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Mike P. Nelsons „The Domestics“ bietet ein bisschen Weltuntergang von allem. Kate Bosworth und Tyler Hoechlin bahnen sich als krisengeschütteltes Ehepaar ihren Weg. Der hält einige Überraschungen bereit.

The Domestics (2018)

Eine Filmkritik von Falk Straub

Ehekrise nach dem Ende der Welt

In der Postapokalypse, wie sie Mike P. Nelson sieht, gibt es nur 2 Konstanten: ultrabrutale Gewalt und gute Musik. Seine waffenscheue Protagonistin hört sie, um sich zu beruhigen. Der einzig verbliebene Radiosender spielt zwischen Schreckensmeldungen ausgewählte Oldies. Zum Schluss kommen beide zusammen. Dann berichtet Moderator „Crazy Al“ von einem mordenden Pärchen, bevor er den nächsten Klassiker durch den Äther jagt. Da haben wird das Duo bereits 95 Minuten begleitet.

„Crazy Al“ ist der gesichtslose Erzähler dieses Endzeitszenarios. Während der kleinen, aber feinen Titelsequenz bringt uns sein Geplapper auf den neusten Stand. Weil die Welt ihrer Probleme nicht mehr Herr wurde, drückten die Herren der Welt einfach die Reset-Taste. Schwarzes Gift fiel vom Himmel und raffte Mensch und Tier hinweg. Übrig geblieben ist ein Mix aus Uhrwerk Orange, Mad Max und The Purge. Banden mit lustigen Namen und noch lustigeren Kostümierungen marodieren durch die Straßen. In dieser Männerdomäne sind Frauen Freiwild. Wer keiner Gang angehört, verbarrikadiert sich besser in den eigenen 4 Wänden.

Für Mark (Tyler Hoechlin) und Nina West (Kate Bosworth) ist das keine Option. Seit mehr als einer Woche bleibt der CB-Funk stumm. Keine Nachricht von Ninas Eltern aus dem weit entfernten Wisconsin. Mehr Spaß für uns: Roadmovie statt Home Invasion! Mit einer notdürftig geflickten Karre geht es los – von einem der 5 Großen Seen zum anderen, vom Städtchen Two Harbors am Lake Superior nach Milwaukee am Lake Michigan. Große gelbe Lettern zählen die Meilen bis zum Ziel herunter. Nelsons Drehbuch nutzt die Strecke für unzählige Begegnungen mit allerlei monströsen Gestalten.

Die Stimmung zwischen Nina und Mark ist mies. Einem Fremden stellt sie sich mit ihrem Geburtsnamen vor. Ihren Ehering hat sie indes noch nicht abgelegt. Bei aller Vertrautheit, mit der Nelson das Genre nur minimal variiert, verspricht diese Prämisse Spannung. Was passiert eigentlich mit einem Paar, das sich längst auseinandergelebt hat, kurz vor der Trennung stand, wenn der Weltuntergang sie aneinanderkettet?

Nelsons Antwort ist einfallslos. Statt die ehelichen Dynamiken zu nutzen, schreitet er die langsame Wiederannäherung viel zu formelhaft ab. Der gutmütige Mark ist stets bemüht, erfreut Nina mit kleinen Geschenken wie ihrer Lieblingsplatte der Stoner-Doom-Band Goatsnake. Nina wiederum öffnet sich erst widerwillig, schließlich schlagartig, als ihr Beinahe-Ex sich nicht mehr selbst helfen kann. Doch diese vorhersehbare Entwicklung ist Nelsons kleinstes Problem.

Das weitaus größere sind seine beiden Hauptdarsteller. Kate Bosworth‘ Spiel ist erschreckend ausdruckslos, ihr Gesicht wächsern. Ein Schelm, wer Botox dabei denkt. Selbst wenn sie betrunken zu Schwermetallmusik die Haare schwingt oder wie einst Sarah Connor in Terminator 2 im Tanktop um sich ballert, wirkt Bosworth wie auf Valium. Tyler Hoechlin passt sich dem Niveau seiner Partnerin an. Ob im Nahkampf oder beim Geschlechtsverkehr: der Teen-Wolf- und Super-Girl-Star blickt stets mit demselben Gesichtsausdruck bedröppelt drein.

The Domestics hätte erstklassiger Trash sein können; letztlich ist es mittelmäßiger geworden. Action, Splatter, makabrer Humor und unzählige Filmzitate halten sich die Waage. Kleine originelle Ideen und Episoden überzeugen mehr als die Geschichte an sich. Nathan Barrs uninspirierte Musik gibt beständig die Stimmung vor. Immerhin hat der Soundtrack ordentlich Schwung. Und am Ende erobern sich die Frauen in einem Showdown, der ganz allein ihnen gehört, diese verkommene Welt zurück.

The Domestics (2018)

In einer postapokalyptischen Welt, die von rivalisierenden Gangs beherrscht wird, durchqueren ein Mann und seine Ehefrau das Land und versuchen, den Wahnsinn zu überleben.

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