Submerged - Gefangen in der Tiefe

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Sauber versenkt

Eine Limousine kracht ins Wasser. Sinkt zum Boden des Kanals. Und unter den Insassen bricht umgehend Panik aus, da sich die Türen nicht öffnen lassen. Was nach einem passablen Stoff für ein nervenzehrendes B-Movie klingt, entwickelt sich in den Händen des Genre-Experten Steven C. Miller (Silent Night – Leise rieselt das Blut, The Aggression Scale) zu einem handfesten Desaster, das den Rezensenten besonders vor eine Frage stellt: Wo anfangen mit der Kritik, wenn fast nichts zusammengehen will? Am besten beginnt man damit, was schon nach wenigen Minuten ins Auge sticht: Miller und Drehbuchautor Scott Milam (Mother`s Day) scheinen ihrer Prämisse nicht über den Weg zu trauen oder aber haben schlichtweg zu wenige Ideen zusammengetragen, um das klaustrophobische Szenario für 90 Minuten auf einem annehmbaren Spannungslevel zu halten.
Statt den Betrachter konsequent an die Notlage der Protagonisten zu binden, bauen die Macher immer wieder Rückblenden ein, die das Verhältnis der Figuren illustrieren sollen und die Stunden vor dem folgenschweren Unfall skizzieren. Eine Strategie, die sich als dramaturgischer Bumerang erweist, da sie gelegentlich aufkommenden Nervenkitzel regelmäßig abwürgt. Auch wenn das Drehbuch in den Einschüben bemüht ist, Charakterzeichnung zu betreiben, erscheinen die nicht gerade sympathischen jungen Menschen größtenteils wie wandelnde Klischees. Etwas Profil gewinnt einzig Limousinen-Fahrer Matt (fast durchgehend mit weit aufgerissenen Augen: Jonathan Bennett), der erst vor kurzem seinen kleinen Bruder verloren hat.

Hektische Handkamerabilder aus dem Inneren des Wagens, lautes Geschrei und hitzige, von Flüchen begleitete Diskussionen sollen die Beklemmung der Passagiere greifbar machen, wirken mit der Zeit aber nur noch ermüdend. Besonders anstrengend sind die Ausfälle des provokanten Todd (unerträgliches Overacting zum Besten gebend: Giles Matthey), der weniger an einer schnellen Problemlösung interessiert ist, sondern sich allen Ernstes damit brüstet, mit wem er wann wie geschlafen hat. Ticking-Clock-Momente werden recht früh etabliert, spielen im weiteren Verlauf allerdings keine Rolle mehr, weshalb es nicht verwundern muss, dass den Betrachter das Geschehen zunehmend kaltlässt.

Kreativ sind lediglich einige optische Übergänge zwischen Vergangenheit und Gegenwart, die Submerged – Gefangen in der Tiefe aber nicht ins Trockene retten können. Auch deshalb, weil Miller das verkorkste Kammerspiel im letzten Akt zu einem Entführungsthriller mit sozialkritischer Note aufbläht. Diese Entwicklung ist zwar nicht vollkommen aus der Luft gegriffen, erscheint unter dem Strich aber gänzlich deplatziert, da im Reservoir Dogs-artigen Showdown eine lächerliche Wendung auf die nächste folgt und man das Gezeigte nicht mehr ernst nehmen kann. Verheizt wird hier zu allem Überfluss ein erfahrener Mime wie Mario Van Peebles, der eine seine ersten Rollen im Black-Cinema-Klassiker Sweet Sweetback’s Baadasssss Song seines Vaters Melvin hatte.

Submerged - Gefangen in der Tiefe

Eine Limousine kracht ins Wasser. Sinkt zum Boden des Kanals. Und unter den Insassen bricht umgehend Panik aus, da sich die Türen nicht öffnen lassen. Was nach einem passablen Stoff für ein nervenzehrendes B-Movie klingt, entwickelt sich in den Händen des Genre-Experten Steven C. Miller („Silent Night – Leise rieselt das Blut“, „The Aggression Scale“) zu einem handfesten Desaster, das den Rezensenten besonders vor eine Frage stellt: Wo anfangen mit der Kritik, wenn fast nichts zusammengehen will?
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