Black Robe - Am Fluss der Irokesen

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Mission(ierung) fehlgeschlagen

Nach dem Erfolg mit Miss Daisy und ihr Chauffeur konnte sich Bruce Beresford aussuchen, welche Projekte er als nächstes angehen wollte. Er entschied sich für eine kleine kanadisch-australische Produktion, die auf dem Buch von Brian Moore basiert, der auch das Drehbuch zu Black Robe – Am Fluss der Irokesen verfasst hat. Herausgekommen ist ein schöner, unkonventioneller, nicht immer leicht anzusehender Film, der seine Geschichte mit viel historischem Respekt erzählt.
Der Jesuiten-Priester LaForgue hat eine Mission im Leben gefunden. Eine Mission von Gott: Er will den „Wilden“ den wahren Glauben näherbringen. Zusammen mit einem Assistenten reist er mit einigen Algonquin den Fluss hinauf. Sein Ziel ist das Land der Huronen, doch der Weg ist beschwerlich und gefährlich. Denn die Algonquin sind nicht sicher, ob der Schwarzrock nicht ein Dämon ist und vernichtet werden sollte. Und dann wird die Gruppe von Irokesen angegriffen …

Die Folterungen, denen der Priester und seine Begleiter bei den Irokesen ausgesetzt sind, erregten seinerzeit die Gemüter. Viele sahen es als rassistisches Stereotyp, wie die Indianer hier gezeichnet werden. Tatsächlich hatte Moore für sein Buch ausgiebig Recherchen betrieben und die Gewaltschilderungen sogar abgeschwächt. In der Realität waren sie noch weit schrecklicher, aber auch Ausdruck einer uns völlig fremden Kultur. Die Irokesen, wie alle anderen Indianer, sind keine Tiere, wie LaForgues Begleiter meint, sie sind Krieger, die frei von Mitleid agieren. Es ist eine andere Lebensart, die man nicht verstehen, aber akzeptieren muss.

Genau darum geht es in diesem Film: Dass die Weißen sich für überlegen hielten und nicht akzeptieren wollten, dass die Eingeborenen einen anderen Lebensstil pflegen. Menschen wie LaForgue ist es nie in den Sinn gekommen, dass sein missionarischer Eifer niemandes Leben besser macht, weder das Seine noch das der „Wilden“, denen er den wahren Glauben bringen will. LaForgue ist darum eine tragische Figur, jemand, der in seinem eigenen Glaubenssystem so gefangen ist, dass er der Hybris erliegt, über den anderen zu stehen. Das arbeitet Lothaire Bluteau, der mit Jesus von Montreal bekannt geworden ist, exzellent heraus.

Black Robe – Am Fluss der Irokesen ist auch faszinierend, weil er eine indianische Geschichte erzählt, die man auch in den frühen 90er Jahren, als Hollywood dank Der mit dem Wolf tanzt die Indianer für sich entdeckte, so nicht gesehen hat. Der Film befasst sich mit den Indianern im hohen Norden, in Kanada, was mit einer ganz eigenen Optik einhergeht, da hier die Kälte des Landes als Sinnbild für die rauen Gepflogenheiten der Eingeborenen dient. Der Film erzählt dabei sehr differenziert, er verfällt nie in Schwarzweißzeichnung. Edle Wilde sucht man hier ebenso vergeblich wie mörderische Rothäute. Stattdessen präsentiert der Film eine historisch akkurate Erzählung davon, wie der Untergang eines Stamms begonnen hat. Denn die Missionierung der Huronen, die das große Ziel für LaForgue war, war auch ausschlaggebend dafür, dass sie von ihren Feinden, den Irokesen überrannt wurden. Was folgte, war eine Neuordnung der Machtverhältnisse in den Indianergebieten Kanadas. Die Einmischung von außen sorgte für einen Kollaps von innen – in der Beziehung ist der Film aktueller denn je.

Black Robe - Am Fluss der Irokesen

Nach dem Erfolg mit „Miss Daisy und ihr Chauffeur“ konnte sich Bruce Beresford aussuchen, welche Projekte er als nächstes angehen wollte. Er entschied sich für eine kleine kanadisch-australische Produktion, die auf dem Buch von Brian Moore basiert, der auch das Drehbuch zu „Black Robe – Am Fluss der Irokesen“ verfasst hat. Herausgekommen ist ein schöner, unkonventioneller, nicht immer leicht anzusehender Film, der seine Geschichte mit viel historischem Respekt erzählt.
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