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Zum fünften und mutmaßlich letzten Mal zieht Sylvester Stallone alias John Rambo in die Schlacht und nimmt sich dabei skrupellose mexikanische Menschenhändler zur Brust. Donald Trump dürfte der Abschluss der Rachesaga um den angeknacksten Vietnamveteranen gefallen. 

Rambo V: Last Blood (2019)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Rastloser Krieger

Alles begann so vielversprechend – und nahm im Anschluss schnell fragwürdige Formen an. Als das auf einem Roman von David Morrell basierende Actiondrama Rambo 1982 in die Kinos kam, konfrontierten Regisseur Ted Kotcheff und Hauptdarsteller Sylvester Stallone das Publikum auf eindringliche Weise mit den Folgen des Vietnamkrieges. Der im Zentrum stehende, labile Veteran mutierte in den Fortsetzungen allerdings in Windeseile zu einer eindimensionalen Kampfmaschine mit comichaft überhöhten Zügen. In eben diese Kerbe schlägt auch der fünfte und vermeintlich finale Teil der Reihe, der den inzwischen 73-jährigen Stallone noch einmal in seiner Paraderolle zeigt.

Nach seiner Rückkehr auf die in Arizona gelegene Farm seines Vaters am Ende des vierten Films will der Ex-Soldat John Rambo (Stallone) eigentlich seinen Lebensabend genießen. Doch immer noch lassen ihn seine grausamen Erfahrungen nicht los. Freude bereiten dem früheren Kriegsteilnehmer die Momente mit Gabrielle (Yvette Monreal), der Enkelin seiner Haushälterin Maria (Adriana Barraza). Das Aufwachsen des Mädchens, das in Kürze aufs College gehen wird, hat Rambo seit vielen Jahren liebevoll begleitet. Eines Tages eröffnet ihm seine Ziehtochter, dass sie ihren leiblichen Vater, der die Familie einst im Stich gelassen hatte, in Mexiko besuchen wolle, da eine alte Freundin ihn aufgestöbert habe. Obwohl John und Maria die Reise untersagen, überquert Gabrielle wenig später die Grenze und landet nach einem schmerzhaften Treffen mit ihrem Erzeuger in einem Nachtclub. Dort fällt sie dem Schergen eines Kartells in die Hände, das sich mit Menschenhandel und Zwangsprostitution eine goldene Nase verdient.

Hat es anfangs noch den Anschein, als wollten Regisseur Adrian Grünberg (Get the Gringo), der wie bei jedem Teil der Reihe am Drehbuch mitbeteiligte Stallone und Co-Autor Matthew Cirulnick (Die Straßen Harlems) die angeknackste Psyche des Protagonisten genauer in den Blick nehmen, erweisen sich die eher plumpen Grübel-Szenen und Trauma-Flashs als handfeste Nebelkerzen. Sind die von Rambo geschluckten Medikamente einmal in der Ecke gelandet, verliert seine innere Versehrtheit dramatisch an Bedeutung. Gabrielles Entführung, auf die der Haudegen fast schon gewartet zu haben scheint, ist der Startschuss für einen stumpfen Racheplot, der sich unaufhörlich in zweifelhaften Klischees ergeht. Mexiko ist ein Ort des Schreckens, bevölkert von finsteren Gangstern und brutal-übergriffigen Polizeibeamten, denen – so suggeriert es der Film – nur ein Selbstjustizkrieger wie John das Fürchten lehren kann.

Da seine ersten Schritte erstaunlich unbeholfen ausfallen, landet der knallharte Gerechtigkeitsfanatiker zunächst mit schweren Verletzungen in den Armen der einheimischen Journalistin Carmen Delgado (Paz Vega), einer von zahlreichen profillosen Funktionsfiguren. Ihre Hilfsbereitschaft mag löblich sein, kann aber das unerträglich negative Mexiko-Bild, an dem US-Präsident Donald Trump seine helle Freude haben dürfte, nicht im Ansatz geraderücken. Gabrielles grauenhaftes Schicksal, das die Kamera bewusst immer wieder aus unmittelbarer Nähe einfängt, legitimiert nach Meinung der Filmemacher das rabiate Handeln des aufgebrachten Veteranen. Nach der einzigen wirklich überraschenden Wendung schlägt sein Vergeltungsfeldzug endgültig ins Lächerliche um. Rambos Vietnamerfahrung wird quasi reanimiert und eine buchstäblich unterirdische Gewaltorgie mit grotesken Splatter-Effekten bricht sich Bahn. Ein Schlachtfest, das statt Spannung ungläubiges Kopfschütteln produziert und seine Rachefantasien in widerlichem Maße zelebriert.

Fliegen im Abspann dann einige Szenen aus anderen Teilen der Reihe am Zuschauer vorbei, hält sich die Wehmut doch stark in Grenzen. Vor allem deshalb, weil einem noch einmal bewusst wird, welch unschöne Richtung die Rambo-Figur nach dem gelungenen Auftakt eingeschlagen hat. Grünbergs grobschlächtiger, mit aufdringlicher Musik zugekleisterter Der-Zweck-heiligt-die-Mittel-Reißer fühlt sich als Abschluss einerseits unwürdig an, ist andererseits aber wohl genau der richtige Ausklang für ein Franchise, das schon mit dem zweiten Kapitel spürbar nachließ.

Rambo V: Last Blood (2019)

In seinem mutmaßlich letzten Leinwandauftritt legt sich John Rambo mit einem mexikanischen Drogenkartell an.

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