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Regisseur und Drehbuchautor Richard Huber ändert in seiner deutschen Version des französischen Films „Das Leben ist ein Fest“ wenig an Story und Gefühl. Er liefert damit eine in weiten Teilen amüsante Chronik eines vorprogrammierten Desasters ab.

Ein Fest fürs Leben (2023)

Eine Filmkritik von Markus Fiedler

Chaos-Hochzeit mit Herz

Das Leben ist ein Fest“. So hieß der französische Film hierzulande, der Vorbild für die neue Komödie „Ein Fest fürs Leben“ war. So ähnlich wie die Titel sind sich auch die Filme. Das war angesichts der Wahl von Christoph Maria Herbst als Hauptdarsteller nicht unbedingt zu erwarten, besetzen die meisten Regisseure den 57-Jährigen doch gern als Choleriker oder Sprachfiesling in der Tradition von Stromberg. Richard Huber tut das nicht – und wird belohnt.

Dieter (Herbst) ist 58 Jahre alt, betreibt seit vielen Jahren erfolgreich eine Event-Agentur für Hochzeiten und andere Feiern und steht doch am Scheideweg. Seine Ehe scheint vor dem Ende zu stehen, die Kunden werden immer anstrengender und dann gibt es auch noch ein mögliches Übernahmeangebot für seinen Laden, sodass Dieter sich einen früheren Ruhestand erlauben könnte. All das muss allerdings erst einmal in den Hintergrund treten, denn die anstehende Hochzeit scheint sich zu einem ausgewachsenen Debakel zu entwickeln. Dieters rechte Hand Jella (Cynthia Micas) streitet sich nicht nur ständig mit Ersatz-Hochzeitssänger Steve (Marc Hosemann), sondern hat mit dem Freund ihrer Schwester (Pit Bukowski) auch noch einen komplett talentfreien Aushilfskellner angeschleppt. Der Bräutigam nervt mit idiotischen Sonderwünschen, während Fotograf Marcel (Jörg Schüttauf) eine Sexpartnerin sucht, statt seinen Job zu machen. Und Dieters Schwager Florian (Johannes Allmayer) erkennt in der Braut eine alte Liebe wieder, die er sofort zurückerobern will. Und damit fangen die Pannen erst an.

Wer die Inhaltsangabe liest, der kann sich sicher gut vorstellen, wie der klassische Christoph Maria Herbst mit spitzen Bemerkungen, reichlich Geschrei und bösen Blicken durch den Film geistert und tut, was er eben normalerweise so tut. Dass Regisseur Huber ihn das genaue Gegenteil tun lässt, ist nur eine der guten Ideen, die Ein Fest fürs Leben aufweist. Denn der meist ruhig und besonnen wirkende Dieter passt viel besser in den Film – und Herbst spielt diese Rolle mit viel Gefühl für Timing, aber auch mit einer Wärme, die man von ihm nicht häufig sieht. Lediglich der wundervolle Sarkasmus, den Dieter mitbringt, erinnert an Herbsts bösere Seite, und wird hier meistens noch mit einem Lächeln abgefedert.

Der Filmtitel ist sehr passend gewählt, denn der Film feiert tatsächlich das Leben, das Miteinander, das gegenseitige Anerkennen und Helfen, das Wertschätzen und vieles mehr. Selbst Figuren, die am Anfang des Films extrem auf die Nerven fallen, erhalten im guten Skript noch einen Dreh zum Besseren und bleiben daher nicht als Idioten in Erinnerung, sondern als Menschen, deren Motivation man nachvollziehen kann. In seinen besten Momenten, wenn Huber eine Situation nur minimal überspitzt, erreicht Ein Fest fürs Leben Loriot-Niveau. Weil der deutsche Humor-Altmeister eben auch nicht an einer völligen Dämonisierung seiner Figuren interessiert war, sondern sich über Eigenheiten lustig machte, ohne wirklich fies zu werden. Allerdings schießt Huber auch immer wieder übers Ziel hinaus.

Etwa wenn er einen Kellner und Ex-Deutschlehrer präsentiert, der sich gefühlte zwei Minuten mit Schnappatmung darüber aufragt, dass eines von 20 Gedichten auf den Tischen nicht von Goethe, sondern von Schiller ist. Das hätte Loriot in einem Nebensatz eingeworfen – und dann wäre es auch witzig gewesen. Hier nervt es entsetzlich. Auch der Bräutigam wirkt an manchen Stellen derart überzogen, dass der Humor auf der Strecke bleibt und das Publikum eher peinlich berührt sein dürfte.

Doch solche Momente sind die Ausnahme. Auch wenn selten Loriot-Niveau erreicht wird, so sorgt der Film doch für viele Lacher, deren Niveau deutlich oberhalb von Bananenschalen-Gags ist. Mit noch mehr Feinschliff an der einen oder anderen Stelle wäre Ein Fest fürs Leben ein wirkliches Kleinod deutscher Komödienkunst geworden. Aber auch in dieser Form ist der Film eine sehr gelungene und spaßige Chronik eines richtig misslungenen Fests, das dennoch großartig war. Und ein Film, der eine schöne Botschaft mit einem befreienden Lachen verbindet und das Publikum mit dem Gefühl entlässt, dass nicht alles schlecht ist auf der Welt. Und das ist heutzutage schon ein kleines Kunststück.

Ein Fest fürs Leben (2023)

Wenn es um den schönsten Tag im Leben eines Paares geht, sind die Wünsche oftmals größer als das Budget. Hochzeitsplaner Dieter (Christoph Maria Herbst) hat die widersprüchlichen Vorstellungen seiner Kunden satt und möchte am liebsten alles hinschmeißen. Ein letzter Auftrag soll den krönenden Abschluss bilden: die Traumhochzeit von Leonie (Mira Benser) und Lasse (Ulrich Brandhoff) in einem malerischen Schloss. Wie immer hat Dieter alles bis ins kleinste Detail durchgeplant. Alles ist bereit für das perfekte Hochzeitsfest. Doch bevor Freudentränen und Champagner bei den Gästen fließen, laufen die Vorbereitungen schon vollkommen aus dem Ruder: Der sturköpfige Ersatz-Sänger Steve (Marc Hosemann) treibt Dieters Assistentin Jella (Cynthia Micas) zur Weißglut, Fotograf Marcel (Jörg Schüttauf) ist mehr am Buffet interessiert als an seinem Job und Aushilfskellner Florian (Johannes Allmayer) ist unglücklich in die Braut verliebt. Händeringend versucht Dieter mit allen Mitteln, die Katastrophen von der Hochzeitsgesellschaft fernzuhalten und sein bedingt harmonisches Team ist plötzlich zur Improvisation gezwungen, die das Hochzeitsfest ins perfekte Chaos stürzt…

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Meinungen

Andrea · 11.12.2023

Der Film hat mich mit seinem feinsinnigen Humor berührt. Love it!

Christiane Seifert · 19.11.2023

Details Film war genial.
Super Auswahl an Schauspielern.
Christoph Maria Herbst einfach genial , hohe Schauspielkunst. Auch alle anderen Schauspieler genial und gut ausgewählt.
Hat richtig gut getan.
Danke

Thomas · 31.10.2023

Erstaunlich gute deutsche Komödie, kann man gut machen