Lowlife Love (2015)

Eine Filmkritik von Falk Straub

Aus dem Leben eines Möchtegern

Dass sich hinter der glitzernden Fassade des Hochglanzkinos Abgründe auftun, wissen wir bereits. Nun zeigt uns Low-Budget-Regisseur und Drehbuchautor Eiji Uchida, wie ungesittet es im japanischen Independentfilm zugeht. Lowlife Love ist eine überdrehte Farce mit jeder Menge Fremdschämfaktor.

Den Film bei Vimeo schauen:

Externen Inhalt ansehen?

An dieser Stelle möchten wir Ihnen ein externes Video von Vimeo präsentieren. Dafür benötigen wir Ihre Zustimmung in die damit verbundene Datenverarbeitung. Details in unseren Angaben zum Datenschutz.

Zustimmen und ansehen

Tetsuo (Kiyohiko Shibukawa) tritt seit Jahren auf der Stelle. Mit 39 wohnt er immer noch bei seiner Mutter, an deren Geldbörse er sich gerne mal vergreift. Auch vom weiblichen Geschlecht kann er seine Finger nicht lassen, weshalb ihm seine Studentinnen scharenweise davonlaufen. Eigentlich ist Tetsuo ja Regisseur. Doch außer einem lange zurückliegenden Indie-Hit hat er keine Erfolge vorzuweisen. Bis zur Finanzierung seines nächsten Films hält er sich mit Schauspiel- und Drehbuchseminaren über Wasser, die lediglich dazu dienen, dem naiven Nachwuchs das Geld aus der Tasche zu ziehen. Da aber selbst das nicht reicht, um seinen Lebensstil voll Alkohol und Frauen zu decken, dreht Tetsuo mit seinem Assistenten Mamoru (Yoshihiko Hosoda) Pornos, die er an zwielichtige Typen verscherbelt. Doch nun soll sich alles ändern. Seminarteilnehmer Ken (Shûgo Oshinari) schreibt ein Drehbuch, das endlich die nötigen Geldgeber liefern könnte. Für die weibliche Hauptrolle hat Tetsuo das junge Landei Minami (Maya Okano) im Sinn. Natürlich nicht ohne Hintergedanken.

In drei Episoden erzählt Lowlife Love aus dem Leben dieses Möchtegern. Dessen Branche ist für Eiji Uchida vor allem eine schmutzige. Entsättigte Farben, schäbige Spelunken und widerliche Typen, die ihren eigenen Beruf verachten, künden davon. Für den mittelmäßigen Produzenten Kida (Denden) ist Film in erster Linie „Kampf“, für den erfolgsverwöhnten Regisseur Kano (Kanji Furutachi) „ein dreckiges Miststück“, „hinterhältiger als Drogen“. Wer wie er, Kida oder Tetsuo einmal angefixt ist, kommt nicht mehr davon los und spielt seine Macht skrupellos aus. Sexuell übergriffig ist jeder der drei, egal auf welcher Sprosse der Erfolgsleiter er steht. Resigniert dreht Minami den Spieß um. In einer misogynen Filmindustrie ermächtigt sie sich ihres Körpers schließlich selbst und klettert nach oben.

Eiji Uchida inszeniert dieses Spiel um Macht und Missbrauch als überzogene Farce, die stets haarscharf an der Grenze zur unfreiwilligen Komik entlangschrammt. Lowlife Love spielt in einer Welt, in der die Menschen das Bedürfnis nach körperlicher Nähe beständig mit Sex verwechseln. Eine Welt voll verworrener Liebschaften und ausgefallenen Fetischen. Neben unzähligen Szenen zum Fremdschämen gelingen Uchida aber auch stille, nachdenkliche Momente. Die drei Episoden heißen „Frühling“, „Sommer“ und „Herbst“. Ob diese direkt aufeinander folgen, bleibt offen. Minamis rasanter Aufstieg und ein erster kleiner Karriereknick legen zumindest nahe, dass sich die Geschichte über mehr als ein Jahr erstreckt, die Titel auch metaphorisch gedeutet werden können. Während sich das unbedarfte Mädchen vom Lande in der ersten Episode noch naiv in die Filmwelt stürzt, ist sie später die Abgebrühteste im Bunde. Und während sie zu Beginn echte Gefühle zeigt, um überzeugend spielen zu können, hilft ihr später, als sie schon lange nichts mehr fühlt, ihr brillantes Spiel, Gefühle vorzutäuschen. Auf Tetsuo wartet hingegen ein schmerzhaftes Ende.
 

Lowlife Love (2015)

Dass sich hinter der glitzernden Fassade des Hochglanzkinos Abgründe auftun, wissen wir bereits. Nun zeigt uns Low-Budget-Regisseur und Drehbuchautor Eiji Uchida, wie ungesittet es im japanischen Independentfilm zugeht. „Lowlife Love“ ist eine überdrehte Farce mit jeder Menge Fremdschämfaktor.

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen