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Man kann die Plot-Idee hinter „Blood Red Sky“ einigermaßen originell oder absolut lächerlich finden – nähme dieser Film sie nicht so ernst, hätte sie funktionieren können.

Blood Red Sky (2021)

Eine Filmkritik von Dobrila Kontić

Lufttanz der Vampire

„Enough is enough! I have had it with these motherfucking snakes on this motherfucking plane!“, werden einige noch Samuel L. Jacksons Wutausbruch aus „Snakes on a Plane“ (2006) nachhallen hören, wenn ihnen die Erzählprämisse des Netflix-Actionreißers „Blood Red Sky“ erläutert wird. Diese klingt, als hätte sich jemand 15 Jahre später gefragt: “Und Vampire? Wie sähe es aus mit Vampiren?”

Doch der Reihe nach, denn zunächst gibt sich Blood Red Sky – für Drehbuch und Regie zeichneten immerhin Peter Thorwarth und Stefan Holtz (Bang Boom Bang) verantwortlich – beachtlich Mühe, nicht auf eine skurrile Plot-Idee reduziert zu werden: Ein offenbar von Terroristen entführtes Flugzeug landet auf einem Luftwaffenstützpunkt in Schottland. Die Soldaten retten den kleinen Elias (Carl Anton Koch) und befragen ihn zu den Geschehnissen an Bord. Eine in diese Rahmenhandlung eingebettete Rückblende führt uns zu Nadja (Peri Baumeister), Elias’ alleinerziehender Mutter, die sich wegen einer mysteriösen Krankheit einer Strahlentherapie in New York unterziehen will. Noch am Flughafen fallen sie und Elias dem Physiker Farid (Kais Setti) auf, der nach New York zu einem Kongress eingeladen wurde.

Aber schon einige Zeit später wird ihnen und den anderen Passagieren an Bord des transatlantischen Flugs klar, dass sie dort vermutlich nie ankommen werden, jedenfalls nicht lebend. Eine internationale Truppe von im Nahkampf versierten Terroristen hat das Flugzeug unter ihre Kontrolle gebracht. Angeführt wird sie von Berg (Dominic Purcell), der Farid und einen anderen muslimischen Fluggast dazu nötigt, eine Bekenner-Voicemail auf Arabisch aufzunehmen, damit der anstehende Terrorakt als islamistisch motiviert eingestuft wird. Währenddessen soll ausgerechnet Psychopath “Eightball” (Alexander Scheer, der sichtlich Spaß hat) für Ruhe unter den Passagieren sorgen. Dies führt dazu, dass er Nadja erschießt, als diese sich schützend vor ihren Sohn stellt. Im Todeskampf erinnert sich die Alleinerziehende an jene Nacht zurück, als sie ihren Ehemann verlor und durch einen Vampirbiss ihre rätselhaften Symptome entwickelte.

Dieser erste Akt von Blood Red Sky ist im Spannungsaufbau und durch sein Spiel mit Erwartungen durchaus gelungen: Wie sich die Terroristen an Bord geschlichen haben, sich zu erkennen geben und im Nu die Maschine in ihre Gewalt bringen, ist bis auf wenige ungelenke Momente mitreißend inszeniert. Ihre wahre Motivation – fernab von Fanatismus oder Nationalismus – ist interessant und findet Parallelen in der Realität. Aber bald schon zeigt Blood Red Sky erste Schwächen, etwa die Erklärmanie biederer deutscher Fernsehfilme, die nicht zulassen kann, dass Zuschauer*innen sich selbst einen Reim machen, oder grobe Unachtsamkeiten der Terroristen, die doch gerade noch jeden Widerstandsversuch der Passagiere durchschaut haben. Hierüber könnte man noch hinwegsehen, wenn dieser Film sich nicht so ernst nähme, was im Umgang mit dem Vampirmotiv in diesem Kontext besonders seltsam anmutet.

Denn wie sich erahnen lässt, erwacht Nadja bald aus ihrem Todeskampf und entfesselt ihre bis dato noch medikamentös unterdrückten Vampirkräfte. Hierbei muss man Blood Red Sky zugutehalten, dass sich Nadja nicht in eine attraktive untote Femme Fatale verwandelt, sondern in eine Nosferatu-gleiche Kreatur mit Glatze, spitzen Ohren, entstellenden Fangzähnen und fauchender Stimmlage. Weitere Rückblenden erforschen ihren jahrelangen Kampf gegen den Blutdurst – aber gerade diese entpuppen sich als blutleere, recht einfallslose Versuche, eine emotionale Bindung an diese Figur und ihren Sohn herzustellen. Der Ernst dieser Hintergrunderzählung sorgt eben nicht automatisch für den Tiefgang, den man im Umgang mit dem Vampirmotiv und seiner inhärenten Tragik (Unsterblichkeit, aber dafür Unmenschlichkeit) erwarten könnte.

Und so wundert es auch nicht, dass im weiteren Verlauf von Blood Red Sky Vampirismus als reiner Handlungskatalysator gebraucht wird: Nach etlichen Verfolgungsjagden zwischen Nadja und den Terroristen durch den Passagierbereich, den Frachtraum und den Cockpit ist es irgendwann geschehen, und wir haben es mit Horden von Vampiren zu tun, die sich anders als Nadja ungestüm und zombiehaft auf andere Passagiere stürzen, bis an Bord eine alles verschlingende Epidemie um sich greift.

Und selbst im größten hanebüchenen Chaos versucht Blood Red Sky noch einiges an Sozialkritik (Gegen Habgier! Gegen Vorurteile!) unterzubringen, als wäre dieser Film wirklich originell und nicht lediglich eine Neukonfiguration von Ideen, wie sie uns schon in Train to Busan (Zug + Zombies + Vater-Tochter-Gespann), Con Air (Gemeingefährliche Kriminelle in der Luft) und eben Snakes on a Plane (wirklich unerwartete Gefahren an Bord) begegnet sind. Anders als in den genannten Filmen muss man den Humor in der zweistündigen Laufzeit von Blood Red Sky lange suchen und findet ihn leider nur in unfreiwillig lustigen Untertitel-Aneinanderreihungen wie „Er faucht / Sie ächzt / Beide schreien“.

Blood Red Sky (2021)

Als Terroristen einen transatlantischen Flug kapern, setzt eine an einer mysteriösen Krankheit leidende Frau, die mit ihrem Sohn an Bord ist, ihre dunklen Kräfte ein.

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Meinungen

unsichtbar · 25.07.2021

Der Film ist wirklich grauenhaft, dazu diese typisch "deutsche" Kamera à la Tatort, steril und langweilig.

Davide · 30.07.2021

Kann mich da nur anschliessen ! 2/5 Sternen
looks like ZDF Produktion
Hahaha sogar Bollywood dreht mittlerweile besser Filme. ( naja amüsantere würde ich da lieber sagen)
Schlimm wir Deutschen sollte es beim zuschauen belassen.