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Das Beste kommt zum Schluss: Wes Ball setzt auch im dritten und letzten Teil seiner Jugendromanverfilmung auf Action statt Tiefgang. Dylan O’Brien, Kaya Scodelario & Co. lassen es in Maze Runner – Die Auserwählten in der Todeszone dieses Mal richtig krachen und treffen auf einen alten Bekannten.

Maze Runner: Die Auserwählten in der Todeszone (2018)

Eine Filmkritik von Falk Straub

Krach, bumm, peng!

 Wes Ball weiß, wie er sein Publikum sekundenschnell an die Kinositze fesselt. Der Auftakt: unvermittelt. Das Tempo: atemlos. Die Handlung: irrwitzig. Die Stunts: halsbrecherisch. Die Kamera fliegt über die Ausläufer einer untergegangenen Zivilisation, folgt einem schrottreifen Geländewagen. Thomas (Dylan O’Brien) und Vince (Barry Pepper) rasen über die Reste einer Straße. Brenda (Rosa Salazar) und ihr Vater Jorge (Giancarlo Esposito) harren unweit auf einer Anhöhe ihres Einsatzes.

Die Haarlänge der Tochter deutet an, wie viel erzählte Zeit seit dem vorherigen Teil der Reihe vergangen ist. Als in der Ferne ein Zug pfeift, jagen auch sie von ihrem Hügel. John Paesanos Score trägt sie davon, mit dunkel dräuenden Bässen, treibendem Schlagwerk und mächtigen Blechbläsern ihrem Ziel entgegen. Was folgt, ist ein Eisenbahnraub mit List und Tücke, in voller Fahrt mit Schweißgerät und Helikopter. Wahnsinn! Die Diebe sind nicht etwa hinter Geld her. In einer Zukunft, in der die Menschheit in Kranke und Gesunde zerfällt, sind Immune die teuerste Währung. Die Waggons sind voller Jugendlicher, in deren Venen die Hoffnung auf Heilung fließt. Doch Minho (Ki Hong Lee), den Thomas retten wollte, ist nicht darunter. Die Hatz geht weiter. Nächster Halt: die letzte Stadt. 

Eine Zeit lang war die Verfilmung dystopischer Jugendbücher in Hollywood en vogue. Das ist gar nicht so lange her, der erste Teil der Tribute von Panem liegt nur sechs Jahre zurück, der letzte kam im November 2015 in die deutschen Kinos. Und doch scheint das eine Ewigkeit entfernt. Vielleicht liegt es an der Austauschbarkeit der Filme mit ihren gewichtigen (deutschen) Titeln, den kaum unterscheidbaren Nachwuchsschauspielern und Settings sowie den immer gleichen Plots irgendwo zwischen George Orwells 1984 und Aldous Huxleys Schöne neue Welt. Fast schon ein Treppenwitz der Filmgeschichte, dass Erzählungen, die von Kontrolle und Konformität handeln, allesamt seltsam gleichförmig anmuten. Während die anderen Vertreter dieser kurzen Spielart des Science-Fiction-Films gern reichlich bedeutungsschwanger das Politische zwischen ihre Schauwerte schieben, rückt Wes Ball diesen Aspekt von vornherein so weit wie möglich in den Hintergrund. Die obskure Organisation W.C.K.D. (gesprochen: „wicked“), die das Böse bereits im Namen trägt und die Überreste der Zivilisation überwacht, dient Ball und seinem Stammautor T.S. Nowlin auch im dritten und letzten Teil seiner Reihe lediglich als Katalysator, der die Action in Gang bringt und am Laufen hält.

Nach einer kurzen Verschnaufpause rücken die Erwachsenen wieder ins zweite Glied. Einzig Widersacher Janson (Aidan Gillen) tritt den Jugendlichen energisch entgegen, die Strippenzieher auf beiden Seiten, die gewohnt unterkühlte W.C.K.D.-Chefin Ava Paige (Patricia Clarkson) und der faszinierend monströse Rebellenführer Lawrence (Walton Goggins), ziehen sich bis zum furiosen Finale zurück. Gemeinsam mit Brenda, Newt (Thomas Brodie-Sangster), Frypan (Dexter Darden) und dem wieder getroffenen Gally (Will Poulter) versucht Thomas, seinen Freund Minho aus den Laboratorien jenseits der Stadtmauern zu befreien. Hier ist alles klinisch sauber und auf engstem Raum verdichtet. Etwas weniger vom Ersten und mehr vom Zweiten hätte auch Maze Runner – Die Auserwählten in der Todeszone nicht geschadet. Insgesamt läuft im letzten Teil der Reihe alles ein wenig zu glatt und dauert gegen Ende zu lang. In den Laboratorien führt Überläuferin Teresa (Kaya Scodelario) Experimente durch. Und die Gruppe muss sich fragen, ob Thomas nur für Minho oder nicht auch für seine alte Liebe aller Leben aufs Spiel setzt.

Auch dieses Mal geht alles Knall auf Fall. Zeit zum Durchatmen und für Logik bleibt kaum. Besonders die erste Hälfte ist aber erstaunlich konsistent geschrieben und inszeniert. War Die Auserwählten im Labyrinth eine Mischung aus Herr der Fliegen und Videospiel und Die Auserwählten in der Brandwüste ein Roadmovie auf der Flucht, in dem die Akteure stets nur reagierten, kehrt nun ein klar anvisiertes Ziel zurück, auf das die Protagonisten nicht länger kopflos, sondern mit Köpfchen zusteuern. Nach einem Auftakt wie im Western wird Die Auserwählten in der Todeszone ein actiongeladenes Heist-Movie, bevor das flammende Inferno eines Kriegsszenarios den Film in Schutt und Asche legt. Mit dem Riesenbudget und dem Staraufgebot der Tribute von Panem kann das zwar nicht mithalten, besonders das Schauspiel und die Dynamik zwischen den Figuren lassen doch arg zu wünschen übrig. Wenn aber Busse und Zugwaggons durch die Lüfte baumeln, Menschen aus astronomischen Höhen in winzige Bassins springen und der Sound dazu aus allen Richtungen kommt, macht das ähnlich viel Spaß wie die wahnwitzig unrealistischen Stunts der Fast & Furious-Reihe.

Maze Runner: Die Auserwählten in der Todeszone (2018)

Im Schlussteil der Maze Runner Trilogie ist es ein Jahr her, dass Thomas dem Labyrinth entkommen ist und die Brandwüste durchquert hat. Er und die überlebenden Gladers bereiten sich auf den finalen Kampf gegen WKCD vor, während sie zugleich nach einer Heilungsmethode gegen die tödliche Seuche namens the Flare finden müssen, die schon einen Großteil der Weltbevölkerung ausgelöscht hat. Es wird ein Kampf ums Überleben, dessen Ende völlig offen ist …

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