Reach Me - Stop at Nothing...

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Große Stars machen noch keinen großen Film aus

Es ist im Grunde schon erstaunlich, dass ein Film, der schon im Titel ausdrückt, dass er jemanden – sein Publikum – erreichen will, so losgelöst von ihm ist. Er soll im Grunde das Äquivalent eines Motivationsbuchs sein. Die Botschaft ist klar: Wenn man sein Leben ändern will, dann ist das möglich. Man kann die eingeschlagene Bahn verlassen, wenn man nur die Kraft hat, aus alten Mustern auszubrechen. Eine schöne Botschaft, nur wirkt sie im Kontext des Films auch reichlich verlogen.
Das Buch Reach Me, das von dem zurückgezogen lebenden Autor Teddy Raymond (Tom Berenger) geschrieben worden ist, verändert das Leben zahlreicher Menschen: Der Polizist Wolfie (Thomas Jane) schießt zuerst, bevor er Fragen stellt. 43,5 Menschen hat er schon auf dem Gewissen, jeden davon beichtet er beim alkoholsüchtigen Priester Paul (Danny Aiello). Colette (Kyra Sedgewick) saß wegen Brandstiftung im Gefängnis, ist nun aber auf Bewährung raus. Ihre Nichte Eve (Elizabeth Henstridge) ist Schauspielerin und hatte ein traumatisches Erlebnis. Die Gauner Thumper (David O’Hara) und Domenic (Omari Hardwick) sollen jemanden aus dem Weg räumen und Rapper E-Ruption (Nelly) predigt im Fernsehen von der Macht von Reach Me. Das alles ruft Gerald (Sylvester Stallone) auf den Plan. Er betreibt eine Internet-Seite und setzt seinen besten Reporter an, um Teddy als Betrüger zu entlarven. Doch dann kommt alles anders, als man denkt.

Reach Me wurde über eine Kickstarter-Kampagne finanziert. Es war wohl weniger die Geschichte, die die Finanziers lockte, als das bemerkenswerte Ensemble, zu dem u.a. Sylvester Stallone, Kyra Sedgewick, Thomas Jane, Lauren Cohan, Kelsey Grammer, Tom Berenger, Ryan Kwanten und Cary Elwes gehören, um nur ein paar zu nennen. Allein das Aufgebot an Stars zeigt aber auch schon, in welche Richtung es hier geht: Reach Me ist eine episodische Nummernrevue mit voneinander unabhängigen Geschichten, die sich langsam zu überschneiden beginnen. Man kann sich das wie The Player vorstellen, aber Autor und Regisseur John Herzfeld ist eben kein Robert Altman.

Sein Film wäre völlig uninteressant, hätte er nicht dieses Aufgebot an Stars zu bieten. Sie sind der Aufhänger, man wird jedoch das Gefühl nicht los, dass hier mehrheitlich ohne Passion gearbeitet wurde. Stars wie Stallone oder Jane, die übrigens keine gemeinsame Szene haben, wirken unbeteiligt, geradezu gelangweilt. Und es wird nicht besser dadurch, dass die Synchronisation günstig ausgefallen ist und auf die Stammsprecher verzichtet.

Die ersten Momente sind noch halbwegs interessant, weil die Figuren nach und nach vorgestellt werden und man sich fragt, in welchem Zusammenhang sie alle agieren werden. Aber es stellt sich schnell heraus, dass Herzfeld zwar gut darin war, Gefälligkeiten einzufordern und Stars zu rekrutieren, aber nichts zu sagen hat, das in irgendeiner Weise tiefsinnig wäre. Reach Me möchte die ganz großen Themen anschneiden, kommt über Plattitüden aber nicht hinaus. Er hat schlichtweg nichts zu sagen.

Reach Me - Stop at Nothing...

Es ist im Grunde schon erstaunlich, dass ein Film, der schon im Titel ausdrückt, dass er jemanden – sein Publikum – erreichen will, so losgelöst von ihm ist. Er soll im Grunde das Äquivalent eines Motivationsbuchs sein.
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