Super (2010)

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Super – Shut up, crime

Ein früher Kandidat für den Film des Jahres ist James Gunns Super geworden. Ein denkwürdiges Drehbuch, eine oscarreife Performance von Hauptdarsteller Rainn Wilson (The Office, Der Rocker), durch die Bank spielfreudige Nebendarsteller und eine bemerkenswerte Konsequenz sorgten beim Rezensenten für 90 Minuten allerbeste Unterhaltung und Tränen der Rührung am Ende. Kein Wunder, dass Gunn (Slither) jahrelang mit seinem Stoff Klinken putzen musste, schließlich ist Super von einer solch deprimierenden Grundstimmung, gepaart mit krasser Gewalt, dass man in manchen Momenten heftig schlucken muss: Das machen die doch jetzt nicht wirklich? Oh, doch! Insofern geht Super noch zwei Schritte weiter als der mainstreamigere Kultfilm Kick-Ass. Der war zwar auch schon brutal, aber voller Comicgewalt. Super hingegen ist nur böse, tut teilweise richtig physisch weh und hat zu Recht eine Freigabe ab 18, während Kick-Ass mit einer FSK 16 durchging.

Frank (Rainn Wilson) arbeitet in einem Imbiss und hatte in seinem Leben nur zwei glückliche Momente: Die Hochzeit mit Sarah (Liv Tyler, The Strangers) und der Moment, in dem er einen Taschendieb verpfiffen hat. Der Rest seines erbärmlichen Lebens besteht nur aus Häme und Erniedrigungen. Doch eines Tages verlässt ihn Sarah für den Drogenhändler Jacques (schmierig; Kevin Bacon; Death Sentence, Mystic River). Frank nimmt allen Mut zusammen und fängt Jacques samt Gang ab, um ihn zur Rede zu stellen. Doch er erntet nur Prügel und Spott. Nach einer Vision, in der Gott zu ihm spricht, ist Frank klar, was zu tun ist: Er wird zum Blutroten Blitz! Im selbstgeschneiderten Kostüm geht er auf Verbrecherjagd. Unterstützung findet er in Libby (etwas zu hysterisch; Ellen Page, Juno), die als Comicverkäuferin weiß: Jeder Superheld braucht einen Sidekick. Blitzie ist geboren. Doch der Plan, Gutes für die Gesellschaft zu tun, scheitert an persönlichen Rachegelüsten…

Die ersten 15 Minuten von Super sind starker Tobak. Das Verliererleben Franks wird vor dem Zuschauer in all seinen deprimierenden Demütigungen und Peinlichkeiten ausgebreitet. Und wenn dann auch noch die geliebte Sarah in den Armen des schmierigen Gangsterbosses landet, muss auch der hartgesottenste Zuschauer schlucken. Wurden wir nicht alle schon mal im Regen stehen gelassen? Hier zeigt sich Rainn Wilsons großartiges Schauspieltalent. Wie er so echt und greifbar den Loser gibt, ist preisverdächtig! Hinzu kommen denkwürdige Auftritte von zum Beispiel Michael Rooker (Cliffhanger) und Nathan Fillon (Firefly). Man sieht Super natürlich an, das er kein Multimillionen Dollar Budget wie Kick-Ass hatte. Doch die 2,5 Millionen Dollar wurden sinnvoll investiert – und offenbar einige Freundschafstdienste bei den Gagenverhandlungen eingefordert.

Super ist bestimmt kein Film für die breite Masse, zu oft ändern sich Tempo und Tonalität. In einem Moment warten Der blutrote Blitz und Blitze auf böse Buben („Und du sitzt also die ganze Zeit hier rum und wartest, das was passiert?“ — „So ist es.“), im nächsten Moment liest Frank in seinem Erbrochenen eine Botschaft. Auch Härtegrad und Identifikationen sind garantiert nicht auf Mainstream gebügelt. Doch lässt man sich auf den Film ein; Junge, es ist der Trip des noch jungen Jahres…
 

Super (2010)

Ein früher Kandidat für den Film des Jahres ist James Gunns „Super“ geworden. Ein denkwürdiges Drehbuch, eine oscarreife Performance von Hauptdarsteller Rainn Wilson („The Office“, „Der Rocker“), durch die Bank spielfreudige Nebendarsteller und eine bemerkenswerte Konsequenz sorgten beim Rezensenten für 90 Minuten allerbeste Unterhaltung und Tränen der Rührung am Ende.

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