Herz aus Stahl (2014)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Schmutzige Gefechte

Schon wieder ein Film über den Zweiten Weltkrieg. Noch dazu Brad Pitt in der Rolle eines Nazi-Jägers. Was nach einem Aufguss von Quentin Tarantinos genial-verspielter Farce Inglourious Basterds klingt, entpuppt sich erfreulicherweise als eigenständiges Unterfangen. Denn Regisseur und Drehbuchautor David Ayer marschiert mit Herz aus Stahl (Was, bitte, ist am Originaltitel „Fury“ so verkehrt?) in eine gänzlich andere Richtung. Statt ironischer Geschichtsumschreibung betreibt er raue Kriegsbeschau. Ohne Rücksicht auf Verluste. Im Zentrum: eine amerikanische Panzereinheit, die sich im April 1945 durch ein verheertes Deutschland walzt. Stets bereit, die kapitulationsunwilligen Truppen Hitlers zu eliminieren. Angeführt werden die gerechten Krieger von Don „Wardaddy“ Collier (Brad Pitt), der seine Männer nicht verschont und doch allerhöchsten Respekt genießt. Ins Wanken gerät das Gleichgewicht seiner Crew, als ihr Bugschütze ums Leben kommt und schnell Ersatz gefunden werden muss. Das Los trifft den unerfahrenen Norman Ellison (Logan Lerman), der erst vor kurzem als Schreibkraft zur Armee gestoßen ist und dementsprechend unbeholfen auftritt. Da der junge Mann zudem Skrupel hat, feindliche Soldaten zu erschießen, steht ihm die Panzertruppe anfangs skeptisch gegenüber.

Das ist die Ausgangslage eines kompromisslosen Kriegsfilms, der erzählerisch äußerst spartanisch daherkommt. Große Wendungen scheinen Ayer nicht zu interessieren. Ebenso wenig eine eingehende Charakterzeichnung. Bis auf Wardaddy und Norman bleiben die Figuren recht flach und austauschbar. Die Handlung kreist im Grunde nur um zwei große Pole: Nazis töten und strategische Punkte sichern. Collier und seine Recken streifen daher die meiste Zeit durch Wald und Wiesen. Durch brachliegende Landschaften, denen der Schrecken des Krieges unübersehbar eingeschrieben ist. Rauchschwaden ziehen des Öfteren vorbei, Schlammfarben dominieren, und im morastigen Untergrund kommen immer wieder Leichenteile zum Vorschein. Die Atmosphäre, die Ayer und Co mit ihrem dreckigen Szenenbild erzeugen, ist grimmig, ungemütlich und führt dem Betrachter die Grausamkeit des Krieges ungeschönt vor Augen.

Entsprechend dieser Agenda schaut die Kamera auch dann nicht weg, wenn die Auseinandersetzungen physische Konsequenzen haben. Mehr als einmal bedient sich der Regisseur deftiger Splatter-Szenen, die allerdings nie selbstzweckhaft erscheinen. Im Gegenteil: Blut und Wunden sind Bestandteil des Kampfes und dürfen nicht ausgeblendet werden, will man eine halbwegs authentische Rekonstruktion erreichen. Intensiv geraten darüber hinaus die krachenden Gefechtssituationen, die Collier und seine Truppe mehrfach überstehen müssen. Dabei wechselt der Film häufig von einer Außenperspektive in eine klaustrophobische Innenansicht des Panzers, in dem sich Panik und Entschlossenheit die Waage halten. Das Töten der Nazis bereitet den US-Militärs große Freude, gleichzeitig befinden sie sich aber auch in einem dauerhaften Alarmzustand.

Dass Herz aus Stahl trotz inhaltlicher Schwächen und mancher Vereinfachung eine seltsame Faszination ausstrahlt, liegt nicht zuletzt an der überraschend zwiespältigen Haltung, die der Film gegenüber seinen Protagonisten einnimmt. Obwohl wiederholt patriotische Töne anklingen, zeigt Ayer, dass die amerikanischen Soldaten keine Heiligen sind. Das brutale Kriegstreiben hat auch aus ihnen abgestumpfte Killer gemacht, die sich bisweilen sogar an wehrlosen Gegnern vergreifen. Eindrücklich und verstörend in Szene gesetzt, als Wardaddy den eingeschüchterten Norman mit äußerster Brutalität zur Erschießung eines um Gnade flehenden SS-Soldaten zwingt. Selbst amerikanische Vergewaltigungsfantasien spart das Drehbuch nicht aus. Etwa, wenn Collier und Norman nach der Erstürmung einer Kleinstadt mit vorgehaltenen Maschinengewehren bei zwei verängstigten Zivilistinnen einkehren. Friedlicher Umgang und offenkundige Bedrohung wechseln sich in dieser – sicherlich diskussionswürdigen – Sequenz fortlaufend ab. Erst recht, als die anderen Mitglieder der Panzereinheit hinzustoßen.

Angesichts der moralischen Ambivalenz fällt es äußerst schwer, die Hauptfiguren als wirkliche Helden zu begreifen. Das wird umso deutlicher, wenn am Ende einer der Soldaten eben dieses Etikett erhält, während sich auf seinem Gesicht nur Unverständnis und Entsetzen spiegeln. Der Krieg kennt keine Sieger, bloß traumatisierte Überlebende, scheinen uns diese Bilder sagen zu wollen.
 

Herz aus Stahl (2014)

Schon wieder ein Film über den Zweiten Weltkrieg. Noch dazu Brad Pitt in der Rolle eines Nazi-Jägers. Was nach einem Aufguss von Quentin Tarantinos genial-verspielter Farce „Inglourious Basterds“ klingt, entpuppt sich erfreulicherweise als eigenständiges Unterfangen. Denn Regisseur und Drehbuchautor David Ayer marschiert mit „Herz aus Stahl“ in eine gänzlich andere Richtung. Statt ironischer Geschichtsumschreibung betreibt er raue Kriegsbeschau. Ohne Rücksicht auf Verluste. Im Zentrum: eine amerikanische Panzereinheit, die sich im April 1945 durch ein verheertes Deutschland walzt.

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Meinungen

Christine Mackensen · 13.05.2021

Der US Kinokrieg kennt kein Ende , nur Amerikaner glauben dem Mistfilm auch noch .
Oh wie schön ist das Gemetzel , ( Vorsicht Ironie ) . Historisch völlig daneben .