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Eine Young-Adult-Buchverfilmung mit einem guten Ensemble und sehr schönen Ideen, dazu apokalyptische Überlebenskämpfe und Kinder mit Fähigkeiten. Klingt fantastisch. Was soll da schon schiefgehen?

The Darkest Minds - Die Überlebenden (2018)

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Die langweiligste Apokalypse der Welt

Seit den Hungerspielen sind Young-Adult-Buchverfilmungen bei diversen Studios gern gesehen, doch irgendwie haben sie es schwer. Seit Katniss und Co. vermag keiner dieser Filme so recht über ein mittelmäßiges Niveau hinauszukommen und so einige von ihnen haben die eigentlich angedachten Fortsetzungen nie erlebt. Die Hoffnung, dass „The Darkest Minds — Die Überlebenden“ dem Fluch der Mittelmäßigkeit entkommt, ist also nicht allzu groß und doch, sie ist da. Vielleicht dieses Mal?

Die Hoffnung verlässt auch Ruby (Amandla Stenberg) nicht, selbst nachdem sie schon seit 6 Jahren in einem Camp gefangen ist. Sie und die anderen überlebenden Kinder einer unbekannten Seuche sind eingesperrt, denn sie haben Kräfte entwickelt, die sie angeblich gefährlich machen. Diese Kräfte lassen sich praktischerweise durch eine Farbskala darstellen: die Grünen sind harmlos, aber besonders schlau, die Blauen haben telekinetische Fähigkeiten. Die Gelben können Elektrizität manipulieren und die Orangen sind Telepathen. So weit, so nachvollziehbar, offensichtlich haben alle Kinder neurologische Upgrades bekommen. Doch dann gibt es noch die Roten. Die können, nun ja, Feuer spucken? 

Eine erste Irritation. Es werden weitere folgen. Das Drehbuch ist nämlich auf der seichten und löchrigen Seite. Ruby ist eine Orange. Die gefährlichste Art, denn sie ist eine junge Frau, die selbst denken und gar die Gedanken der anderen manipulieren kann. Dass sie nicht gleich getötet wurde, hängt nur damit zusammen, dass sie sich dank der Telepathie als Grüne ausgeben konnte. Mit Hilfe einer unbekannten Frau gelingt ihr die Flucht aus dem Camp. Einmal draußen angekommen, flieht sich auch vor ihrer Helferin und landet bei einer Gruppe Kinder, die, genau wie sie, auf der Flucht sind: Liam (Harris Dickinson) ist blau und ein hübscher Anführertyp, Chubs (Skylan Brooks) ist grün und muss deshalb Brille tragen und Zu (Miya Cech) ist gelb, stumm und niedlich. Die perfekte am Reißbrett erstellte Gruppe also, zu der Ruby hinzustößt, und es ist klar, dass Liam und sie alsbald ein bisschen erste große Liebe spüren, denn wie anders sollte es auch laufen?

Das ist ja das Problem vieler dieser Verfilmungen und wenn The Darkest Minds — Die Überlebenden aus ihnen heraussticht, dann nur durch die unglaublich konsequente Mittelmäßigkeit und den Fakt, dass nichts, absolut gar nichts in diesem Film auch nur den Funken von Neuheit oder Kreativität besitzt. Im Gegenteil, der Film ist in jeder Sekunde, Einstellung und jedem Fetzen Action oder Dialog schon einmal da gewesen. Von X-Men über Tribute von Panem, von Harry Potter zu Divergent bis zu Stranger Things mit einem Hauch von Maze Runner wurde hier vermengt, was andere schon besser machten. Die Suppe ist fad. Sehr fad. Und es ist schade. Man möchte ihn mögen diesen Film, doch er lässt einen nicht. Dabei wäre es gerade jetzt an der Zeit, der jungen Generation eben solche apokalyptischen, problematischen Filme zu geben, an und mit denen sie ihre real existierenden Ängste ein wenig ausleben können.

Immerhin ist diese junge Generation eine, die einen Planeten von uns Erwachsenen erbt, der kurz vorm Kollaps steht. In den USA verklagt gerade eine Gruppe Kinder die Regierung wegen des Klimawandels, während andere tatsächlich in Camps gepfercht und von ihren Eltern getrennt werden. Was wäre also besser, zeitgemäßer, wichtiger fürs Kino, als diese Ängste auch kinematographisch zu bündeln? Was sagen denn die Eltern, die ihre Kinder verlieren? Und gibt es gar keine neuen? Wo bleibt die Rebellion der Erwachsenen gegen ein System, das ihnen ihren Nachwuchs stiehlt? Und wieso, wieso, wieso haben diese Kinder solch phänomenale Fähigkeiten und lassen sich von unfähigen Erwachsenen einsperren? Weshalb ist die Diskrepanz zwischen Idee und Ausführung so groß, dass der Film schon nach einer halben Stunde sämtliche Glaubwürdigkeit verliert? Denn seien wir ehrlich: Ruby allein hätte alle Unterdrücker schon platt machen können. Doch niemand ist daran interessiert. Die verstörendsten Ideen, die faschistischsten Aktionen und Reminiszenzen werden angespielt, nie durchdacht und einfach mit ein bisschen Action oder Liebe gefüllt. 

Doch, ach, selbst die Liebe in The Darkest Minds — Die Überlebenden liefert nur ein Potpourri aus alten Ideen und leeren Gesten. Sie ist so aufgeladen hohl und unerhört abgeschmackt, dass sie nichts übriglässt als einen weiteren langweiligen Dialog mit großen Augen und Werbegesten.

The Darkest Minds - Die Überlebenden (2018)

Nachdem eine Krankheit 98% der amerikanischen Kinder ausgelöscht hat, beginnen die überlebenden 2% Superkräfte zu entwickeln und werden in Internierungslager gesteckt. Die 16-jährige Ruby schafft es allerdings zu entkommen und schließt sich einer Grupper anderer geflohener Kinder an.

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Meinungen

Ana · 30.06.2021

Ich finde es sehr schade, dass es keine Fortsetzung geben wird. Der Film war einfach hamma. Ich habe ihn erst kürzlich in netflix geschaut und habe mich selbst gewundert wieso ich den nicht gekannt habe, weil ich ihn mit sicherheit im kino geschaut hätte damals, aber irgendwie habe ich das garnicht so mitbekommen vor zwei jahren. werbung habe ich auch nie welche gesehen. Ich finde, dass der Film viel mehr Einnahmen gemacht hätte, wenn mehr Werbung über ihn ausgestrahlt worden wäre. Sehr, sehr schade. Da hat man irgendwas nicht richtig gemacht, weil der Film ist zu 100% eine Fortsetzung wert und bei so einem Schluss sowieso😓