawrence) ein faszinierendes Jobangebot: Reiche Helikopter-Eltern suchen für ihren introvertierten, 19-jährigen Sprössling Percy (Andrew Feldman) eine Frau, die ihn „datet“, bevor er für sein College-Studium auszieht. Zu ihrer großen Überraschung muss Maddie schnell feststellen, dass sie den unbeholfenen Percy nicht so schnell in der Tasche hat wie erhofft.

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen

Hans im Glück · 09.07.2023

Ich bin in den Film gegangen, da ich eine entspannte Standard-Ami-Komödie erwartet habe, bei der man nicht viel mitdenken muss.
Das stimmt so auch und die Gagdichte ist in der ersten Hälfte extrem hoch.
Leider wird die zweite Hälfte des Filmes dann plötzlich ernst, aber hat überhaupt keine Tiefe. Man geht gelangweilt aus dem Film und denkt, dass man in der Zeit auch gerne etwas anderes hätte machen können und das, obwohl er sehr gut angefangen hat.