Zwischen zwei Leben - The Mountain Between Us (2017)

Eine Filmkritik von Sonja Hartl

Their Hearts Will Go On

Die Fotojournalistin Alex (Kate Winslet) und der Neurochirurg Ben (Idris Elba) sind zwei Passagiere am Flughafen. Sie kennen sich nicht, aber sie müssen beide dringend Denver verlassen – Alex wird am nächsten Tag heiraten, Ben muss in Baltimore eine lebensrettende Operation durchführen. Aber ein Sturm soll aufziehen, daher wurden alle Flüge gestrichen. Doch Alex hat eine Idee: Sie bucht ein Privatflugzeug, das sie nach Boise bringen soll, und fragt Ben, ob er mitkommen will. Also sitzen sie bald mit einem Piloten (Beau Bridges) und dessen Hund in einem kleinen Flugzeug – und es passiert, was passieren muss: Sie geraten in den Sturm, stürzen ab und nur Alex, Ben und der Hund überleben in der verschneiten Wildnis.

In seinen besten Momenten ist Zwischen zwei Leben — The Mountain Between Us ein wilder Abenteuerfilm. Der Absturz und das Aufwachen im Wrack in der Kälte sind packend gefilmt. Hier stimmt die Action, hier gewinnen die Charaktere an Profil und der Film an Realismus. Endlich werden auch einmal lebensnahe Aspekte behandelt: Woher kommt das Wasser – oder wie pinkelt man als körperlich verletzte Frau in eisiger Kälte in einem Flugzeugwrack. Aber in seinen schwächsten Momenten wirkt Hany Abu-Assads Film leider auch wie die Soap-Opera-Version der Titanic. Denn spätestens ab der zweiten Hälfte geht es weit weniger um das Überleben als um die Annäherung zweier Menschen. Also müssen die impulsive, mutigere und unabhängige Alex sowie der ruhige, überlegte, kontrollierte Ben die üblichen Hindernisse überwinden, währenddessen ihnen erste kleinere Annäherungen gestattet sind – und dann kommt es nach einem dramatischen Zwischenfall endlich zum ersten Kuss und Sex.

Dabei kann sich Zwischen zwei Leben glücklicherweise auf Kate Winslet und Idris Elba verlassen, die diesen Film lange Zeit am Leben halten: Sie überzeugen als einsame Menschen, die sich auf einem schneebedeckten Hügel langsam näherkommen. Dabei passen sie ihre Mimik und Gestik der Erzählung an und lassen zwischen sich eine Chemie entstehen, die exakt zu der Entwicklung der Liebesgeschichte passt. Es gelingt ihnen sogar, ihre schematisch angelegten Charaktere glaubwürdig erscheinen zu lassen. Deshalb kann man sogar fast darüber hinwegblicken, dass sie auch nach über drei Wochen in der Wildnis keine andere Körperbehaarung bekommen haben, außer dass Idris Elbas Bart länger geworden ist. Und dass sich der Hund in der Regel klüger verhält als die Menschen.

Leider aber werden in dem Schlussakt dann Hindernisse aufgebaut, die letztlich keine sind. Die interessante Frage, wie Menschen damit umgehen, wenn sie eine Ausnahmesituation überleben, welche Folgen ihre Erfahrungen für ihr bisheriges alltägliches Leben haben, wird nur in kurzen klischeehaften Momenten nachgegangen. Dabei hat der Absturz für beide berufliche und private Konsequenzen. Aber hier scheint endgültig die Abenteuer- zugunsten der Liebesgeschichte und der Realismus zugunsten einer klischierten Romantik verschoben – und in der finalen Szene können dann auch die Hauptdarsteller nichts mehr gegen das Drehbuch ausrichten.

Insgesamt ist Zwischen zwei Leben daher ein altmodischer romantischer Abenteuerfilm, dessen Plot fraglos vorherzusehen ist, der aber dank Kate Winslet und Idris Elba über weite Strecken als solide Unterhaltung funktioniert.
 

Zwischen zwei Leben - The Mountain Between Us (2017)

Die Fotojournalistin Alex (Kate Winslet) und der Neurochirurg Ben (Idris Elba) sind zwei Passagiere am Flughafen. Sie kennen sich nicht, aber sie müssen beide dringend Denver verlassen – Alex wird am nächsten Tag heiraten, Ben muss in Baltimore eine lebensrettende Operation durchführen. Aber ein Sturm soll aufziehen, daher wurden alle Flüge gestrichen. Doch Alex hat eine Idee: Sie bucht ein Privatflugzeug, das sie nach Boise bringen soll, und fragt Ben, ob er mitkommen will.

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Meinungen

Hunold · 11.11.2017

Wo läuft denn der Film in Hannover, in welchem Kino???