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Als sich eine Teenagerclique mit einer deutlich älteren Tierarzthelferin einlässt, die ihren Keller als Party-Location zur Verfügung stellt, erleben die jungen Menschen ihr blaues Wunder. Einmal gekränkt, mutiert die von Octavia Spencer gespielte Wohltäterin nämlich zu einer echten Furie.

Ma - Sie sieht alles (2019)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Seltsame Freundin

Die von Jason Blum gegründete Filmschmiede Blumhouse Productions ist eine bestens geölte Maschine. Kontinuierlich wirft das auf verhältnismäßig günstige Horror- und Spannungsarbeiten spezialisierte Unternehmen neue Werke auf den Markt, die an den Kinokassen nicht selten ein Vielfaches ihrer Herstellungskosten einspielen. Hin und wieder befindet sich im Output auch eine echte Genreperle wie die mit einem Oscar bedachte gesellschaftskritische Gruselsatire Get Out von Jordan Peele. Dass in schöner Regelmäßigkeit aber zugleich schematisch-einfallslose Reißer das Licht der Welt erblicken, unterstreicht der neue Blumhouse-Streifen „Ma“, der trotz eines cleveren Besetzungscoups größtenteils enttäuscht.

Nach dem Umzug in eine ruhige Kleinstadt in Ohio findet die Teenagerin Maggie (Diana Silvers) in der selbstbewussten Haley (McKaley Miller) und deren Clique rasch neue Freunde. In ihrer Freizeit wollen die Jugendlichen in Ruhe feiern und entspannen, dürfen allerdings, da sie noch minderjährig sind, keinen Alkohol erwerben. Umso erfreuter sind sie, als sie die Tierarzthelferin Sue Ann (Octavia Spencer) überreden können, ihnen einen Kiste Hochprozentiges zu besorgen. Nur wenig später bietet die freundliche, scheinbar alleinlebende Dame Maggie und ihren Mitschülern ihren Keller als Party-Location an. Und schon wird der Traum vom ungestörten Amüsieren wahr. Irgendwann dämmert den jungen Menschen jedoch, dass mit ihrer nach Gesellschaft dürstenden, augenzwinkernd „Ma“ genannten Gastgeberin etwas ganz und gar nicht stimmt.

Dass sie eine begnadete Schauspielerin ist, demonstriert Oscar-Preisträgerin Octavia Spencer (ausgezeichnet für ihre Nebenrolle in The Help) auch in Tate Taylors neuem Psychothriller. Als zuvorkommende, feierwütige Wohltäterin sorgt sie wiederholt für absurd-komische Momente, schafft es aber ebenso überzeugend binnen Sekunden von einem kumpelhaften Ton ins Undurchsichtig-Bedrohliche umzuschwenken. Manche Blicke zeugen von einer inneren Kälte, die den Betrachter kurz erschaudern lässt. In der ersten Stunde setzt das Drehbuch lediglich kleine Nadelstiche und spielt auf durchaus humorige Weise mit den Erwartungen des Zuschauers, der sich mehrfach fragt, wozu die unter Einsamkeit leidende Sue Ann fähig sein mag.

Eine ganze Weile hat man die Hoffnung, der Film könnte sich mit seiner Verquickung von irritierendem Witz und diffusem Nervenkitzel von ausgetrampelten Genrepfaden entfernen. Die sporadisch eingestreuten, reichlich plakativen Rückblenden in Mas schmerzhafte Vergangenheit nähren allerdings die böse Vorahnung, dass das Prinzip „Malen nach Zahlen“ die Oberhand gewinnen wird. Gerade weil Taylor mit Octavia Spencer eine fähige, facettenreiche Darstellerin an der Hand hat, ist es überaus ärgerlich, wie halbherzig die seelischen Verletzungen ihrer Figur abgehandelt werden. Statt die Demütigungen ernsthaft zu ergründen, beschränkt sich Ma auf platte Mobbing-Impressionen, die den Zuschauer eher gleichgültig zurücklassen.

Bricht die letzte halbe Stunde an, findet man sich in einer merkwürdig schizophrenen Lage wieder. Einerseits fliegt der bis dahin eher zurückhaltend inszenierte Thriller plötzlich aus den Gleisen und erlaubt sich einige dürftig motivierte, mehr lachhafte denn spannende Exzesse. Andererseits geschieht genau das, was man in einem Schocker dieser Art vermuten würde. Fast hat es den Anschein, als hätte der Regisseur eine Liste mit Klischees zusammengestellt und anschließend sorgsam abgehakt. Bemerkbar macht sich der Absturz ins Formelhafte auch an der Führung der Figuren. Wirkten Maggie, deren Beziehung zu ihrer Mutter Erica (Juliette Lewis) übrigens gut getroffen ist, und ihre neuen Freunde zunächst wie normale, sympathische, nicht übermäßig naive Teenager, zeigt Ma mit fortlaufender Dauer immer weniger Interesse an einer einnehmenden Charakterzeichnung. Am Ende fühlt man sich stark erinnert an den hierzulande erst kürzlich gestarteten Stalking-Reißer Greta, der trotz einer vielversprechenden Besetzung ebenfalls nur uninspirierte B-Movie-Unterhaltung zu bieten hat.

Ma - Sie sieht alles (2019)

Eine einsame Frau namens Sue Ann freundet sich mit einer Gruppe von Teenagern an und entschließt sich dazu, diese in ihrem Haus eine Party feiern zu lassen. Gerade als die Jugendliche meinen, dass sie nicht mehr Glück haben könnten, geschieht etwas, das sie an den wahren Absichten ihrer Gastgeberin zweifeln lässt.

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Meinungen

Georg Klein · 16.02.2020

Was soll das gewesen sein? Gesellschaftskritik? Ein Schwachsinn sondergleichen!