Von 5 bis 7 - Eine etwas andere Liebesgeschichte

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Eine verwegene Liebe

Der Bezeichnung ‚altmodisch‘ haftet durchaus zu Recht etwas Negatives an – da sie meist bedeutet, dass etwas verstaubt und konservativ oder gar reaktionär ist. Im Fall der Tragikomödie Von 5 bis 7 ist das Altmodische jedoch mit einer erstaunlichen Frische sowie mit Geist und Witz verbunden: Das Langfilm-Regiedebüt des Drehbuchautors und Produzenten Victor Levin kombiniert die kinematografischen Tugenden der Vergangenheit mit modernen Ansichten und ist somit ein Werk für progressive Nostalgiker_innen, die die Eleganz, nicht aber die Antiquiertheit des klassischen Hollywoodkinos schmerzlich vermissen.
Held des Films ist der erfolglose New Yorker Schriftsteller Brian (Anton Yelchin), der die Wände seines Apartments mit den zahlreichen Absagen tapeziert, die er für seine Kurzgeschichten über Hunde oder Baseball erhält. Dem jungen Mann fehlt es an Lebenserfahrung – was sich schlagartig ändert, als er der 33-jährigen Französin Arielle (Bérénice Marlohe) vor dem St. Regis Hotel begegnet. Der nette Flirt zwischen den beiden führt zu einem Wiedersehen und schließlich zu einem ersten Date, bei dem Brian davon in Kenntnis gesetzt wird, dass Arielle bereits verheiratet sowie Mutter zweier Kinder ist. Sie versichert ihm allerdings, es sei überhaupt kein Problem für ihren Gatten Valery (Lambert Wilson), wenn sie werktags zwischen fünf und sieben Uhr eine Affäre mit einem anderen Mann einginge; denn auch der beim französischen Konsulat tätige Valery hat eine außereheliche Beziehung mit der sympathischen Jane (Olivia Thirlby). Nach anfänglichem Zögern lässt sich Brian auf eine Liaison mit Arielle ein – und wird bald von Valery zum Abendessen eingeladen sowie als Teil der Familie willkommen geheißen. Aber Brians Gefühle für Arielle werden zunehmend stärker.

Levin schafft es, dass das Geschehen zu keinem Zeitpunkt albern-frivol wirkt; selbst die scherzhafte Auseinandersetzung mit nationalen Klischees hat stets Esprit, was nicht zuletzt am wunderbaren Ensemble liegt. Die Sequenz, in der Brian Arielle seinen von Frank Langella und Glenn Close verkörperten Eltern vorstellt, ist ein Paradebeispiel für die hohe Kunst der comedy: Hier treffen nicht nur jüdisch-US-amerikanische Neurosen auf französische Gelassenheit, sondern auch herrliche Dialoggestaltung sowie durchdachte Bildkomposition auf mimische Brillanz. Ebenso geglückt sind sämtliche Momente zwischen dem zentralen Paar, weil die Chemie zwischen Yelchin und Marlohe stimmt. Wenn Arielle Brian bei einem gemeinsamen Besuch im Guggenheim-Museum mit unkonventionell-düsteren Gemäldeinterpretationen verblüfft oder die beiden sich gegenseitig bei der Wein- beziehungsweise Bierprobe testen, könnte man den Figuren noch stundenlang zusehen. Der im Juni 2016 viel zu früh verstorbene Anton Yelchin entfaltet in seiner Rolle einen unbeholfen-melancholischen Charme, dem man sich unmöglich entziehen kann, und Bérénice Marlohe gelingt es, aus ihrem Part weit mehr als eine Fantasiegestalt zu machen, die den Protagonisten beflügelt – wie es ihr mit ihrem nuancenreichen Spiel schon 2012 in Skyfall gelang, mehr als ein weiteres ‚böses‘ Bond-Girl zu sein. Die ruhigen, langen Kameraeinstellungen, die ein Kontrast zur Hektik heutiger Inszenierungsmethoden bilden, geben dem Duo Raum und fangen die entstehende, bittersüße Liebe zwischen Brian und Arielle ganz unaufgeregt ein.

Von 5 bis 7 ist ein Film, in dem Komplimente wie „Dein Körper drückt wunderschön aus, was in deinem Herzen ist“ völlig ohne Ironie ausgesprochen werden und ein Liebesakt die Worte „Das war sehr verwegen“ als Feedback erhält. Im Gegensatz zu etlichen Feelgood-Dramödien, die wie abgefilmte Hochglanzmagazine und dadurch oberflächlich-verlogen anmuten, zeichnet sich Levins Werk durch eine angenehme Verträumtheit aus: Es gaukelt uns nicht vor, dass die Welt so ist, wie sie hier gezeigt wird, es demonstriert uns nur, dass sie etwas mehr so sein sollte.

Von 5 bis 7 - Eine etwas andere Liebesgeschichte

Der Bezeichnung ‚altmodisch‘ haftet durchaus zu Recht etwas Negatives an – da sie meist bedeutet, dass etwas verstaubt und konservativ oder gar reaktionär ist. Im Fall der Tragikomödie „Von 5 bis 7“ ist das Altmodische jedoch mit einer erstaunlichen Frische sowie mit Geist und Witz verbunden: Das Langfilm-Regiedebüt des Drehbuchautors und Produzenten Victor Levin kombiniert die kinematografischen Tugenden der Vergangenheit mit modernen Ansichten und ist somit ein Werk für progressive Nostalgiker_innen, die die Eleganz, nicht aber die Antiquiertheit des klassischen Hollywoodkinos schmerzlich vermissen.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen