Into the Woods (2014)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Ein großer Märchenspielplatz

In Märchenerzählungen steht der Wald häufig für den Wandel, den die anfangs etwas naiven Protagonisten durchlaufen. Auch das erfolgreiche Bühnen-Musical Into the Woods, ein Mashup unterschiedlicher Fabeln, beschreibt ihn als einen unheimlichen Ort, der die Hauptfiguren zu neuen Überzeugungen bringt. Eben hier jagen sie ihren innigsten Wünschen nach und stellen sich ihren größten Ängsten. Geschickt transportiert wird all dies über mitreißend-doppelbödige Liedtexte, die das Seelenleben der Handlungsträger bisweilen bissig-ironisch nach außen kehren. Fast 30 Jahre nach seiner Uraufführung erfährt das postmoderne Broadway-Stück – die Musik stammt von Stephen Sondheim, das Skript von James Lapine – nun unter der Regie von Rob Marshall (Chicago) eine verspielt-überdrehte Hollywood-Adaption, die den Geist der Vorlage wahrt, insgesamt aber einen eher unausgereiften Eindruck macht.

Im Zentrum der Handlung steht ein unglückliches Bäckerspaar (Emily Blunt und James Corden), dessen Kinderwunsch unerfüllt bleibt, da seit vielen Jahren ein Fluch auf der Familie lastet. Ausgesprochen von einer Hexe (Meryl Streep), die den Eheleuten allerdings ganz unerwartet einen Besuch abstattet und ihnen die Aufhebung des Bannes in Aussicht stellt. Vorausgesetzt, den beiden gelingt es innerhalb kürzester Zeit, vier magische Gegenstände aus dem nahegelegenen Wald zu beschaffen. Voller Tatendrang bricht der Bäcker zunächst alleine auf, begegnet aber schon bald seiner Frau, die nicht untätig zu Hause warten will. Bei ihrer Odyssee durchs Gehölz treffen sie schließlich auf andere Märchenfiguren – Aschenputtel (Anna Kendrick), Rapunzel (Mackenzie Mauzy), Rotkäppchen (Lilla Crawford) und den kleinen Jack (Daniel Huttlestone) –, die mit ihren eigenen Wunschvorstellungen zu kämpfen haben.

Schwungvoll und behände springt die Eröffnungspassage von einem Protagonisten zum nächsten und führt uns allein über die Musik – für genreunerprobte Zuschauer sicherlich eine Herausforderung – in die überbordende Story-Welt ein. Schon hier deutet sich die Vermischung und Abwandlung klassischer Geschichten an, die spätestens dann unübersehbar ist, wenn die Figuren den Wald betreten und sich ihre Wege mehrfach kreuzen. Alte Gewissheiten kommen dabei ebenso zu ihrem Recht wie augenzwinkernde Brechungen, die das Schwarz-Weiß-Muster vieler Märchen genüsslich ausstellen. Die von Meryl Streep herrlich sarkastisch verkörperte Hexe entpuppt sich etwa nicht nur als Ausgeburt des Bösen, sondern darf zudem einige der witzigsten Pointen zum Besten geben. Ungewöhnlich ist sicher auch der Kurzauftritt Johnny Depps, der in überkandidelter Maskerade den Wolf als lüsternen Kinderschreck spielt.

Nimmt man das phasenweise recht düstere Szenenbild und einige – freilich in den Off-Bereich verlegte – Gewalthandlungen hinzu, stellt sich durchaus die Frage, ob die Disney-Produktion für ein ganz junges Publikum geeignet ist. Viele Anspielungen richten sich jedenfalls deutlich an ältere Kinder oder aber gleich an Erwachsene, die die ambivalenten Songtexte weitaus besser einordnen können. Als Universalbotschaft dient Into the Woods der Verweis auf die zweischneidige Natur von Wünschen. Viele Figuren jagen – zum Teil erstaunlich rücksichtslos – ihren Sehnsüchten nach, bedenken dabei allerdings nicht, dass alle Taten Konsequenzen haben und oftmals mit dem Schicksal anderer Menschen verbunden sind.

Eine kritische, rundum löbliche Haltung, die Marshall und Drehbuchautor Lapine jedoch nur bedingt überzeugend aus den Protagonisten heraus entwickeln. Stattdessen greift der Film in der zweiten Hälfte immer häufiger zu den Mitteln des Spektakels, lässt die vormalige Dynamik schleifen, legt den gesangsfreudigen Akteuren herbeikonstruierte Erkenntnisse in den Mund und nimmt damit Kurs auf merklich seichtere Gefilde. Was den Betrachter am Ende zu der Einsicht bringt, dass viele kleine Glanzmomente noch lange kein großartiges Gesamtbild garantieren.
 

Into the Woods (2014)

In Märchenerzählungen steht der Wald häufig für den Wandel, den die anfangs etwas naiven Protagonisten durchlaufen. Auch das erfolgreiche Bühnen-Musical „Into the Woods“, ein Mashup unterschiedlicher Fabeln, beschreibt ihn als einen unheimlichen Ort, der die Hauptfiguren zu neuen Überzeugungen bringt. Eben hier jagen sie ihren innigsten Wünschen nach und stellen sich ihren größten Ängsten.

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Meinungen

Anonymus · 14.03.2015

Somit der langweiligste Film seit langem.

Tom · 05.01.2015

Ich möchte alle Eltern, die erwägen mit ihren Kindern in dieses Machwerk zu gehen warnen. Anders als der Disney Channel und Disney fälschlicherweise werben, ist dieser Film ganz und gar nicht für Kinder geeignet, sondern behandelt düstere, dreckige und in einem Märchenfilm völlig unnötige Elemente (kurze Beispiele: perverser pädophiler Wolf, Fremdgehen, einige Charakter Tode teils auch beliebter Märchenfiguren, kein Happy End für anyone und Schlimmeres). Ich finde es eine Unverschämtheit von Disney so etwas unter ihrem Label zu produzieren. Walt Disney würde sich im Grabe umdrehen wenn er das wüsste. Es ist noch unverschämter diese Fakten zu verschleiern und diesen Film als Kinderfilm zu bewerben. Es ist furchtbar was aus der Welt geworden ist. Nicht einmal die Märchen werden in Ruhe gelassen von dieser „dreckigen“ Realität, die neuerdings in Serien und Filmen vorherrscht. Sind es nicht die Märchen, die dafür da waren ein schönes Bild der Welt, eine Flucht in die Fantasie zu ermöglichen? Sind das nicht die Geschichten, die Walt Disney verfilmen wollte (und es auch getan hat, siehe all die Disney Klassiker aus der Classic, der Disney Renaissance oder auch von heute [Tangled und Frozen]). Das hier ist nichts weiter als ein deprimierendes, widerliches Machwerk, das auch aus der Feder von Shakespear hätte stammen können (und das meine ich in höchst negativen Sinne). Wie tief bist du gesunken, armes, armes Disney. Es wäre schön würdest du deine Energie darauf verwenden das wahrhaftig großartige und märchenhafte Kingdom Hearts deutlicher in den Fokus zu rücken. Denn im Gegensatz zu diesem primitiven Theaterstück ist Kingdom Hearts von einem tatsächlichen Genie geschrieben.

Und kommt mir jetzt bloß keiner, dass ich den Film nicht verstehe. Ich lehne das Konzept vollständig ab. Ich weiß, dass es zeigen soll, dass Märchen in der Realität nicht funktionieren. Aber was ist das für eine Botschaft?! Besonders von einem Disney Film… Etwas mehr Träumerei, etwas mehr Magie würde diesem Theaterstück / Film, dem derzeitigen Disney Unternehmen und der Welt gut gehen.