Titanic (1997)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Mehr Tiefe, James!

Wie nähert man sich einem Mythos an? Dies ist gleich in einem vielfachen Sinne die Frage, die unsichtbar über der Neu-Neuveröffentlichung von James Camerons Klassiker „Titanic“ schwebt, der lange Zeit (bis zum ebenfalls von Cameron gedrehten „Avatar – Aufbruch nach Pandora) mit einem Einspielergebnis von 1,8 Mrd. Dollar die Rekordlisten als erfolgreichster Film aller Zeiten anführte – von den elf gewonnenen Oscars mal ganz zu schweigen. Für den Regisseur selbst war dies damals die Frage, als er sich an sein Mammutprojekt machte. Denn der Untergang der RMS Titanic bei ihrer Jungfernfahrt im Jahre 1912 ist aus verschiedenen Gründen zu einem markanten Datum innerhalb der kollektiven Geschichte der Menschheit geworden – weil sie einerseits die Fehlbarkeit und Hybris des Menschen sinnfällig machte, an die wir auch heute noch durch Geschehnisse wie den Reaktorunfall von Fukushima schmerzhaft erinnert werden. Und weil sie andererseits in der Rückschau wie ein Vorgriff auf die Katastrophe wirkt, die zwei Jahre später die Welt erschüttern sollte: den Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Und nicht zuletzt gab der Untergang der Titanic einen Vorgeschmack auf ein Phänomen, mit dem wir uns heute mehr denn je auseinandersetzen müssen: Unglücksfälle wie diese sind durch die Macht der Medien längst zu globalen Ereignissen geworden. Der Untergang der Titanic war in diesem Sinne vielleicht die medial vermittelte globale Katastrophe der Neuzeit.

Insgesamt 36 Verfilmungen des Schiffsunglücks hat es seit dem Jahr 1912 gegeben, wobei die erste wenige Monate nach dem Unglück auf dem Berliner Wannsee gedreht wurde. Wirklich wichtig für das kollektive Gedächtnis des Kinos war aber vor allem Camerons „opus magnum“, mit dem sein unaufhaltsamer Aufstieg zum „König des Mainstream“ Fahrt aufnahm. Insofern liegt also in der neuerlichen Neuauflage nicht nur eine Chance auf finanziellen Gewinn (und das Risiko auf einen enormen Verlust), sondern auch ein Risiko – nämlich das, den eigenen Film dem Schlaf der Erinnerung zu entreißen und ihn, mit einigen technischen Gimmicks versehen, erneut dem Publikum zum Goutieren und den Kritikern zum Fraß vorzuwerfen. Denn schon damals hatte der Film keineswegs nur positive Reaktionen hervorgerufen, und bis heute gibt es viele Menschen, die sich bis dato strikt weigerten, die „Seeschmonzette“ auch nur eines Blickes zu würdigen. Es gibt eben nichts Beständigeres als festgefügte Vorurteile.

Die Geschichte ist bekannt und hat auch durch die digitale Nachbearbeitung keine Veränderung erfahren – wie auch? Im Zentrum des Films steht die Liebesgeschichte zwischen dem kühnen, aber verarmten Herumtreiber Jack Dawson (Leonardo DiCaprio) und der aus guten Verhältnissen stammenden Rose DeWitt Bukater (Kate Winslet), die eigentlich vor allem aus finanziellen Erwägungen längst dem ebenso reichen wie fiesen Caledon Hockley (Billy Zane) versprochen ist. Es ist eine Variation der Geschichte von Romeo und Julia – mit dem kleinen Unterschied, dass sich hier die Unmöglichkeit der Liebe nicht durch Zwistigkeiten zweier verfeindeter Familien, sondern durch soziale Klassenunterschiede manifestiert.

Das heimliche junge Liebespaar, zu dem der Tramp und die First-Class-Lady bald werden, wagt dennoch den Ausbruch aus dem starren Korsett des schicklichen Benehmens, bis die Titanic mit einem Eisberg kollidiert und auf dem Schiff der Kampf ums Überleben ausbricht. Sehr viel mehr muss man um die Story eigentlich kaum wissen. Trotz einer Vielzahl von Figuren und Zeitsprüngen zwischen der in der Gegenwart angesiedelten Rahmenhandlung rund um eine Schatzsuche und der Vergangenheit ist das dramaturgische Gerüst des Films übersichtlich gehalten und fokussiert mehr auf das Wie der Erzählung als auf ihren eigentlichen Inhalt (und Gehalt).

Wenn man will, findet man einige (gute) Gründe, warum man Titanic sowohl in der alten, als auch in der neuen, mit 3D-Technik aufgepeppten Form nicht gut findet, warum man ihn meidet. Dass Cameron ein großer Manipulator ist, der gerne mal auf die Tränendrüse drückt, dass sein Drehbuch von manchmal beinahe schon lächerlicher Naivität und großer Kitsch-Affinität ist, dass Kate Winslets Hang zum leicht hysterischen Spiel beizeiten nervt und die Rollen der Guten und der Bösen so überdeutlich konnotiert und vertreten werden wie im kruden Weltbild eines George W. Bush – all das kann man vorbringen, und all das hat auch seine Berechtigung.

Doch es gibt ein Gegenargument gegen all die Einwände – und es ist ein verdammt starkes: Der Film funktioniert einfach. Er hält über 194 Minuten hinweg die Spannung, lässt uns mit staunenden Augen schauen, lässt uns bangen, obwohl wir von Anfang an wissen, wie die Geschichte ausgehen wird, lässt uns mitfiebern, uns die Kälte des nordatlantischen Wassers fast schon körperlich fühlen. Und ja – er treibt uns in manchen Momenten (den einen mehr, den anderen weniger) die Tränen in die Augen. Trotz aller Zweifel und trotz unserer Abwehrhaltung: Dieser Film ist großes Kino und genau dafür, für die große Leinwand, gemacht worden.

Dazu tragen zwar auch die in mühevoller Kleinarbeit und von einem Team mit 250 Personen hergestellten 3D-Effekte mit einem Gesamtbudget von 18 Mio. US-Dollar bei, mit denen die Neuauflage unübersehbar auf ein junges Zielpublikum abzielt. Andererseits aber fallen diese Effekte gar nicht so sehr ins Gewicht, was vermutlich auch daran liegt, dass bei den Kamerabewegungen des Originals noch niemand an eine spätere stereoskopische Nachbearbeitung des Films dachte. Das wiederum hat zur Folge, dass abgesehen von einer wirklich auffälligen Stelle – als die alte Rose die Kette mit dem „Herz des Ozeans“ im Meer versenkt – die 3D-Bilder nahtlos und auf beinahe „natürlich“ anmutende Weise in den Film eingefügt wurden und es kaum Szenen gibt, wo sie ins Auge stechen oder gar negativ auffallen. Wobei gerade bei den in Schuss-Gegenschuss aufgelösten Dialogszenen und bei einigen halbnahen Einstellungen die Schwächen der nicht auf 3D ausgerichteten Kameraarbeit für kurze Momente deutlich sichtbar sind.

Was aber jenseits der aktuell eingefügten Bearbeitungen auch heute noch fasziniert, ist die Entdeckung, dass Camerons Film gerade in jenen Momenten wirklich großes Kino ist, wenn er seine 2D-Fähigkeiten ausspielt und in seinen Ansichten des Schiffs an maritime Seegemälde oder manchmal auch an die „ligne claire“ mancher Comics erinnert.

Ob allerdings, wie von Cameron erhofft, nun auch die Generation in die Kinos strömt, die den Film noch nicht oder allenfalls aus dem Fernsehen kennt, ist das große Vabanque-Spiel, auf das sich Cameron eingelassen hat: Funktioniert der Film auch heute noch jenseits der Hypes mit einem Leonardo DiCaprio, der längst kein Teenie-Schwarm mehr ist? Ist die unübersehbare Patina, die der Film ebenso angesetzt hat wie das Wrack der Titanic, auch für ein jüngeres Publikum noch anziehend oder wirkt sie vielmehr trotz der 3D-Technik antiquiert und gnadenlos retro? Auch hier wieder die Frage nach dem Umgang mit einem entrückten Mythos: Wie sieht man einen Film, über den man fast alles weiß, über den man unendlich viel gehört hat (Gutes wie Schlechtes)? Wie begegnet man ihm — unvoreingenommen? Voller Respekt oder mit einem verächtlichen Lächeln?

Titanic (1997)

Wie nähert man sich einem Mythos an? Dies ist gleich in einem vielfachen Sinne die Frage, die unsichtbar über der Neuveröffentlichung von James Camerons Klassiker „Titanic“ schwebt, der lange Zeit (bis zum ebenfalls von Cameron gedrehten „Avatar – Aufbruch nach Pandora“) mit einem Einspielergebnis von 1,8 Mrd. Dollar die Rekordlisten als erfolgreichster Film aller Zeiten anführte – von den elf gewonnenen Oscars mal ganz zu schweigen.

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Meinungen

Jacky · 28.04.2012

Der Film ist so schön ich hab geweint

Träne · 24.04.2012

Ja, die Tränen kommen tatsächlich, wenn man von Trännen liest...

Katja · 15.04.2012

Ich kann nicht glauben was in diesen Kommentaren steht. Sorry, aber zu dem Fiml gibt es hier kaum was zu sagen. Aber
"My Herd will go on, Filmstard, Verseumt, Herz erkreifend, und damit kommen mir die Trännen oder auch trennen.

kathi · 13.04.2012

Wie teuer ist der eintritt?

Tammo Janßen · 31.03.2012

Ich liebe diesen Film allein schon dadurch das er so Dramatisch ist.Und dann noch in 3D ist er noch besser.Ihr müsst ihn euch angucken!!!:)

Umbekannt · 02.03.2012

WOW jetzt kommt der endlich auch mal in die kinos :)

Tim · 10.02.2012

DEr film ist einfach SPIZTE

Anonym · 10.02.2012

Ich werse bei dem Film stard aufjedenfall dabei sein und ich hoffe sie kommen auch

DArio · 10.02.2012

Oh das Titel Lied ( My Herd will go on ) von Celine dion ist eines meiner TOP 3

nina · 10.02.2012

Dieser film ist TOP

Celle · 10.02.2012

dieser film ist der besste den ich je gessehen habe er ist so was von herz erkreifend da können nicht mal die härtesten männer ihre trännen zurück halten ich sag nur eins kukt euch diesen film an den wen ihr es nicht macht habt ihr was verseumt. auch wen ihr in 100 mal auf DVD angeschat habt ist es egal weil ich sag nur eins 3D version