Mit dem Herz durch die Wand

Eine Filmkritik von Verena Schmöller

Unterhaltung ohne Überraschungen

Eine Liebe auf den ersten Blick hätte in Mit dem Herz durch die Wand keine Chance: Denn er und sie haben sich noch nie gesehen. Die beiden Nachbarn im obersten Stock zweier verschiedener Häuser unterhalten sich durch die pappdünne Zwischenwand ihrer beiden Wohnungen. Was zunächst als nachbarschaftlicher Geräuschekrieg gestartet ist, endet – natürlich – in einer Romanze. Mit Hindernissen, auch natürlich, aber sonst würden wir uns romantische Komödien nicht so gerne anschauen.
Sie (Mélanie Bernier) ist eine schüchterne Pianistin, die sich für die Aufnahmeprüfung am Konservatorium vorbereitet und in ihrer Schwester Charlotte (Lilou Fogli, die auch Ko-Autorin des Films ist) die beste Freundin hat. Ihr Typ: auffällig unscheinbar, klassisch stilvoll, die weiblichen Reize hinter einer großen Brille und in einer strengen Hochsteckfrisur versteckt.

Er (Clovis Cornillac) ist Spiele-Erfinder und Einsiedler: Nach einem persönlichen Drama hat er sich in seiner Wohnung verbarrikadiert, um ein kompliziertes Spiel zu entwickeln, das man auch alleine spielen kann. Wäre da nicht sein bester Freund Artus (Philippe Duquesne), hätte er wohl keinen menschlichen Kontakt.

Weil sie es nicht mehr bei ihrem musikalischen Ziehvater aushält, sucht sie sich eine Wohnung und landet in besagter Dachwohnung, die – nur durch eine dünne hellhörige Wand getrennt – an die Wohnung von ihm angrenzt. Er kennt das schon: Neue Mieter ziehen ein, er veranstaltet eine ausgetüftelte Gruselshow, lässt durch die Wand Bilder sich bewegen und furchterregende Geräusche verlauten, so dass besagter Neuling möglichst schnell das Weite sucht. Bei Madame hat er allerdings kein Glück, und als sie von seinem „Ich vergraule den neuen Mieter“-Spiel erfährt, lässt sie sich nicht etwa einschüchtern, sondern sagt ihm den Kampf an.

Mit Kreativität und Durchhaltevermögen stören sich die beiden gegenseitig in den Ruhepausen und beim Arbeiten. Als es ihnen zu viel wird, vereinbaren sie einen Waffenstillstand und unterschiedliche Arbeitsphasen, aber auch diese Abmachung artet in einer gegenseitigen Schikane aus. Durch diese Kämpfe lernen sie einander aber auch kennen: Zwei Menschen, die in den vergangenen Wochen, Monaten, Jahren nur selten Kontakt zu oder Gespräche mit anderen Menschen hatten, finden plötzlich eine verwandte Seele, jemanden, der ihnen – wohl oder übel – zuhört und zu kennen scheint, was man selbst fühlt. Aus der anfänglichen Abscheu wird also Freundschaft, Beziehung und Liebe. Aus dem technisch perfekten Klavierspiel wird schließlich leidenschaftliche Musik.

Clovis Cornillac, der nicht nur die Hauptrolle spielt, sondern in Mit dem Herz durch die Wand auch erstmals Regie geführt hat, hat eine originelle und nette romantische Komödie gedreht, die gerade mit ihren kreativen Einfällen unterhält, jedoch dramaturgisch keine großen Überraschungen bereit hält: So ist das Dinner zu viert zwar ein Höhepunkt der unsichtbaren Beziehung zwischen den beiden Nachbarn, aber auch logische Konsequenz des Spiels. Wohl auch deshalb wird man den Film eher wieder schnell vergessen, dass macht aber vielleicht auch nichts: Einen unterhaltsamen Abend hatte man allemal.

Mit dem Herz durch die Wand

Eine Liebe auf den ersten Blick hätte in „Mit dem Herz durch die Wand“ keine Chance: Denn er und sie haben sich noch nie gesehen. Die beiden Nachbarn im obersten Stock zweier verschiedener Häuser unterhalten sich durch die pappdünne Zwischenwand ihrer beiden Wohnungen. Was zunächst als nachbarschaftlicher Geräuschekrieg gestartet ist, endet – natürlich – in einer Romanze.
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