Die Spur führt nach Soho

Eine Filmkritik von Martin Beck

"Kühl-sachlich"

Als Die Spur führt nach Soho gedreht wurde, 1969, war der Stern von Hauptdarsteller Yul Brynner bereits am Sinken. Von Die glorreichen Sieben zu einem mit bescheidenem Budget produzierten Kriminalfilm, der vor allem nach Fernsehen aussieht und gleich zu Beginn einen Jungen mit seinem Hund am Strand herumtollen lässt, dann einen käsigen „voice over“-Kommentar Richtung Brynner absondert und schließlich denselbigen zu völlig falschem „method acting“ mit einer abgefeuerten Spielzeugpistole zwingt. Oh oh, richtig daneben. Statt eines anfänglichen Knalls, der das Publikum gleich mal richtig reinsaugt, muss hier 90 Minuten daran gearbeitet werden, den ungelenken Start irgendwie wieder auszubügeln.
Was tatsächlich gelingt, auf bescheidenem Niveau, und Die Spur führt nach Soho zu immerhin unterhaltsamer B-Kost werden lässt, die die dichte Noir-Atmosphäre der inhaltlichen Vorlage, Geheimagent T, vom swingin‘ London der spätsechziger Jahre aufweichen lässt. Yul Brynner spielt einen US-Geheimagenten (der perfekte Beruf für einen Mann mit seiner unauffälligen Statur) und sucht in England den Kopf einer Falschgeldbande. Die persönliche Motivation dabei: eine tote Freundin. Der britische Partner: Edward Woodward. Die Agenda: Einschleusen und auslöschen. Das Problem: Gefahr für Leib und Seele – wie üblich bei einer solchen Vorgehensweise, die leider keinerlei inhaltliche Überraschungen vorweist, aber immerhin Yul Brynner eine Hippie-Orgie mit zünftigen Fußtritten aufmischen lässt.

Wenn es mehr solcher Szenen in Die Spur führt nach Soho geben würde oder sich der Film vielleicht sogar entschieden hätte, dem „culture clash“-Aufhänger die Dirty Harry-Peitsche zu geben, wäre hier ein echter Gewinner drin gewesen. Leider hatte Regisseur Sam Wanamaker dafür weder Weitsicht noch Können, und demzufolge bleibt es bei einem vorzugsweise stoischen Tonfall, der eher unfreiwillig belustigt als wirkliche Spannung oder sonstige Emotionen entfacht. Brynner steigt in der Bande auf, behauptet sich gegen eine eisige Femme Fatale (Adrienne Corey) und einen nicht allzu hellen Killer (Graham Crowden), und präsentiert sich bis zum Ende mit großen Posen und grimmigem Gesicht. Gott sei Dank kommt hier keine Liebesgeschichte vor, das würde nur die geradlinige Ungelenkigkeit des Ganzen beweisen. Mit hemdsärmeliger Unaufgeregtkeit kann die harmonische Inszenierung dafür sorgen, dass selbst die obligatorischen Bilder Londoner Sightseeing-Spots eindimensionale Postkartenkarten-Größe erreichen.

Ein B-Film, durch und durch, der aber wenigstens — um es mal positiv zu formulieren- seinen beschränkten Horizont durchzieht und bei der inhaltlichen Sache bleibt. Das Publikum damals empfand nur wenig Liebe, weil es einfach an großen Thrills, an großem Spektakel fehlt, doch zumindest Genrefans, die die großen Nummern alle schon durch haben, sind hier eine dankbare Zielgruppe. Ein besonders schöner, geradezu exaltierter Lichtblick, der schon fast in einen anderen Film gehört, ist noch Charles Gray als schwuler Vertriebschef der Geldfälscherbande, eher nicht so toll dagegen kommt ein längerer Hänger in der Mitte, der sich nicht mal mehr mit der „kühl-sachlichen Inszenierung“ (filmdienst) rausreden kann. Die Spur führt nach Soho …und zu einer Kann-DVD von Pidax, die sich bei Bild und Ton im gesunden Mittelmaß einpendelt. Irgendwelche Extras, exklusive einer kleinen Trailershow, sind leider nicht anwesend.

Die Spur führt nach Soho

Als „Die Spur führt nach Soho“ gedreht wurde, 1969, war der Stern von Hauptdarsteller Yul Brynner bereits am Sinken. Von „Die glorreichen Sieben“ zu einem mit bescheidenem Budget produzierten Kriminalfilm, der vor allem nach Fernsehen aussieht und gleich zu Beginn einen Jungen mit seinem Hund am Strand herumtollen lässt, dann einen käsigen „voice over“-Kommentar Richtung Brynner absondert und schließlich denselbigen zu völlig falschem „method acting“ mit einer abgefeuerten Spielzeugpistole zwingt.
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