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Der unscheinbare Harold (David Oyelowo) taucht in Mexiko unter, um seine Entführung vorzutäuschen. Damit will er Lösegeld von seinen verhassten Chefs fordern und sich rächen. Erfolgreich ausgeführt, soll ihm dieser Plan ein neues Leben ermöglichen. Aber er birgt so einige Probleme …

Gringo (2018)

Eine Filmkritik von Jelena Čavar

Ein Amerikaner in Mexiko

Harold Soyinkas (David Oyelowo) ziemlich durchschnittliches Leben verläuft ganz und gar nicht nach Plan. Lifestylebedingt hat er eine große Menge an Schulden angehäuft, seine Frau Bonnie (Thandie Newton) verhält sich ihm gegenüber distanziert und zu allem Überfluss erfährt er von der bevorstehenden Fusion seiner Firma, die ihn den Job kosten könnte.

Seine Chefs Richard Rusk (Joel Edgerton) und Elaine Markinson (Charlize Theron) versichern ihm zwar mehrmals, dass er sich unter keinen Umständen Sorgen machen müsse. Doch seine Verzweiflung macht Harold misstrauisch. Beim gemeinsamen Business-Trip nach Mexiko – die Firma ist auf medizinische Marihuana-Pillen spezialisiert – merkt Harold, dass er von Richard und Elaine von allen Meetings ausgeschlossen wird, obwohl er für Mexiko zuständig ist. Als er dann noch am selben Abend von seiner Frau via Skype verlassen wird, kennt er kein Zurück mehr.

Harold taucht in einem heruntergekommenen Hotel unter und versucht, seine eigene Entführung mithilfe seiner beiden unterbeschäftigten Hotelvermieter vorzutäuschen, von der Lösegeldsumme will er woanders – ohne Schulden, ohne Frau und ohne Job – neu beginnen. Für jemanden, der nichts mehr zu verlieren hat, klingt das nach einem anständigen Plan, eine Portion Rache ist natürlich auch dabei. Immerhin hat seine Frau eine Affäre mit Richard. Ab hier macht nun die Handlung Purzelbäume. Mit der Gerissenheit und Unberechenbarkeit seines Ex-Chefs Richard hat er nicht gerechnet. Einerseits weigert sich dieser, die vorgeschlagene Summe zu bezahlen, andererseits hetzt er sogar seinen Bruder Mitch (Sharlto Copley), einen ehemaligen Kopfgeldjäger, auf ihn. Als sich dann noch der Drogenbaron Villegas (Carlos Corona) – allerorts der Schwarze Panther genannt – einschaltet, der noch eine offene Rechnung mit der Firma und Harold hat, ist das Chaos perfekt. 

Leider ist die Handlung in Gringo ein wenig zu zerfahren, überbordend und chaotisch. Zwar steht Harold im Vordergrund des Plots, allerdings widmet sich der Film auf unbestimmte Zeit auch anderen Figuren, bis er willkürlich wieder zu Harold zurückkehrt. Oder er vergisst die anderen Figuren, bis sie dann wieder im Bild wie alte Bekannte auftreten. Jeder Plottwist bringt kurz drauf eine neue und noch überraschendere Wendung mit sich. Natürlich vermag er streckenweise zu unterhalten. Jedoch wird dem Film oft seine eigene Ambition zu viel und hält er dem selbst auferlegten Tempo nicht stand.

Regisseur Nash Edgerton, der Bruder von Joel Edgerton, hat mit dem 10 Jahre zurückliegenden Filmdebüt The Square – Ein tödlicher Plan einigen Eindruck hinterlassen, aber leider ist Gringo zu groß angelegt, um erquickend zu sein, und leider nimmt er sich oft zu ernst, um wirklich und durchweg amüsant zu sein. Trotz der bis in die Nebenrollen exzellenten Besetzung brilliert hier jeder eher ein bisschen für sich als für das große Ganze. Aber es ist eine Freude, Joel Edgerton und Charlize Theron als dermaßen moralisch verwerfliche Figuren zu sehen, sind es doch für beide Rollen, in denen wir sie nicht oft zu Gesicht bekommen. 

Auch David Oyelowos Harold bleibt in jeder Lebenslage – wovon einige schier unmöglich erschienen – sympathisch und nahbar, was Gringo wiederum und trotz aller darin vorkommenden Mängel eine zugängliche und unterhaltsame Note gibt. Der Film hebt ständig ab, ist aber nie abgehoben. Es gibt ein paar Szenen in Gringo, die nachwirkend positiv hängen bleiben. Zum Beispiel wie sich einige Figuren darin versuchen, die Bedeutung von Sprichwörtern zu erklären. Doch leider ist dies letztlich auch ein wenig das Problem des Films: das Offensichtliche so unbedingt erklären zu wollen.

Gringo (2018)

Offiziell arbeitet Harold Soyinka für einen Pharma-Konzern, nebenher stockt er sein Gehalt allerdings mit den Machenschaften eines Drogenkartells auf. Und es kommt, wie es kommen muss: Harold gerät in einen Zwischenfall an der US-mexikanischen Grenze und muss nun seinen Tod vortäuschen, um der Rache des Kartells zu entkommen.

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