Code Blue

Eine Filmkritik von Michael Spiegel

Marian, eine Krankenschwester um die 40, arbeitet in einer Klinik in einer Abteilung für hoffnungslose Fälle. Sie betreut hier ausschließlich Patienten, die bald sterben werden, meist nicht mehr kommunizieren können und hilflos ans Bett gefesselt sind. Code Blue ist dabei ein im Krankenhaus verwendeter Code, der benutzt wird, wenn ein indizierter Patient Reanimation benötigt, um dem Tod nochmals (kurz) zu entrinnen. Reanimationen kommen hier häufig vor, man lässt die Leute nicht gerne sterben, die Maschinerie ist im vollen Gange, zurück bleibt das pure Elend, aber zumeist kein menschenwürdiges Leben mehr.
Routine und Kontrolle bestimmen derweil Marians tägliche Arbeit; gleichermaßen liebevoll wie abgehärtet, aber auch ernst kümmert sie sich um ihre Fälle, manchmal aber hilft sie in besonderen Momenten und völlig eigenverantwortlich, nur ihrem eigenen Gewissen verpflichtet, mit Sterbehilfe ein wenig nach — ohne dass jemand sie direkt darum gebeten hat. Ob nun Patienten von ihr abgestöpselt oder mit einer Spritze ins Jenseits befördert werden und sich im Todeskampf kurz dagegen wehren — Marian macht ihr Handeln einzig und alleine mit sich selbst aus. Auch außerhalb des Krankenhauses sieht es ähnlich düster für sie aus. Denn Martha lebt ein einsames Leben bei zugezogenen Vorhängen und unausgepackten Umzugskisten. Freude und Spaß: komplette Fehlanzeige. Nur selten finden Gespräche mit Kollegen oder mir einer Art Freundin statt. Eines Tages jedoch trifft die Außenseiterin auf einer Party auf einen Fremden, der sie schnell in eine gefährliche, devote und sexuelle Abhängigkeit zu führen scheint …

Lange Szenen voller Apathie, verlassen wirkende Flure, eine beinahe körperlich spürbare Isolation — Momente im Krankenhaus, die meist wortlos und mit leiser, nervöser Hintergrundmusik daherkommen. Das Entweichen letzter Atemzüge bei gerade Verstorbenen, diese gespenstische Stille, dieses Dahinvegetieren der Patienten — alleine das sind bereits echte Herausforderungen.

Als das Kammerspiel jedoch in die seelischen Abgründe des Privatlebens von Marian schaut und den Todesengel beinahe in den Wahnsinn abgleiten lässt, muss man sich schon fragen, was Regisseurin Urszula Antoniak (Nothing Personal) hier umgetrieben haben mag. Denn neben Tod, Einsamkeit und Verlorenheit scheint kein Ausweg in Sicht. Eigene Fehler vergeben und gut mit sich umgehen, nicht nur für andere, sondern auch für sich selbst da sein — das sind zwei wichtige Ratschläge anderer Menschen, die für Marian wohl zu spät kommen. Denn sie will Opfer sein. Und wird es schließlich auch.

Code Blue

Marian, eine Krankenschwester um die 40, arbeitet in einer Klinik in einer Abteilung für hoffnungslose Fälle. Sie betreut hier ausschließlich Patienten, die bald sterben werden, meist nicht mehr kommunizieren können und hilflos ans Bett gefesselt sind.
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