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In „Dancing Queens“ rebellieren Diane Keaton, Jacki Weaver und eine Gruppe von Mitstreiterinnen mit einem Cheerleading-Club gegen die Konventionen des Alters. Aber wie sieht’s mit den filmischen Konventionen aus?

Dancing Queens (2019)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Ladies United

 Nachdem Diane Keaton in Book Club – Das Beste kommt noch eine Frau verkörpert hat, die – inspiriert durch die Erotikroman-Trilogie Fifty Shades of Grey – in der Liebe ungewohnte Wege geht, spielt sie in „Dancing Queens“ nun eine Figur, die auf eine sportlich-tänzerische Weise neue Seiten an sich entdeckt. Beide Filme erzählen zudem von Freundschaft unter Frauen im fortgeschrittenen Alter – und teilen leider eine dramaturgische und inszenatorische Formelhaftigkeit, die verhindert, dass die Geschichte und das Ensemble ihr Potenzial auszuschöpfen vermögen. 

Zu Beginn erfahren wir, dass sich die an Krebs erkrankte Martha (Keaton) gegen eine Chemotherapie entschieden hat und dass sie ihre Heimat in New York hinter sich lässt, um in eine Residenz für Menschen über 55 in Georgia zu ziehen. Vicki (Celia Weston), die Leiterin des Willkommenskomitees, präsentiert ihr die Golf- und Tennisplätze sowie den riesigen Außenpool und klärt sie über die örtlichen Regeln auf – etwa dass jede Person, die hier wohnt, einem Club beitreten oder einen neuen Club gründen muss. Da Martha, wie sie selbst sagt, „nur zum Sterben“ hergekommen ist, zeigt sie zunächst kein großes Interesse an derlei Aktivitäten. Doch durch ein Gespräch mit ihrer Nachbarin Sheryl (Jacki Weaver) entsteht in ihr plötzlich der Wunsch, eine Cheerleading-Gruppe auf die Beine zu stellen. Kurz darauf begeben sich die beiden auf die Suche nach weiteren Mitgliedern, um bei einer Revue aufzutreten.

Ähnlich wie die britische Produktion Tanz ins Leben (2018) liefert Dancing Queens die (gewiss nicht neue, aber zweifellos wahre) Botschaft, dass es für Empowerment niemals zu spät ist. Den „Ruhestand zu genießen“, wie es die Werbung für die noble Residenz verspricht, muss nicht zwangsläufig bedeuten, sich den gesellschaftlichen Erwartungen an ältere Menschen zu beugen. In Würde altern? Ja, gerne – allerdings sollte jede Person selbst definieren dürfen, was sie darunter versteht. In einigen Momenten reißen der Drehbuchautor Shane Atkinson und die aus dem Dokumentarbereich stammende Regisseurin Zara Hayes (die die Story mitkonzipiert hat) diesen Punkt an, etwa wenn die blasierte Vicki in einer Mischung aus Spott und Entsetzen anmerkt, dass das Cheerleading-Vorhaben von Martha und Sheryl nicht altersgemäß sei, oder wenn sich die Frauengruppe im Laufe ihres Entstehens gegen die Bevormundung von Ehemännern oder (erwachsenen) Kindern wehrt. Etwas mehr Tiefe wäre an dieser Stelle indes vonnöten gewesen, um mehr als nur nette Unterhaltung mit raschen Lösungen zu bieten.

Diverse Konflikte wirken allzu konstruiert – zum Beispiel wenn die noch recht untrainierte Truppe aus kaum plausiblen Gründen in einer vollbesetzen Highschool-Turnhalle auftreten muss und sich dabei natürlich völlig blamiert. Mehr Zeit hätte der Film stattdessen auf die Zeichnung der Figuren verwenden sollen. Während Diane Keaton gewissermaßen einfach das macht, was sie in einem Großteil ihrer Leinwandarbeiten der letzten beiden Dekaden getan hat, und Jacki Weaver eine amüsante, aber wenig originelle Kinoversion der stets lustbetonten Blanche Devereaux aus der Sitcom Golden Girls (1985-1992) gibt, bleiben die übrigen Damen des Cheerleading-Clubs alle ziemlich blass. So schön es ist, talentierte Schauspielerinnen wie Rhea Perlman (Cheers) und Pam Grier (Jackie Brown) zu sehen – so bedauerlich ist es zugleich, wie unterbeschäftigt diese bleiben. Charlie Tahan (Wayward Pines) und Alisha Boe (Tote Mädchen lügen nicht) verkörpern derweil die weniger komplexen Feelgood-Varianten der Rollen, die sie schon in den genannten Serien gespielt haben: den schüchternen Jungen und die beliebte Schülerin, die zur Außenseiterin wird. Als Enkel von Sheryl beziehungsweise als junge Choreografin der Frauen bekommen auch sie kein Material, aus dem etwas wirklich Spannungsreiches entstehen könnte.

Was neben den üblichen audiovisuellen Methoden – etwa der mit flotter Musik unterlegten Montagesequenz, die das Training einfängt – bleibt, ist ein sehenswerter Einblick in die unterschiedlichen Tanzstile, mit denen sich die Damen für den Club bewerben, von sinnlich über esoterisch bis hin zu sportlich, und ein paar einnehmende Freundschaftsmomente, in denen der Zusammenhalt gefeiert wird. Dancing Queens gelingt es zuweilen durchaus, zum Lachen und Mitfühlen zu animieren; zum Tanzen und Jubeln reicht es hingegen nicht. Dafür hätte der Film insgesamt weniger schematisch und weniger brav sein müssen.

Dancing Queens (2019)

Martha startet eine Cheerleader-Gruppe und zeigt damit sich und der Welt, dass es niemals zu spät ist, um seine Träume zu verwirklichen.

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Meinungen

Heidi · 03.07.2019

Muss man nicht gesehen haben. Ziemlich langweilig 🤭