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Ausruhen? Das kann er immer noch, wenn er tot ist. Alain ist ein gehetzter Karrierist, doch nach einem Schlaganfall muss er alles von vorne lernen.

Das zweite Leben des Monsieur Alain (2018)

Eine Filmkritik von Melanie Hoffmann

Gar nicht so leicht

Alain Wapler (Fabrice Luchini) ist ein gehetzter Mann. Von einem Meeting zum nächsten, Sitzungen, Entscheidungen, Vorträge. Sein Tag ist voll und durchgetaktet. Er spricht schnell, damit er durch sein Programm durchkommt und für sein Privatleben hat er längst kaum noch Zeit. Natürlich kann das nicht ewig so weitergehen. Doch das ahnt er noch nicht mal, als ihn ein Schlaganfall ereilt. Von einem Tag auf den anderen ist er in einen hilflosen Zustand, gleich dem eines Kleinkinds, zurückversetzt. Schlimmer noch, niemand nimmt ihn mehr ernst.

So muss er einfach alles von neuem lernen. Beim Sprechenlernen hilft ihm die Logopädin Jeanne (Leïla Bekhti). Da sie schon mehrere Patienten mit Schlaganfall hatte, weiß sie, wie schwierig es für einen Erwachsenen und einst selbstbestimmten Mann ist, so etwas Elementares wie Sprechen neu zu lernen. Tapfer spricht sie ihm Mut zu, doch Alain ist ein schwieriger Fall. Er hat absolut keine Geduld mit sich und plappert im üblichen befehlshabenden Ton einfach drauf los. Die anderen sollen tun, was er sagt. Dabei versteht ihn einfach niemand mehr.

Hier hat der Film seine großen Momente. Die Sprachwitze sind köstlich ohne unter die Gürtellinie zu gehen. Verdrehte Worte, ein „Auf Wiedersehen“ als Begrüßung, völliger Nonsens — all das trägt Fabrice Luchini mit der größten Ernsthaftigkeit vor, während alle anderen verdutzt sind oder sich das Lachen verkneifen müssen. Nicht so im Kinosaal! Und Luchini trägt diesen Film auf seinen Schultern. Obschon sehr albern, vermag er seiner Figur etwas Ernstes, Trauriges zu verleihen. Er macht keine Karikatur aus dem Konzernchef, der den Weg vom Café zu seinem Haus nicht mehr findet. Er schafft es, dass man mit diesem einstigen Arsch tatsächlich Mitleid empfindet.

Dabei fragt man sich allerdings, wieso ein französischer Film auf Teufel komm raus mit „Madame“ oder „Monsieur“ im Titel in die deutschen Kinos kommen muss. Haben die Zuschauer das nicht langsam satt? Kann man eine Geschichte nicht für sich sprechen lassen? Und schauen sich Kinogänger, die zuletzt in einem französischen Film gelacht haben, nun eher wieder einen Film aus Frankreich an und eher weniger eine deutsche Komödie? Dieser Madame-Monsieur-Stempel ist doch unnötig und mitunter sogar irreführend. Denn neben den wahrlich sehr komischen Wortspielen ist die Geschichte dieses Films eine durchaus nachdenklich stimmende. Der Biographie des ehemaligen Peugeot-Chefs Christian Streiff nachempfunden, führt der Film all den Getriebenen vor Augen, dass es im Leben noch anderes gibt, als nur Beruf, Karriere und Börsenkurse. Alain Wapler hat plötzlich wieder einen Zugang zum Leben seiner Tochter und wagt mit ihr sogar eine Wanderung auf dem Jakobsweg.

Das zweite Leben des Monsieur Alain ist also eine Tragikomödie, die zu einer besseren Work-Life-Balance aufruft. Durch seine Darsteller ist der Film sehr sympathisch und durch seine Wort- und Sprachspiele verdammt witzig. Angucken und Spaß haben!

Das zweite Leben des Monsieur Alain (2018)

Alain ist ein Geschäftsmann, dessen Leben so prallvoll ist, dass er immer allem hinterher hetzt. Nie hat er Zeit für sich oder für seine Familie — bis ihn eines Tages ein Schlaganfall ereilt, der ihm die Sprache raubt. Im Krankenhaus trifft er die Logopädin Jeanne, die ihm langsam und mühsam das Sprechen wieder beibringt.

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