Naokos Lächeln (2010)

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Schönheit im Leiden

Wer Haruki Murakamis wundervollen Roman Naokos Lächeln gelesen hat, weiß, dass seine Figuren tiefen seelischen Schmerz erfahren. Zwei junge, aufgeweckte Menschen müssen mit dem plötzlichen Selbstmord ihres gemeinsamen Freundes zurechtkommen. Ein unbeschwertes Leben bleibt ihnen damit für immer versagt. Was der japanische Erfolgsautor auf mehr als 400 Seiten nieder geschrieben und Millionen Leser damit berührt hat, ist nun auf der großen Leinwand zu sehen. Gedreht von dem vietnamesischen Regisseur Tran Anh Hung (Der Duft der grünen Papaya, Cyclo), der sich mit dem gleichnamigen Film nicht zum ersten Mal mit Leid beschäftigt hat.

Die Handlung beginnt mit der Landung eines Flugzeugs am Hamburger Flughafen. Toru Watanabe blickt zurück in die Vergangenheit und erzählt seine Geschichte. Es sind die späten 1960er Jahre in Japan: Die drei Freunde Toru (Kenichi Mazuyama), Kizuki (Kengo Kôra) und Naoko (Rinko Kikuchi) führen ein ausgelassenes Leben. Sie rennen über Wiesen, gehen gemeinsam schwimmen, spielen Billard. Sie sind lebensfroh und guter Dinge – bis sich Kizuki, mit dem Naoko seit der Kindheit eng verbunden war, das Leben nimmt.

Toru und Naoko beginnen unabhängig voneinander ein neues Leben als Studenten in Tokio. Draußen auf den Straßen rebellieren wie überall in der Welt auch die japanischen Studenten gegen das herrschende System. Zufällig begegnen sich Toru und Naoko wieder. Sie spazieren ausgiebig und ziellos durch die Straßen und Parks der Stadt – ohne ein einziges Mal über die Vergangenheit zu reden. Die meiste Zeit schweigen sie. Sie sind vereint in der Trauer über ihren verstorbenen Freund.

Als Naoko mit Toru ihren 20. Geburtstag feiert, kommen die beiden sich zum ersten Mal näher. Sie weinen, küssen und lieben sich. Für Naoko ist es das erste Mal. Toru fragt sie, warum sie nicht mit Kizuki geschlafen habe, woraufhin sie in Tränen ausbricht. Am nächsten Tag ist sie verschwunden. Über die Trauerarbeit nach dem Tod haben wir nichts erfahren, jetzt setzt der Leidensweg für die zwei erst richtig ein: Toru macht sich Vorwürfe, lenkt sich mit Fabrikarbeit ab, ist verzweifelt – während Naoko in einem fernab gelegenen Seelensanatorium Hilfe für ihre verletzte Psyche sucht.

Toru gelingt es schließlich, ein Leben in der Normalität zu führen. Er lernt ein neues Mädchen kennen, geht aus, trifft Freunde. Doch Naoko scheint für immer verloren. Die Leser kennen das traurige Ende des Films, aus dem man verständlicherweise nicht gerade beschwingt heraus kommt. Naokos Lächeln ist ein sehr, sehr trauriger Film. Tran Anh Hung findet dafür außergewöhnlich sinnliche Bilder, so als ob er die Schönheit im Leiden sucht. Das hat er vor allem seinem taiwanesischen Kameramann Mark Lee Ping Bin zu verdanken, der zusammen mit Christopher Doyle die Bilder von Wong Kar Weis In the Mood for Love gedreht hat.

Brillant ist auch die Musik von Johnny Greenwood, der unter anderem die Musik für There Will Be Blood komponiert hat. Greenwood findet für Naokos Lächeln Klänge, die nicht einfach über die Bilder drüber gekippt werden, sondern das Innenleben der Figuren nach außen stülpen. In seiner Musik liegt eine Tiefe und Vielschichtigkeit ähnlich der menschlichen Psyche.

Alles prima, alles gut. Doch kommt man als begeisterter Murakami-Leser etwas enttäuscht aus dem Kino und weiß nicht so richtig warum. Vielleicht hat man sich selbst schon viel zu sehr ein eigenes Bild von der Geschichte gemacht. Vielleicht ist der Film zu episch, zu langatmig, zu schwer zu verdauen. Oder ist es das traurige Sujet des Films, das einen selbst noch lange mittrauern lässt?
 

Naokos Lächeln (2010)

Wer Haruki Murakamis wundervollen Roman „Naokos Lächeln“ gelesen hat, weiß, dass seine Figuren tiefen seelischen Schmerz erfahren. Zwei junge, aufgeweckte Menschen müssen mit dem plötzlichen Selbstmord ihres gemeinsamen Freundes zurechtkommen. Ein unbeschwertes Leben bleibt ihnen damit für immer versagt. Was der japanische Erfolgsautor auf mehr als 400 Seiten nieder geschrieben und Millionen Leser damit berührt hat, ist nun auf der großen Leinwand zu sehen.

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Meinungen

Schiefes Grinsen · 11.08.2011

Der Film war öder Trauernebel ohne Leben. Vielleicht wollte Ahn Hung Tran "Schönheit im Leiden" zeigen, aber außer freudianisch anmutende Endlos-Dialoge über sexuelle Problemchen, ständiges Geheule und sinnentleerte Blicke ist mir nichts wirklich im Gedächtnis geblieben. Das ewige Selbstmitleid in dem Film ist unerträglich, ebenso die Realitätsferne. Der Soundtrack, der offenbar alle traurigen Violinpartien aus der europäischen Musik zusammengeschmiert hat, unterstützt die larmoyante Stimmung noch zusätzlich. Klar, die Bilder sind schön, aber die Dialoge so gekürzt, dass nur jammrige Seufzereien, merkwürdig plumpe Sprüche und idiotisch wirkende Sätze übrig bleiben. Das krampfartige Bemühen des Regisseurs, Schönheit mit Leiden aufzuladen, verdirbt jegliche schlichte, spontane Bezauberung durch das Leben. Da bleibt nur ein schiefes Grinsen, wenn man aus diesem schrägen, langweiligen, emotional starren Film wieder zurück in den Sommerregen tritt - aufatmend, weil jetzt kann man ja das Buch lesen (was ich danach auch getan und festgestellt habe, dass diese herrliche Mischung aus Trauer und Komik, Leben und Tod, fröhlichem Tiefsinn und trauriger Banalität hier wundervoll geglückt ist!)

Blubbabläschen · 03.08.2011

Der schlechteste Film den ich jemals gesehen habe. Der Film streckt sich über 2 Stunden, alles die mit uns in einem Kino saßen haben sich schon nach 30 Minuten gelangweilt. Es gibt keinen Höhepunkt und keine ersichtliche Handlung.
Ich bin mit der Erwartung ins Kino gegangen, einen schönen, emotionalen Film zu sehen, doch dieser Film glich eher einem der Klärung sexueller Probleme.

Keines Falls empfehlenswert!

Ingeborg · 22.07.2011

Der Film hat mir noch besser gefallen als der Roman, besonders durch die Sensibilität des Regisseurs, die im Roman durchgängigen, sehr starken, Passagen sexueller Eruptionen, zurückzunehmen. Ist ja auch sinnvoll, da der Film ab 12 Jahren freigegeben wurde. Midori ist allerdings im Roman noch brillianter beschrieben worden. Insgesamt ein sehr zu empfehlender Kinoabend!

Schilling Wolfgang · 18.07.2011

Die Atmosphäre des Buches wurde gut im Film umgesetzt. Der Hauptdarsteller ist mir etwas reifer aus dem Buch in Erinnerung als im Film getroffen. Die Bilder sind phantastisch. Es ist wohl unmöglich Murakami wirklich zu verfilmen, dies wird bei der Schlußszene deutlich.

chrissi · 03.07.2011

Man muß Haruki Murakami gern lesen,dann ist der Film gut anzusehen,die Landschaft war einmalig.