Der Kandidat - Macht hat Ihren Preis

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Ein Hoffnungsträger stürzt ab

Einst gefeiert, heute oftmals belächelt: Nicolas Cage, der für die Darstellung eines Alkoholikers in Leaving Las Vegas mit einem Oscar ausgezeichnet wurde, hat mittlerweile bei Kritikern und Publikum einen schweren Stand. Große Rollen bleiben ihm schon seit Längerem verwehrt, weshalb der US-Schauspieler nun vor allem schlichte Reißer wie Trespass und Left Behind mit zum Teil lächerlichen Manierismen beehrt. Dass er sein Handwerk noch nicht verlernt hat, stellte Cage allerdings immer mal wieder unter Beweis – etwa im Crime-Thriller Frozen Ground oder dem White-Trash-Drama Joe – Die Rache ist sein. Eine ordentliche Performance jenseits der bekannten Overacting-Auswüchse liefert er auch in Austin Starks Regiedebüt Der Kandidat – Macht hat ihren Preis. Entscheidend aufwerten kann Cage die eher unbeholfene zusammengezimmerte Geschichte um den Absturz eines engagierten Politikers aber nicht.
Louisiana im Jahr 2010: Nach der Explosion einer Bohrinsel im Golf von Mexiko leiden weite Landstriche unter den Folgen einer verheerenden Ölpest – was dem Abgeordneten Colin Pryce (Nicolas Cage) spürbar zu schaffen macht. Als der Idealist mit einem flammenden Appell vor dem Kongress für großes Aufsehen sorgt, sieht es – sehr zur Freude seiner machtbewussten Gattin Deborah (Connie Nielsen) – so aus, als könne er sich in Kürze erfolgreich um einen Sitz im Senat bewerben. Ein Sexskandal, der plötzlich an die Öffentlichkeit gelangt, leitet jedoch eine rasante Talfahrt ein, an deren Ende Pryce nicht nur ohne Ehefrau dasteht, sondern auch zu einem Rücktritt von seinem Amt gezwungen wird. Während sich der gefallene Staatsmann fortan als Anwalt für die Menschen starkmacht, die durch die Ölkatastrophe ihre Existenzgrundlage verloren haben, findet er Halt bei seiner früheren Beraterin Kate Haber (Sarah Paulson).

Das BP-Unglück von 2010 als Hintergrund und ein Politiker, der wirklich etwas bewegen will, allerdings in eine berufliche und private Krise schlittert – die Grundpfeiler der Geschichte klingen gar nicht mal so schlecht. Wie Regisseur und Drehbuchautor Stark den Niedergang des Protagonisten aufzieht, sorgt aber schnell für Ernüchterung. Dominierend sind klischierte Versatzstücke, die ohne große Ambitionen zu einer unausgereiften Mischung aus Polit-Drama, Romanze, Charakterstudie und Familienpsychogramm verdichtet werden. Echte Spannung oder ein erzählerischer Sog entstehen dabei leider nicht.

Zwischen den Zeilen ist der Wille, die Oberfläche zu durchbrechen, durchaus spürbar. Erschöpfend behandelt Der Kandidat jedoch keinen seiner Handlungsstränge. Die Ehekrise im Hause Pryce wird schemenhaft an die Wand geworfen. Deborah wirkt wie ein Abziehbild der kühl-berechnenden Claire Underwood aus der Netflix-Serie House of Cards. Die ambivalente Beziehung zwischen Pryce und seinem Vater Rayne (Altstar Peter Fonda), einem einst beliebten Politiker, will sich in wenigen eingeschobenen Szenen nicht richtig vermitteln. Das Alkoholproblem der beiden Männer ist lediglich ein billiger Drehbuchkniff. Und die Annäherung zwischen dem in Ungnade gefallenen Kongressabgeordneten und seiner ehemaligen Beraterin kommt reichlich aufgesetzt daher.

Überzeugender fühlen sich da schon die Momente an, in denen Cage den glühenden Verteidiger der kleinen Leute geben darf. Pikanterweise bietet das Drehbuch am Ende ausgerechnet in diesem Punkt eine zynische Wendung auf, die gar nicht mal so unrealistisch ist, dem Zuschauer aber viel zu überhastet aufgetischt wird. 90 Minuten – das lässt sich nach Sichtung des Films definitiv sagen – sind schlichtweg zu wenig, um alle angerissenen Themen sinnvoll unter einen Hut zu bringen.

Der Kandidat - Macht hat Ihren Preis

Einst gefeiert, heute oftmals belächelt: Nicolas Cage, der für die Darstellung eines Alkoholikers in „Leaving Las Vegas“ mit einem Oscar ausgezeichnet wurde, hat mittlerweile bei Kritikern und Publikum einen schweren Stand. Große Rollen bleiben ihm schon seit Längerem verwehrt, weshalb der US-Schauspieler nun vor allem schlichte Reißer wie „Trespass“ und „Left Behind“ mit zum Teil lächerlichen Manierismen beehrt.
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