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Ein ehemaliger Soldat und ein Waisenmädchen versuchen die Welt von einem tödlichen Fieber zu heilen – das sind die Geschichten, die die Herzen von Fantasy- und Animefans höherschlagen lassen. Demnächst im Kino …

The Deer King (2021)

Eine Filmkritik von Falk Straub

Big Bad Wolves and Cub

Animes sind weiterhin eine Seltenheit in den deutschen Kinos. Und die, die es dorthin schaffen, werden oft nur an einem einzigen Termin gezeigt. „The Deer King“ vom Regieduo Masashi Ando und Masayuki Miyaji ergeht es nicht anders. Ihr großangelegtes Fantasy-Spektakel ist durchaus einen Kinobesuch wert. Wer auf Trickfilme aus Fernost steht, kommt am Kartenkauf ohnehin nicht vorbei.

Der Film hat gleich zwei Vorlagen. Unter dem Titel Shika no Ō veröffentlichte der japanische Schriftsteller Nahoko Uehashi im September 2014 einen zweibändigen Fantasyroman. Vier Jahre später machte Taro Sekiguchi daraus einen Manga, der zunächst online, später dann auch in gedruckter Form erschien. Die Filmversion der Geschichte feierte im vergangenen Jahr beim Trickfilmfestival im französischen Annecy ihre Weltpremiere.

Wer die Vorlagen nicht kennt, dürfte es schwer haben, sich in Uehashis weitverzweigter Welt auf Anhieb zurechtzufinden. Masashi Ando und Masayuki Miyaji werfen ihr Publikum mitten hinein in eine Geschichte zweier verfeindeter Königshäuser und eines lange zurückliegenden Krieges, der erst durch ein durch Wölfe übertragenes Virus gestoppt werden konnte, das als ausgerottet galt, sich nun aber wieder verbreitet. In dieser neuerlich vom schwarzen Wolfsfieber bedrohten Welt werden Ränke geschmiedet und Intriganten hintergangen. Alles hat einen doppelten und dreifachen Boden. Trotz eines Erzählers, der durch die Geschichte führt, bleibt vieles verwirrend.

Das liegt vor allem an zwei Dingen: der Überfülle an Figuren, an Nebenhandlungen und an Inhalt im Allgemeinen und dem unausgewogenen Erzähltempo im Besonderen. Immer dann, wenn man glaubt, nun hätten Ando und Miyaji ihren Rhythmus gefunden, schalten sie ein Gang höher oder legen eine Vollbremsung hin. Das hat vor allem damit zu tun, zu viel in zu wenig Zeit erzählen zu müssen. Die längere Serienform wäre dem umfangreichen Stoff wohl gerechter geworden.

Dass es die zwei Regisseure eigentlich besser können müssten, offenbart ein Blick auf ihre Vita. Ando war an zahlreichen Studio-Ghibli-Filmen als Animator, zum Teil in leitender Funktion, beteiligt. Bei den Ghibli-Höhepunkten Chihiros Reise ins Zauberland (2001) und Erinnerungen an Marnie (2014) war er ebenso Animationsregisseur wie bei Satoshi Kons Meisterwerk Tokyo Godfathers (2003) und Makoto Shinkais Kassenschlagern Your Name. (2016) und Weathering With You (2019). Sein Kollege Miyaji, der vornehmlich fürs Fernsehen arbeitet, hat mit einer Regieassistenz bei Chihiros Reise … ebenfalls einen Klassiker des Animationsfilms im Lebenslauf stehen. Davon, ein solcher Klassiker zu werden, ist The Deer King jedoch weit entfernt.

Was die Qualität der Animationen anbelangt, spielt dieses Fantasy-Abenteuer nicht in der ersten Liga, durch seine Geschichte könnte es sich aber in die Herzen der Animefans spielen. Denn in seinem Kern geht es um eine Familiengeschichte, die in Ansätzen an Kazuo Koikes und Goseki Kojimas Mangaklassiker Lone Wolf and Cub erinnert. Wie der wortkarge Ex-Soldat Van mit dem Waisenmädchen Yuna, dessen er sich annimmt, umgeht, das ist schon herzerwärmend. Und auch das Worldbuilding dieses fiktiven Universums kann sich trotz aller Verständnisschwierigkeiten sehen lassen. Alles in allem ein Anime, bei dem man über die Schwächen getrost hinwegsehen muss.

The Deer King (2021)

Die Königreiche Zol und Akhafa liegen im erbitterten Krieg, als eine tödliche Krankheit, das „schwarze Wolfsfieber“, die Invasion des übermächtigen Zol stoppt und zu einem scheinbar friedlichen Miteinander führt. Viele Jahre später wird Zol erneut von der mysteriösen Seuche befallen, die bis dahin als ausgerottet galt. Denn in einem von Wölfen beherrschten Gebiet kommt es in einer Salzmine zu einem folgenschweren Vorfall. Dort müssen Verbrecher ihre Strafen als Sklaven bis zu ihrem Lebensende verbüßen. Unter ihnen ist der ehemalige Kommandant Van aus Akhafa.

Eines Nachts fallen Wölfe über die Mine her und töten in einem blutigen Gemetzel fast alle Sklaven, Aufseher und Arbeiter. Es gibt nur zwei Überlebende: Van und ein kleines Mädchen namens Yuna entkommen wie durch ein Wunder dem Tod. Der ehemalige Kommandant nimmt sich Yuna an und begibt sich mit ihr auf die Reise.

Zufällig erreichen sie ein kleines Dorf, in dem sie zumindest kurzzeitig ein friedliches Leben führen. Denn der Frieden währt nicht lange. Während sich die tödliche Krankheit immer weiter ausbreitet, geraten Van und Yuna auf der Suche nach einem wirkungsvollen Heilmittel in die Schusslinie …

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