Unterwegs mit Jacqueline

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Auf Schusters Rappen quer durch Frankreich

Ein bisschen war Regisseur Mohamed Hamidi auch von dem Fernandel-Klassiker Ich und die Kuh inspiriert, den er als Kind unzählige Male gesehen hat. Er lässt seine Hauptfigur den Film sogar sehen und kommentiert die eigenen Einflüsse. In erster Linie war Hamidi jedoch bestrebt, ein ungewöhnliches Road Movie zu produzieren, das vor allem zwei Ansprüchen gerecht werden musste: Mit feinem Humor überzeugen und positiv wirken.
Für Fatah (Fatsah Bouyahmed) geht ein Traum in Erfüllung. Der algerische Bauer hat eine Einladung von der Landwirtschaftsausstellung in Paris erhalten. Dort darf er seine Kuh Jacqueline vorführen und im Wettbewerb teilnehmen. Das ganze Dorf legt zusammen, damit Fatah sich die Überfahrt leisten kann. In Marseille angekommen, beginnt für Jacqueline und ihn eine Wanderschaft quer durch Frankreich, bei der sie auf allerlei interessante Menschen stoßen.

Unterwegs mit Jacqueline ist witzig, aber auch ernst, ohne in Klischees zu verfallen. Hamidis Sicht der Dinge spiegelt sich in seinem Film wider. Er wollte nicht zeigen, wie Einheimische negativ auf einen Besucher reagieren, vielmehr lag ihm daran, seine Hauptfigur offen und leichtherzig auf die Menschen zugehen zu lassen, so dass diese ihr ebenso begegnen können. Das ist die ungemein menschliche Komponente dieser Odyssee, die nicht nur mit ganz großem Wohlfühlfaktor daherkommt, sondern ohne großes Aufhebens zeigt, wie Menschen sein können. Wenn sie neugierig sind, wenn sie einander helfen, wenn sie sich nicht von all dem Negativen in ihrem Leben herunterziehen lassen.

Fatsah Bouyahmed ist eine Offenbarung. Er hat am Skript mitgeschrieben, dementsprechend ist ihm die Figur des Bauern Fatah auf den Leib geschrieben. Mit seiner Halbglatze und der Brille sieht er eher wie ein Buchhalter denn wie ein Bauer aus, aber es ist die extreme Freundlichkeit, die ihn wirklich auszeichnet. Er ist ein Träumer, der Jahrzehnte darauf gewartet hat, mit seiner Kuh loszuziehen – und nun, da sein Traum in Erfüllung geht, gibt es nichts, was ihn aufhalten kann.

Das ist mit leisem Humor erzählt, aber Hamidi versteht sich auch auf gefühlvolle Momente, in denen er auch die Unterschiede zweier Kulturen herausarbeitet. Als Fatah glaubt, seine Frau zuhause wolle sich von ihm scheiden lassen, drängt ihn sein neuer Freund, der Graf, einen Brief zu verfassen. Hier kristallisieren sich die Unterschiede in der Mentalität heraus. Wo Europäer offener darin sind, ihre Liebe zu zeigen, ist die Gefühlswelt in der arabischen Welt eine deutlich abgeschottetere, aber darum nicht weniger präsent. Als Fatah dann die richtigen Worte findet, die ihn das Gesicht wahren, aber auch seine Gefühle zeigen lassen, geht einem auch als Zuschauer das Herz über.

Die Musik von Ibrahim Maaloufs ist beschwingt und äußerst fröhlich – die ideale Begleitung für Unterwegs mit Jacqueline, den man schon jetzt getrost als einen der vergnüglichsten Filme des Jahres bezeichnen kann. Man hat einfach gute Laune, wenn man aus dem Kino rauskommt.

Unterwegs mit Jacqueline

Ein bisschen war Regisseur Mohamed Hamidi auch von dem Fernandel-Klassiker „Ich und die Kuh“ inspiriert, den er als Kind unzählige Male gesehen hat. Er lässt seine Hauptfigur den Film sogar sehen und kommentiert die eigenen Einflüsse. In erster Linie war Hamidi jedoch bestrebt, ein ungewöhnliches Road Movie zu produzieren, das vor allem zwei Ansprüchen gerecht werden musste: Mit feinem Humor überzeugen und positiv wirken.
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Meinungen

Sascha · 01.08.2016

nettes "Märchen", reicht für einen schönen Kinoabend.