Die letzte amerikanische Jungfrau (Mediabook DVD & Blu-ray)

Eine Filmkritik von Martin Beck

Eis am Stil, re-imagined

Die letzte amerikanische Jungfrau ist eines von jenen Remakes, die in Deutschland vor allem Schulterzucken ernten. Boaz Davidson, der Regisseur von Eis am Stil 1-4, ist dafür nach Amerika gegangen und hat Eis am Stil 1 einfach nochmal neu gedreht. Mit anderen Schauspielern und einem anderen Soundtrack, doch ansonsten der gleichen Geschichte und den gleichen Charakteren. Manche nennen das filmischen Rassismus, manche amerikanische Faulheit. Irgendwie überflüssig bleibt das Werk aber auf jeden Fall.
Der andere Soundtrack ist bedingt durch eine Verlagerung der Handlung in die damalige Jetzt-Zeit (=1982). Auch das kann gerne noch als Neuerung gelten, aber trotzdem dreht sich die Geschichte weiterhin um drei Jungs, die alles daran setzen, beim anderen Geschlecht unter die Schlübber zu gelangen. Rick (Steve Antin) gibt den smarten Checker, David (Joe Rubbo) besticht durch tolpatschige Wabbeligkeit und Gary (Lawrence Monoson) ist viel zu schüchtern, um diese hochnotpeinliche „coming of age“-Nummer offensiv hinter sich zu bringen.

Was dann folgt, ist halt genau die Eis am Stil-typische Mischung aus hormongesteuerten Gags und dramatischen Liebeleien, bis hin zum bekannt nüchternen Ende. Man bekommt den gleichen Film nochmal erzählt und darf höchstens bei den großartigen Klamotten und den ebenso großartigen Songs (unter anderem von Devo, Blondie, The Police, The Cars und Journey) ein eigenständiges Zeitreise-Plus vermerken. Nicht verschwiegen werden sollte allerdings, dass die Songs maximal plakativ eingesetzt werden. „Whip it“ zum Beispiel läuft beim Schwanzlängenvergleich. Man muss ihn schon mögen, den Humor des Films.

Am besten nähert man sich der letzten amerikanischen Jungfrau über die Nostalgie-Brille und schraubt sein Niveau so sehr nach unten, dass zum Beispiel überdimensionale Unterhosen und das Blankziehen des Dicken als derbe Kommentare zur damaligen Jugendkultur durchgehen. Genauso wie das Ausspionieren der Mädelsumkleide, Probleme beim BH-Öffnen, dicke Post-Party-Schädel, lüsterne MILFs, peinliche Situationen mit den Eltern und die heillose Ignoranz des verbohrten Schüchterlings gegenüber den schönen Töchtern anderer Mütter.

Ja ja, so war es halt damals…und ist es natürlich auch noch heute, siehe unter anderem American Pie und Superbad. Der sleazige Vibe des Films geht bei wohlwollenden Kritikern als „authentisch“ durch und führt immerhin zu einer stattlichen Anzahl freigelegter Brüste. Bemerkenswert ist weiterhin, dass Boaz Davidson die räumliche und zeitliche Verlagerung des Stoffes gut bewältigt hat. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man Die letzte amerikanische Jungfrau problemlos als US-Original einsortieren.

Letztendlich kondensiert sich hier alles auf die Frage, ob man Eis am Stil kennt und sich den hier verabreichten Teenie-Klamauk antun möchte. Falls die Antwort einmal „nein“ und einmal „ja“ lautet, wartet eine mindestens unterhaltsame Zeitreise mit Cannon-Siegel, die allerdings nicht den ab und zu angedichteten Kultcharakter vergleichbarer Werke wie Ich glaub ich steh im Wald oder eben Eis am Stil erreicht. Die deutsche (beziehungsweise österreichische) Blu-Ray von NSM kommt in einem selbstverständlich überteuerten Mediabook, das aber immerhin sehr gute Bild- und Tonqualität aufweist. Ein paar sinnvolle Extras, wie zum Beispiel ein ausführliches Booklet oder einige erhellende Interviews, sind ebenfalls anwesend.

Die letzte amerikanische Jungfrau (Mediabook DVD & Blu-ray)

„Die letzte amerikanische Jungfrau“ ist eines von jenen Remakes, die in Deutschland vor allem Schulterzucken ernten. Boaz Davidson, der Regisseur von „Eis am Stil 1-4“, ist dafür nach Amerika gegangen und hat „Eis am Stil 1“ einfach nochmal neu gedreht. Mit anderen Schauspielern und einem anderen Soundtrack, doch ansonsten der gleichen Geschichte und den gleichen Charakteren.
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