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In „Last Contact“ blickt Tanel Toom auf ein Figurenquartett, das in einer finsteren (nahen) Zukunft in der Isolation ausharren muss.

Last Contact (2023)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Umgeben von Wasser

Der 1982 in Estland geborene Regisseur Tanel Toom, der für seinen Kurzfilm „The Confession“ (2010) eine Oscar-Nominierung erhielt, und der Drehbuchautor Malachi Smyth entwerfen in „Last Contact“ eine Dystopie, die nur vier Dekaden von unserer heutigen Zeit entfernt ist. Einer Texteinblendung zu Beginn entnehmen wir, dass der Meeresspiegel durch das Verhalten der Menschheit dramatisch angestiegen ist. Der Großteil der Erde ist dadurch mit Wasser bedeckt. Lediglich zwei Kontinente sind übrig geblieben – und befinden sich im Krieg miteinander, in einem Kampf um Land und Ressourcen. Die melancholisch klingende Stimme einer Frau, die wir via Voice-Over hören, gibt den Ton der Erzählung an.

Im Zentrum der Geschichte stehen vier Militärleute: Sergeant Hendrichs (Thomas Kretschmann), Corporal Cassidy (Kate Bosworth) sowie Sullivan (Lucien Laviscount) und Baines (Martin McCann). Mitten im unruhigen Meer leisten sie auf einer Station, die mit einer Atombombe ausgestattet ist, ihren Dienst ab. Für zwei Jahre sollten sie hier auf der Plattform Wache halten – doch ihre Ablösung lässt seit mehreren Monaten auf sich warten. Als ein Schiff ohne Crew auftaucht, muss das Quartett den Sinn der ganzen Mission infrage stellen.

Während Kevin Costners Waterworld (1995) ein ähnliches Konzept als großes Spektakel mit reichlich Action präsentierte und auch viele andere dystopische Filme vor allem auf Effekte setzen, geht Toom in Last Contact überraschend reduziert vor. Die deutsch-estnisch-britische Co-Produktion ist über weite Strecken ein Kammerspiel, das seine Science-Fiction-, Mystery- und Thriller-Elemente sehr bedacht einfließen lässt und sich auf die Dynamik innerhalb des Quartetts konzentriert.

Bei den Figuren handelt es sich wiederum nicht, wie zum Beispiel in Krieg der Welten (2005) oder in A Quiet Place (2018), um Familienmitglieder oder um Liebende oder enge, vertraute Freund:innen, sondern um Personen, die nur durch ihre Arbeit verbunden sind – wodurch sich in dieser Ausnahmelage schneller Misstrauen und Furcht voreinander einstellt. Das Potenzial für gefährliche Situationen wird rasch erkennbar. Die Vorräte werden knapp, die Nerven liegen blank. Hendrichs, Cassidy, Sullivan und Baines werden mit der Frage konfrontiert, ob außerhalb ihres abgelegenen Postens überhaupt noch menschliches Leben existiert – und wie sie mit dieser Ungewissheit umgehen sollen. „Wenn da gar keiner ist – wozu sind wir dann hier?“, heißt es an einer Stelle treffend.

Toom und sein Kameramann Mart Ratassepp finden passende, kontrastreiche Bilder, um einerseits die Wucht der Umgebung einzufangen und andererseits den tristen Alltag der vier Figuren zu zeigen. Ebenso trägt das Sounddesign entscheidend zur düsteren Atmosphäre bei. Sowohl die Geräusche der wilden Natur als auch die technische Tonkulisse der Station werden darin wiedergegeben. Das Gefühl der Monotonie, mit dem sich das isolierte militärische Quartett zunächst durch diesen an eine Bohrinsel erinnernden Ort bewegt, wird zunehmend von Verlorenheit und Angst abgelöst. Die Dichte eines Werks wie Das Boot (1981) wird dabei nicht ganz erreicht, dennoch wird die Beklemmung überzeugend vermittelt.

Bemerkenswert ist nicht zuletzt die Besetzung von Last Contact. Der wie üblich souverän agierende Thomas Kretschmann, der gerade auch als Colonel in Indiana Jones und das Rad des Schicksals zu erleben ist, wird von seinen drei Co-Stars gekonnt flankiert. Insbesondere Kate Bosworth, die mit Popcorn-Unterhaltung wie Blue Crush (2002) und Superman Returns (2006) bekannt wurde, liefert mit ihrer verschlossenen Darstellung eine gute Leistung. Diese Figuren sind keine tapferen Held:innen, auch keine betont kantigen Anti-Held:innen – sondern einfach Menschen, die am Sinn des (Über-)Lebens zweifeln.

Last Contact (2023)

Im Jahr 2063 ist die Erde fast vollständig überflutet. Übrig geblieben sind zwei verfeindete Kontinente und eine vor sich hin rostende Plattform mitten im endlosen Ozean. Auf diesem letzten militärischen Außenposten – 3000 Kilometer fernab der eigenen Heimat – halten drei Männer und eine Frau seit über zwei Jahren die Stellung. Ausgestattet mit einer Atombombe wartet die Crew auf die längst überfällige Ablösung. Doch niemand kommt. Sind sie besiegt oder gar die letzten Überlebenden?

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