Das Rotkäppchen-Ultimatum

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Das Rotkäppchen ist wieder da. Fünf Jahre ist es her, dass die Märchengestalt in Die Rotkäppchen-Verschwörung mit bislang ungekannter Rotzigkeit eine ganz neue Facette ihres lieblichen Wesens an den Tag legte. Nun folgt mit Das Rotkäppchen-Ultimatum eine Fortsetzung, die jedoch trotz (oder gerade wegen) der spürbaren Bemühungen, alles noch ein wenig greller, lauter schneller zu machen, nicht an den Charme des ersten Teils heranreicht.
Ein Problem bei Das Rotkäppchen-Ultimatum teilt der Film mit vielen anderen, vor allem amerikanischen Filmen aus dem Bereich „Family Entertainment“. Weil groß wie klein, Kinder wie erwachsene Begleitpersonen gleichermaßen angesprochen werden sollen, versucht sich der Film an einem Hybrid aus kindgerechter Unterhaltung und etwas mehr Hintersinn für die Mamas und die Papas. Leider gelingt diese ganz spezielle Form der Mischung in der Fortsetzung des damals noch frech anmutenden ersten Teils Die Rotkäppchen-Verschwörung nur bedingt. Und das liegt vor allem am eigenen Anspruch, gegenüber dem Vorgänger in nahezu jeder Beziehung noch eins draufsetzen zu wollen. Das beginnt schon bei der Geschichte, die sich nach dem bewährten Rezept von Shrek munter im großen Fundus der Märchen und anderer kindlicher Helden bedient, dabei aber niemals den Charme des Ogers und seiner Freunde erreicht.

Im Mächenwald herrscht Großalarm: Kaum ist das Rotkäppchen dabei, seine Kampfkünste in einem ausgefeilten Trainingskurs zu verfeinern, ist schon wieder voller Einsatz von dem gar nicht so niedlichen Mädchen gefragt. Der Grund für die Unterbrechung ist die böse Hexe Veruschka, die sowohl die Großmutter wie auch Hänsel und Gretel entführt hat, um endlich an das Geheimnis des Wunderkuchens zu gelangen, der magische Kräfte verleihen soll. Ganz klar, dass das Rotkäppchen nun gemeinsam mit dem Frosch-Ermittler Nicky Flippers eingreifen muss – doch dummerweise benötigen die beiden ausgerechnet die Hilfe von Rotkäppchens Erzfeind, dem (in Wirklichkeit gar nicht so) bösen Wolf und dessen Kumpan Twitchy. Und ebenso klar ist es, dass die Suche nach den Entführten erst dann erfolgreich sein kann, wenn die Streithähne sich endlich zusammenraufen. Dass dann aber das Ganze wie im Märchen gut ausgeht, daran besteht sowieso kein Zweifel.

Flott, schrill und gar nicht altbacken oder lieblich wirkt der Film auf den ersten Blick. Und wie schon in Die Rotkäppchen-Verschwörung deutet sich die innewohnende Anarchie der Märchenbearbeitung bereits im Zeichenstil des Abenteuers an, der bewusst trashig auf knallige Farbe und grobe Figurenzeichnungen ohne überbordende Detailfreude setzt. Beinahe fühlt man sich an ein Computer- oder Videospiel älteren Datums erinnert, so quietschbunt, actionbetont und fahrig geht es hier zur Sache. Mit anderen Worten: Das Rotkäppchen-Ultimatum scheint haargenau auf die Bedürfnisse hyperkativer Kids abgestimmt und lässt alle anderen, weniger spaß- und bewegungsorientierten Kinder außen vor.

Ähnlich sprunghaft und hyperenergetisch ist auch die Geschichte selbst geraten. Die Figurenzusammensetzung, die aus verschiedenen Märchen, aus der Literatur und aus popkulturellen Quellen stammt, wirkt beinahe beliebig zusammengeklaut. Die unzähligen Anspielungen auf Filme wie Psycho, Das Schweigen der Lämmer, E.T., Die Hard und viele andere mehr sind sichtlich bemüht, vor allem die Erwachsenen bei Laune zu halten. Dabei übertreiben die Filmemacher es aber ebenso wie bei den ständigen Keilereien, die das forsche Rotkäppchen gleich zu Beginn als Meisterin des Kung Fu etablieren, deren durchaus nicht nur verbale Schlagkraft man später in enervierender Häufigkeit vorgeführt bekommt. Im Hagel der Schläge, die ausgeteilt werden, kommen der zündende Witz und die freche Respektlosigkeit des Vorgängers zu kurz. Darüber können auch die 3D-Effekte nicht hinwegtäuschen – sie simulieren lediglich Tiefe, wo vor allem Oberflächlichkeit die Szenerie beherrscht. Vom Erfolgsrezept des ersten Teiles ist nach dieser Neufassung außer atemloser Kurzweil jedenfalls nicht viel übrig geblieben.

Das Rotkäppchen-Ultimatum

Das Rotkäppchen ist wieder da. Fünf Jahre ist es her, dass die Märchengestalt in „Die Rotkäppchen-Verschwörung“ mit bislang ungekannter Rotzigkeit eine ganz neue Facette ihres lieblichen Wesens an den Tag legte. Nun folgt mit „Das Rotkäppchen-Ultimatum“ eine Fortsetzung, die jedoch trotz (oder gerade wegen) der spürbaren Bemühungen, alles noch ein wenig greller, lauter schneller zu machen, nicht an den Charme des ersten Teils heranreicht.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen

matthias · 30.06.2011

ich fand den film nicht gerade nen Hammer