Log Line

Home-Invasion-Thriller sind nicht gerade für ihre Originalität bekannt, folgen fast immer eingeübten Mustern. In „The Owners“ ist das nur selten anders. Der Film beweist aber, was eindringliche Darbietungen und eine umsichtige Inszenierung des Schreckens auf engem Raum bewirken können.

The Owners (2020)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Von wegen leichte Opfer

Zu einer der bekanntesten Erzählkonventionen des Home-Invasion-Thriller-Subgenres gehört die Erkenntnis der Eindringlinge, dass sie die Menschen, in deren Haus sie eingebrochen sind, auf fatale Weise unterschätzt haben. Äußerst effektiv wird dieses Muster im Schocker „Don’t Breathe“ vorgeführt, der seine Protagonist*innen mit einem überraschend resilienten und kompromisslosen blinden Veteranen konfrontiert. Der Plot mag recht überschaubar sein. Und die Figuren kommen nicht sehr ausgefeilt daher. Die Art, wie Regisseur und Ko-Drehbuchautor Fede Alvarez das Katz-und-Maus-Spiel inszeniert und filmt, fesselt aber ungemein und lässt einem fast keine Luft zum Atmen. Ähnlich verhält es sich auch im Home-Invasion-Reißer „The Owners“, der auf der Graphic Novel Vollmondnacht basiert und aus seinem rudimentären Szenario ein erstaunliches Maß an Spannung zieht. 

Wie so oft — das sei gleich vorweggeschickt - muss man Logik und Glaubwürdigkeit hinten anstellen, möchte man den nervenaufreibenden 90-Minuten-Ritt wirklich „genießen“ können. Die Räuberbande, die in das Haus eines alten Ehepaares einbrechen will, stellt sich nämlich dermaßen dilettantisch an und präsentiert sich derart schlecht vorbereitet, dass es beinahe schon wieder lustig ist. Manche Handlungswendungen funktionieren nur dann, wenn man die Plausibilität komplett außer Acht lässt. Einen Hammer mit gefesselten Händen so zu schwingen, dass er gravierende Schäden anrichtet, ist etwa schier unmöglich. Sei’s drum. Ist man bereit, die logisch nicht immer stabile Konstruktion des Films zu akzeptieren, dürften seine garstigen Twists ihre bitterböse Wirkung voll entfalten. 

Nathan (Ian Kenny), Terry (Andrew Ellis) und Gaz (Jake Curran) haben es satt, irgendwo im englischen Nirgendwo ohne große Perspektiven festzustecken, und richten ihre Aufmerksamkeit daher auf die einsam gelegene Villa des Landarztes Richard Huggins (Sylvester McCoy) und seiner Gattin Ellen (Rita Tushingham). Schnell rein, den Safe ausfindig machen, von dem Terrys Mutter zu berichten wusste, und anschließend auf in ein neues Leben. So lautet der Plan des Trios, der jedoch schon dadurch verkompliziert wird, dass plötzlich Nathans Freundin Mary (Maisie Williams) auftaucht und ihr Auto einfordert, mit dem sie zur Arbeit fahren will. Obwohl sie offenbar die Vernünftigste in der Runde ist, lässt sie sich breitschlagen, kurz im Wagen auszuharren. Als sich der Tresor im Keller als unüberwindbare Hürde erweist, beschließen die drei Einbrecher, auf den Doktor und seine Frau zu warten, um ihnen den Code für den Safe abzupressen. Genervt betritt irgendwann auch Mary das Haus. Und nur wenig später kehren die alten Leute zurück, die keineswegs Anstalten machen, die Zahlenkombination einfach so preiszugeben.

Dass die Eindringlinge nicht an einem Strang ziehen, wird bereits nach dem Betreten des Gebäudes deutlich. Während Gaz seine Wut über die eigene prekäre Lage an der Einrichtung des Ehepaares auslässt, ist der etwas unbedarfte Terry entsetzt über den Zerstörungseifer. Ernst nehmen die Begleiter seine Beschwichtigungsbitten allerdings nicht. Der Versuch, eine soziale Ebene in der Handlung unterzubringen, wie sie auch in Don’t Breathe durchscheint, bleibt nur ein Randaspekt und verleiht dem aus dem Ruder laufenden Treiben keine zusätzliche Tiefe. 

Was zählt, ist die unvermeidliche Eskalation innerhalb des Hauses, das wir erst zum Ende hin wieder verlassen werden. Für einen schrecklichen Verlauf des Einbruchs spricht schon die fehlende Organisation der Diebesbande. Gerade weil den jungen Männern alles schnell zu entgleiten droht, ist man auf das Äußerste gefasst. Mit einer oft unnachgiebig drängenden Musikuntermalung (verantwortlich: Paul Frazer und Vincent Welch) befeuert Regisseur Julius Berg die klaustrophobische Stimmung. Wahrlich furchteinflößend ist das Auftreten von Gaz-Darsteller Jake Curran, der die Rolle des unberechenbaren Psychos mit einer animalischen Intensität versieht. Im Gegensatz zu den anderen Eindringlingen ist ihm wahrlich alles zuzutrauen. Genau diesen Gegensatz macht sich der verhältnismäßig ruhig bleibende Dr. Huggins zunutze, wenn er an Nathans und Terrys Vernunft appelliert. 

Etwa zur Mitte hin nimmt der Thriller einen drastischen Kurswechsel vor, über den hier natürlich nur wenig verraten werden soll. Ihre passiven Opferrollen — das lässt schon der Filmtitel anklingen — legen der Arzt und seine Frau jedenfalls ab und überraschen die junge Leute ein ums andere Mal. Neben der mit Verve agierenden Maisie Williams können sich nun vor allem Sylvester McCoy und Rita Tushingham in den Vordergrund spielen. Reizvoll ist der Kontrast zwischen ihrem harmlosen Aussehen und der Entschlossenheit, die ihre Figuren auf einmal an den Tag legen. Einige Enthüllungen in der zweiten Hälfte hätte man sicher noch besser platzieren können. Und das inkonsistente Verhalten Terrys sorgt für Amüsement. Nichtsdestotrotz wächst sich The Owners gegen Ende zu einem bizarren Albtraum aus, der dank eines plötzlich verengten Bildformats noch mehr Beklemmung erzeugt.

The Owners (2020)

Der Plan klang simpel: Der Landsitz der Huggins liegt gut versteckt, es gibt einen Safe voller Geld und der alte Arzt und seine Frau sind unterwegs. Perfekte Voraussetzungen für einen Einbruch, finden Nathan, Terry und Gaz. Terrys Freundin Mary ist zwar dagegen, folgt den Jungs dann aber doch zum Haus. Dort lässt sich der Tresor blöderweise nicht knacken und die Truppe beschließt, den Alten für die Herausgabe der Kombination ordentlich Angst einzujagen. Als das Paar zurückkehrt, wirkt es allerdings wenig eingeschüchtert. Vielmehr sind die beiden ein eingespieltes Team, das es faustdick hinter den Ohren hat. Und schon hat sich das Blatt für die Einbrecher mehr als ungünstig gewendet.

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Meinungen

Dani · 17.07.2022

Ich würde den Film nicht weiter empfehlen war richtig langweilig!