Mr. und Mrs. Smith (1941)

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Mr. Hitchcock lässt den Ball rotieren

In den Beziehungsuniversen von Paaren mit Trauschein oder ohne wuchern in Bezug auf die Ehelichkeit die seltsamsten Konstellationen. Da gibt es Verbindungen, die lange bestehen, bevor es zur Heirat kommt, um dann wiederum rasch geschieden zu werden – und umgekehrt. Bei Alfred Hitchcocks Mr. und Mrs. Smith verhält es sich einmal mehr kurios: Ann (Carole Lombard) und David (Robert Montgomery) wähnen sich seit drei Jahren in turbulenter, doch bestens funktionierender Ehe gesetzlich miteinander angetraut, als sie erfahren, dass dieser Bund auf Grund eines Formfehlers schlichtweg rechtlich ungültig ist – ein nicht unpikanter Umstand im New York der frühen 1940er Jahre. Doch anstatt rasch die notwendigen Formalitäten nachzuholen und weiterhin in liebevoller Zwietracht zusammenzuleben, stürzen sich die beiden in eine trennende Krise, und Ann wirft David kurzerhand aus der gemeinsamen Wohnung …
Zu Beginn dieser rasanten Screwball-Komödie mit ironischem Inventar erleben wir die Smiths bei einem ihrer Rückzugsgefechte im Schlafzimmer. Gemäß der ehelichen Regel, bei einem Streit das Territorium nicht zu verlassen, sondern gemeinsam bis zur Versöhnung auszuharren, haben sie sich wieder einmal tagelang im Schlafzimmer verbarrikadiert, lassen sich vom Personal versorgen und vegetieren zwischen Bergen von gebrauchtem Geschirr und wechselhaften Stimmungen dahin, wohlwissend, dass es nur eine Frage der Zeit und des Stolzes ist, bis David seine Arbeit als Anwalt in der Kanzlei wieder aufnimmt und auch Ann ihren angenehmen Alltag fortführt, nachdem sie sich verziehen und vertragen haben. Doch ausgerechnet dieses Mal stellt Ann ihrem vermeintlichen Gatten eine besonders brisante Frage als „eheliches“ Ritual, die dieser aufrichtig beantworten muss: Wenn er wieder die Wahl hätte, würde er sie erneut heiraten? Er wird es noch bitter bereuen, dass er verneint, seine Freiheit sei ihm im Nachhinein doch wertvoller, was die hartgesottene Ann dann doch empfindlich trifft, wie sich bald herausstellt. Denn während David sie nach anfänglich bos-scherzhaftem Zögern selbstverständlich ehelichen will, verweigert Ann nun deutlich ihre Zustimmung. Im Gegenteil – sie beginnt heftig mit seinem Kompagnon Jeff (Gene Raymond) zu flirten, der ihr schließlich ebenfalls einen Antrag macht …

Ein pfiffiges Stück um die exaltierten Beziehungsspiele eines Paares, die auf Grund widriger Umstände temporär mehr oder weniger ernsthaft aus der Balance geraten, stellt Mr. und Mrs. Smith dar, den Alfred Hitchcock offensichtlich einer für ihn ungewohnten Stilübung gleich nichtsdestotrotz souverän inszeniert hat. Witzig bis leicht zynisch im Detail und mit kleinen, für die damalige Zeit durchaus subversiven Quentchen gespickt präsentiert der Film sein prätentiöses Paar jenseits von Romantik oder gar Erotik als Kampfgeister in eigener Sache, die im Grunde sich selbst ein unterhaltsames Schauspiel liefern, bis sie erschöpft genug zur erneuten Versöhnung sind.

Mr. und Mrs. Smith (1941)

In den Beziehungsuniversen von Paaren mit Trauschein oder ohne wuchern in Bezug auf die Ehelichkeit die seltsamsten Konstellationen. Da gibt es Verbindungen, die lange bestehen, bevor es zur Heirat kommt, um dann wiederum rasch geschieden zu werden – und umgekehrt.
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