Jupiter Ascending

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Rehabilitierung verpasst

Im Grunde ist es fast unmöglich, unvoreingenommen an diesen Film heranzugehen. Zunächst wurde Jupiter Ascending wenige Wochen vor dem ursprünglich geplanten Kinostart im Juli 2014 um einige Monate nach hinten verschoben, was umgehend allerhand Spekulationen zur Folge hatte. Und nun dringen seit Tagen eher negative Reaktionen über die überraschende Uraufführung beim Sundance Film Festival (eine eher ungewöhnliche Abspielfläche für einen Science-Fiction-Blockbuster) an die Öffentlichkeit. Nachrichten, die dem Verleih ganz und gar nicht schmecken dürften, da er sorgsam darum bemüht war, die Presseberichterstattung mittels Embargo so lange wie möglich zu regulieren.
Selbst wenn man versucht, die Vorgeschichte auszublenden, gelingt es nicht, den einst gefeierten Wachowski-Geschwistern ein neues Meisterwerk zu attestieren. Zwar greifen die Matrix-Schöpfer mit ihrem thematisch ambitionierten Weltraum-Epos nach den Sternen, verfangen sich am Ende aber in einer etwas fahrigen Geschichte, die erstaunlich viele unfreiwillige Lacher produziert. Wie bei ihrem letzten Kinoprojekt, der bildgewaltigen Romanadaption Cloud Atlas (gemeinsam mit Tom Tykwer inszeniert), spannt das Regie-Duo dabei einen großen Bogen und wartet mit teilweise spektakulären Leinwandpanoramen auf. Das alleine reicht jedoch nicht, um den Betrachter ernsthaft mitzureißen.

Erzählt wird von der desillusionierten Jupiter Jones (Mila Kunis), die zu großen Taten berufen sein soll, sich in der rauen Wirklichkeit aber als einfache Putzhilfe verdingt. Bislang hat die junge Frau nicht allzu viel zustande gebracht und ist daher umso erstaunter, als sie eines Tages von Außerirdischen angegriffen wird. Gerade rechtzeitig erscheint der genmanipulierte Ex-Soldat Caine (Channing Tatum) auf der Bildfläche, um sie vor dem Schlimmsten zu bewahren. Und nicht nur das. Der muskelbepackte Weltraumsöldner hat auch eine Erklärung für den Überfall parat: Jupiter scheint eine Anwärterin auf ein kosmisch-königliches Erbe zu sein, um das drei Geschwister einer mächtigen Alien-Rasse streiten. Vor allem der finstere Balem (Eddie Redmayne) hat es auf sie abgesehen und will sie endlich zur Strecke bringen.

Ausgehend von dieser Prämisse entführen uns die Wachowskis in ein berauschendes Galaxiensystem, das mit Liebe zum Detail gezeichnet ist und mehrfach überlebensgroße Bilder bietet. Das Auge kommt hier zu seinem Recht, wenngleich einige Kostümierungen und Maskeraden etwas albern wirken. Inszenatorisch auf der Höhe zeigen sich die Filmemacher auch bei zahlreichen dynamischen Action-Passagen. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang insbesondere eine halsbrecherische Verfolgungsjagd durch die Hochhausschluchten Chicagos, bei der man eine Ahnung davon bekommen kann, wofür das 175-Millionen-Dollar-Budget ausgegeben wurde.

Weniger souverän fällt dagegen der dramaturgische Aufbau aus. Mehrfach sinkt die Spannungskurve ab. Immer wieder werden große Ideen eher holprig miteinander verbunden. Und nicht selten geben die Figuren salbungsvolle Einsichten zum Besten, die Tiefe vorgeben, anstatt sie zu besitzen. Verwundern muss es daher nicht, dass das Geschehen an manchen Stellen unfreiwillig komisch wirkt. Ungünstig ist darüber hinaus die Entscheidung, die antagonistischen Bestrebungen auf mehrere Schultern zu verteilen. Wirklich furchteinflößendes Profil kann so jedenfalls keiner der Gegenspieler erlangen. Was nicht zuletzt der Tatsache geschuldet ist, dass Eddie Redmayne und Douglas Booth als Balems Bruder Titus ihre Rollen äußerst affektiert interpretieren.

Einen eher bescheidenen Eindruck hinterlässt auch Hauptdarstellerin Mila Kunis, die weder Jupiters schleppende Wandlung zur Kampfamazone noch ihr aufkeimendes Interesse für den stoischen Caine glaubhaft vermitteln kann. Ob Natalie Portman, die in einem frühen Stadium die Titelfigur spielen sollte, das Ganze auf eine andere Stufe gehoben hätte, ist allerdings ebenso fraglich, da die Wachowskis ganz einfach mit zu vielen Baustellen zu kämpfen haben. Was fast schon tragisch ist, schließlich müssen sich die Macher, ähnlich wie ihre Protagonistin, nun dem eigenen Schicksal stellen. Bekommt ihre Filmkarriere noch einmal Auftrieb oder stürzt sie ins Bodenlose? Das ist die Frage, die das Publikum schon bald beantworten wird.

Jupiter Ascending

Im Grunde ist es fast unmöglich, unvoreingenommen an diesen Film heranzugehen. Zunächst wurde „Jupiter Ascending“ wenige Wochen vor dem ursprünglich geplanten Kinostart im Juli 2014 um einige Monate nach hinten verschoben, was umgehend allerhand Spekulationen zur Folge hatte. Und nun dringen seit Tagen eher negative Reaktionen über die überraschende Uraufführung beim Sundance Film Festival (eine eher ungewöhnliche Abspielfläche für einen Science-Fiction-Blockbuster) an die Öffentlichkeit.
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Meinungen

peter schubert · 14.02.2015

Für mich ein herrlich phantasievoller,hyperkreativer, märchenhafter ,technisch überragender Science Fiction,der hoffentlich wie Star Wars in einigen Fortsetzungen,die Geschichte noch weiterspinnt.