La Yuma - Die Rebellin

Eine Filmkritik von Lida Bach

Girl Fight

Eines Tages… Yuma (Alma Blanco) weiß es und sagt es allen. Eines Tages wird die resolute Jugendliche die Slums Nicaraguas verlassen, der Gewalt in den heruntergekommenen Straßen der Hauptstadt entkommen. Der Vater wird Yuma und ihre Schwester nie mehr anrühren, die Lieblosigkeit der Mutter (Sobeyda Tellez) wird sie nicht mehr verletzen. Dann wird es eine Zukunft geben für ihre Geschwister und Yuma. Eines Tages. Und für diesen Tag schlägt Yuma zu.
La Yuma – Die Rebellin nennt Florence Jaugey die kantige Hauptfigur ihres ungeschönten Sozialdramas. Fast widerwillig blickt das forsche Mädchen in den verwackelten Aufnahmen. Der unsteten Handkamera stellt Yuma sich wie dem Leben: als einem Gegner im Ring. Als Boxerin will sie sich aus dem Elend freikämpfen. Die Ausdauer und Willensstärke, mit der sie den ehemaligen Box-Champion Polvorita (Guillermo Martinez) von ihrem Talent überzeugt, macht die grazile Jugendliche zu einer ernstzunehmenden Kontrahentin, nicht nur im Boxring. In ihrem Spielfilmdebüt zeichnet die Regisseurin und Drehbuchautorin Florence Jaugey das eindrucksvolle Porträt einer Kämpfernatur, die den Widrigkeiten ihres Umfelds mit unbeugsamer Entschlossenheit begegnet. Durchsetzungsfähig wie in ihrem rauen Umfeld zeigt sich Yuma auch sportlichem Terrain. Aus der schäbigen Trainingshalle tänzelt sie sich nach oben und die Liebe zu dem gebildeten Studenten Ernesto (Gabriel Bernavides) weckt die sanfte Seite der abweisenden Heldin.

Doch Yuma ist kein „Million Dollar Baby“. Kein heimlicher Heroismus veredelt ihren Kampf. Fast dokumentarisch wirken die schnörkellosen Szenen, die einen bedrückenden Einblick in die ärmsten Viertel Managuas gewährt. Armut, Prostitution, und Brutalität bestimmen das Leben der Protagonisten. Unbarmherzig wendet das Schicksal sich gegen Yuma, wenn ein Ausweg aus dem Elend, ein zaghaftes Glück zum Greifen nah scheint. Aber Yuma ist eine Kämpferin, nicht nur im Ring. Im naturalistischen Spiel der Hauptdarstellerin Alma Blanco klingen die verborgenen Zweifel der Titelheldin an, unter deren Schroffheit Verletzlichkeit schlummert. Der einfühlsamen Facette ihrer selbst misstraut Yuma. Darum antwortet sie auf die Perspektivlosigkeit ihrer Existenz mit den Fäusten. Ihre sportliche Gewaltausübung steht als positives Alternativbeispiel der Bandenkriminalität in den Straßen Managuas gegenüber.

Doch die Parallelen zwischen den beiden organisierten, profitorientierten und einem unerbittlichen Regelwerk unterliegenden Kampfformen scheinen in der Handlung von Anfang an durch. Yuma ist zäh, ehrgeizig und durch die Verehrung des Bandenführers Culebra (Rigoberto Mayorga) und ihre straffälligen Geschwister indirekt in die Kriminalität verstrickt. Ihr Name erinnert an einen Gang-Spitznamen. Sport ist für sie mehr als Mittel zum Zweck, um den dem Elend zu entkommen. Im Ring bricht die Wut über ihren zermürbenden Alltag heraus. La Yuma wolle keine Elendsstudie sein, betont Florence Jaugey: „Sondern ein Ausdruck der Hoffnung.“

Hoffnung für das nicaraguanische Kino spendet auch die Tatsache, dass dieses Drama überhaupt entstehen konnte. Denn eine landeseigene Filmindustrie existiert nicht und im Kino laufen meist amerikanische Produktionen. Wie weit diese Szenarien von der Lebensrealität Yumas entfernt sind, sagt ihr einer der Protagonisten ins Gesicht: „Sie stopfen dir das Hirn mit dem ganzen Zeug voll und du fällst drauf rein.“

Der Scheinwelt setzt La Yuma eine eigene Stimme entgegen: Forsch, unvermittelt und harsch, doch dynamisch und mitreißend, wie die dynamische Filmmusik. Es ist die Stimme eines neuen nicaraguanischen Kinos, das noch nach einer eigenen Sprache sucht. Dass auch ein unsicherer Schritt auf neuem Terrain in eine bessere Zukunft führen kann, belegt die Geschichte der Heldin. „Wann hast Du je eine Frau boxen gesehen?“, wird Yuma einmal gefragt. Florence Jaugeys Film gibt die Antwort.

La Yuma - Die Rebellin

Eines Tages… Yuma (Alma Blanco) weiß es und sagt es allen. Eines Tages wird die resolute Jugendliche die Slums Nicaraguas verlassen, der Gewalt in den heruntergekommenen Straßen der Hauptstadt entkommen.
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