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Vier Freundinnen im Alter von über 60 Jahren lesen Fifty Shades of Grey und bekommen Appetit auf Sex und Romantik. Mit geschärften Sinnen und wieder neugierig auf Männer entdecken sie, dass sie im Herzen jünger sind, als sie dachten.

Book Club - Das Beste kommt noch (2018)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Die Lust auf Liebe altert nie

Vier Freundinnen jenseits der 60 stehen in ihrem Leben am Scheideweg. Sollen sie noch optimistisch sein und glauben, dass die Zukunft prickelnde Erfahrungen für sie bereithält? Oder sollen sie die Straße des Verzichts beschreiten, auf der manche von ihnen schon, ohne es richtig zu merken, etliche Kilometer zurückgelegt haben? Die sexuell aktive, aber bindungsscheue Hotelbesitzerin Vivian (Jane Fonda) bestimmt als Lektüre für den monatlichen Literaturkreis, zu dem sich die Vier immer treffen, die Fifty Shades of Grey-Trilogie von E. L. James. Die ungewohnte Buchkost lockt die Frauen mental aus der Reserve und ermutigt sie, verschärft über Lust und Liebesglück nachzudenken.

Die launige Schmunzelkomödie ist das Regiedebüt des Drehbuchautors Bill Holderman (Picknick mit Bären). Er konnte für sie mit Jane Fonda, Diane Keaton und Mary Steenburgen drei Oscar-Preisträgerinnen gewinnen. Keaton spielt die Witwe Diane, die von ihren Töchtern gedrängt wird, ihr Haus aufzugeben und zu ihnen zu ziehen. In deren Augen ist sie eine gebrechliche Seniorin, die allein nicht mehr zurechtkommt. Aber dann lernt Diane den Piloten Mitchell (Andy Garcia) kennen, der ihr heftig den Hof macht und ihr zeigt, wie jung sie im Herzen ist. 

Mary Steenburgen spielt Carol, die mit Bruce (Craig T. Nelson) verheiratet ist. Aber seit Bruce in den Ruhestand getreten ist, befindet sich die Ehe in einer Krise. Carol möchte Bruce zum Sex animieren und drängt ihn dabei nur in die Defensive. Candice Bergen spielt die geschiedene Bundesrichterin Sharon. Sie hatte ihr Sexualleben schon aufgegeben, aber nun wagt sie den Schritt, sich bei einem Datingportal anzumelden. Und siehe da, prompt bekommt sie Post. Die forsche Vivian ist keine Kostverächterin, geht aber jeder emotionalen Beziehung aus dem Weg, aus Angst, doch nur verlassen zu werden. Davon wird das Wiedersehen mit Arthur (Don Johnson), ihrer Liebe aus jungen Jahren, überschattet.

Ein gemächliches Tempo und gediegener, gutmütiger Witz prägen die Atmosphäre dieser Geschichte. Sie demonstriert, dass es nie zu spät ist für Leidenschaft und Liebe. Außerdem preist sie den Wert der Frauenfreundschaft. Vivian, Sharon, Carol und Diane sind füreinander da, sie schauen, dass die eine nicht im grauen Schlabberlook zum Rendezvous geht, dass die andere die magische blaue Pille mit sich führt, die beim Mann Wunder bewirken kann. Die Fifty Shades of Grey-Trilogie dient den Frauen sozusagen als erotischer Appetizer, aber sie interessieren sich nicht speziell für SM-Praktiken. Die Konversationen über die Lektüre sind auch eher knapp und spärlich und bilden nur den Aufhänger für Gespräche über ihre individuellen Abenteuer. Diesen folgt die Filmhandlung in parallelen Episoden. 

Mit der Realität haben die romantischen Geschichten nur bedingt zu tun. Der Eifer, mit dem ihre Töchter Diane zum Betreuungsfall deklarieren, gibt den Ängsten vieler alter Menschen auf karikierende Weise ein Gesicht. Schwieriger wird es mit der Glaubwürdigkeit allerdings, wenn die grauhaarige Diane dem braungebrannten Piloten Mitchell den Kopf verdreht. Mit seinem ganzen Habitus entspricht der Mann eher dem Klischee des reiferen Zeitgenossen, der sich gerne mit Blondinen unter 35 Jahren schmückt. Andy Garcia ist auch zehn Jahre jünger als Keaton und indem der Film so tut, als wäre Dianes und Mitchells Verbindung eine Selbstverständlichkeit, wirkt er schönfärberisch. Wenn sich Diane und Mitchell beim Dinner auf einer Terrasse mit Meerblick unterhalten, schaut Garcia zudem so routiniert unbeteiligt drein, als drehte er einen Werbefilm. Seine Rolle eines Märchenprinzen, der die Frau mit dem geknickten Selbstwertgefühl wachküsst, mutet ja auch ziemlich artifiziell an. 

Auch Sharon findet auf der Datingplattform schnell Interessenten, die, anders als ihr Ex-Mann Tom (Ed Begley Jr.), keine blutjunge Schönheit an ihrer Seite benötigen. Warum in der Realität so viele Single-Frauen über 60 keinen Partner finden, ist eindeutig nicht das Thema dieser Geschichte. Musikalisch setzt der Film auf die zeitlos jungen Ohrwürmer, die das Quartett in der eigenen Blütezeit hörte. Lieder von Bob Dylan, Tom Petty, Meat Loaf, Paul Simon erklingen, während die Romanzen Fahrt aufnehmen. 

Trotz dieser flotten Retro-Melodien fehlt es der Komödie an Biss und Spritzigkeit. Der Humor wirkt selbst so betulich, als müsse er besondere Rücksicht auf das Alter der Charaktere nehmen. Kleine Wagnisse und peinlich-lustige Vorkommnisse darf es geben, aber sie werden schnell entschärft und geglättet. Bald besteht kein Zweifel mehr am versöhnlichen Kurs des ganzen Unterfangens, das einfach nur einen netten Eindruck machen will und das auch schafft.

Book Club - Das Beste kommt noch (2018)

Die Leben von vier lebenslangen Freundinnen ändern sich dramatisch, nachdem sie „50 Shades of Grey“ in ihrem monatlichen Buchclub gelesen haben.

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Meinungen

Tina · 07.07.2020

Die Kritik von Bianca Piringer ist aus meiner Sicht (best ager wie die Filmfiguren) voll zutreffend. Die Dialoge fand ich auch weder geistreich noch witzig.

Gabi · 04.10.2018

Ich fand den Film toll und mit mir zahlreiche Kinobesucher. Wie alt ist der Filmkritiker oder dieFilmkritikerin? Vielleicht noch etwas zu jung.

ddd · 05.09.2018

Schlechtester Film, den ich seit langem, wenn nicht überhaupt, gesehen habe.