Der letzte Exorzismus

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Im Bann des (Aber)Glaubens

Daniel Stamms „Mockumentary“ hat sich in den USA binnen kurzer Zeit zu einem veritablen Kassenknüller entwickelt – und das obwohl der Film im Gegensatz zur derzeitigen Welle von ultrabrutalen Horrorfilmen kaum die erwarteten Schauwerte bieten kann. Ähnlich wie der im gleichen Stil gefilmte Blair Witch Project entsteht der Schrecken hier weniger durch möglichst blutige Effekte, sondern durch die geschickt inszenierte Illusion des Dokumentarischen.
Diesen Kunstgriff eines vorgeblichen Kamerateams, das den gezeigten Fall begleitet und – mehr als ihm dies beliebt – selbst involviert wird, benutzt Stamm von Anfang an dazu, seinen Protagonisten systematisch zu entzaubern und zu demonstrieren. Der vorgeblich gottesfürchtige Reverend Cotton Marcus (Patrick Fabian), den der Film im Stile einer Fernsehreportage begleitet, ist nämlich nicht nur ein charismatischer Prediger, sondern vor allem ein Heuchler und Betrüger. Seine angeblichen Exorzismen, die er schon viele Male gegen gutes Geld durchgeführt hat, sind samt und sonders nichts anderes als geschickt in Szene gesetzte Spektakel, mit denen er seine Opfer vorgeblich von ihren Leiden befreit. In Wirklichkeit ist die Show aber nichts anderes als ein billiger Placebo-Effekt, der immerhin den naiven Gläubigen (zumindest für einige Zeit) Linderung verspricht. Nun aber soll Schluss sein mit der Show, lediglich der Kamera zuliebe erklärt sich der eitle Marcus dazu bereit, einen letzten Exorzismus zu unternehmen. Der willkürlich ausgewählte Fall führt ihn und das begleitende Filmteam tief in den Süden der USA, wo die Farmen einsam liegen und die Menschen von einem tiefen Aberglauben geprägt sind. Zunächst sieht alles nach einer reinen Routineangelegenheit aus, in der sich der Reverend auf seine schmutzigen Tricks verlassen kann. Dann aber zeigt die angeblich vom Teufel besessene Farmerstochter (Abbey Bell) Fähigkeiten, die selbst ihren Exorzisten in Furcht und Schrecken versetzen. Aus dem Spiel (für den Reverend und die Kamera) wird Ernst – für alle Beteiligten. Dem Geheimnis der Besessenheit Nells aber kommt die Kamera nicht auf die Spur, ihr Fall wird für den heuchlerischen Reverend wahrlich zu dessen letztem Fall – allerdings auf eine ganz andere Weise, als dieser sich das vorgestellt hatte.

In Der letzte Exorzismus führt Daniel Stamm den Zuschauer gleich in mehrfacher Hinsicht auf falsche Fährten. Zum einen dürfte der Film bei vielen Fans etwas brachialerer Filme allein durch den Namen des Produzentin Eli Roth (Hostel) eine Erwartungshaltung geweckt haben, die sich (gottlob) nicht erfüllt – im Gegenteil: Schockmomente oder blutige Szenen finden sich kaum. Überhaupt lässt es Stamm in der ersten Hälfte äußerst behutsam angehen, ganz langsam wird die Spannung aufgebaut und durch den ironisch gebrochenen Blick auf das obskure Handwerk des Predigers und selbsternannten Exorzisten immer wieder aufgebrochen.

Die schwüle Atmosphäre der Südstaaten der USA meint man förmlich mit den Händen greifen zu können, sie und die Spannungen innerhalb der Farmerfamilie sind zu Beginn des Filmes die wesentlichen Faktoren, die den Film vorantreiben. Bis zum Schluss balanciert der Film geschickt zwischen dem Anspruch, religiösen Fanatismus und Besessenheit bloßzustellen und sich zugleich dem genreimmanenten (Aber)Glauben an ebendiese Phänomene hinzugeben.

Unterstützt von durchweg exzellenten Darstellerleistungen, bei denen vor allem Patrick Fabian als durchtriebener, aber keineswegs unsympathischer Prediger und Ashley Bell mit unglaublicher Bandbreite herausragen, entwickelt Der letzte Exorzismus einen Sog, dem man sich nicht entziehen kann und der vom Sounddesign kongenial ergänzt und unterstützt wird.

Auch wenn manch einem das Ende des Films, (das hier freilich nicht verraten sei) enttäuschend vorkommt: Verfolgt man, wie Daniel Stamm den Inszenierungscharakter seines Filmes immer wieder ausstellt, wie er die begleitende dokumentarische Kamera stets zum Komplizen Cottons und damit auch ein ums andere Mal zum Ziel von Angriffen aufbaut, dann kann es eigentlich in letzter Konsequenz gar kein anderes Ende geben. Über die Frage, inwiefern sich sein aufklärerischer Duktus und die schlussendliche Auflösung der Geschichte miteinander vertragen, kann man hingegen trefflich streiten. Vielleicht liegt ja hierin die leichte Unzufriedenheit manches Zuschauers begründet, die an der ungeheuren Wirkung des Films freilich nichts ändert.

Der letzte Exorzismus

Daniel Stamms „Mockumentary“ hat sich in den USA binnen kurzer Zeit zu einem veritablen Kassenknüller entwickelt – und das obwohl der Film im Gegensatz zur derzeitigen Welle von ultrabrutalen Horrorfilmen kaum die erwarteten Schauwerte bieten kann. Ähnlich wie der im gleichen Stil gefilmte „Blair Witch Project“ entsteht der Schrecken hier weniger durch möglichst blutige Effekte, sondern durch die geschickt inszenierte Illusion des Dokumentarischen.
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Meinungen

Jochen · 22.10.2010

Ich habe den Film nicht ganz verstanden. Kann mir jemand das Ende erklären ?

Kurdy · 07.10.2010

Im Gegensatz zu den anderen muss ich sagen das der Film vor allem wegen seiner Nähe zur Realität besticht, keine Handlung ist so passiert das es nicht wirklich passiert sein könnte. Und wer heute noch auf klare Enden besteht ist wohl zu dumm um selber die offensichtlichen Fäden zusammenzuführen. Kurz nach dem Ende dachte ich genauso, aber nachdem ich alles nochmal im Kopf durchging haben sich die Fragen wie von alleine gelöst. Somit von mir 5/6 Sternen, ein Film der nicht durch Horror sondern durch Realismus besticht.

Jude · 06.10.2010

War leider ein echt mieser Film. Mal wieder der tpyische Fall von.. hätte gut sein können.
Absulut nicht zu Ende gedacht und irgendwas zusammen gefilmt. Wie ein Buch das nicht schlecht anfängt aber dann immer übler wird. Überhaupt keine klare gute Handlung erkennbar (am Anfang vermutet man das noch). Schade, die Schauplätze bzw. Schauspieler waren diesmal nicht das Problem. Scheinbar ist es doch nicht so einfach - einen guten gruseligen Streifen zu produzieren- der dann auch noch ein bisschen durchdacht ist. Das Geld fürs Kino kann man sich echt sparen.

mick · 05.10.2010

ja, war bei mir auch so. die leute sind einfach sitzen geblieben, auch als der Abspann schon lange lief, in der annahme, dass kann doch noch niocht der Film und erst recht nicht das Ende gewesen sein.

Green · 04.10.2010

Wie kann ein solcher Film nur eine so GUTE Bewertung bekommen? Meiner Meinung nach, hätte dieser Film nichtmals einen Stern verdient! Er ist absolut langweilig! NICHT sehenswert.

Tyrael · 04.10.2010

grottenschlecht. nicht eine szene zum gruseln. sehr enttäuscht

anonyma · 03.10.2010

Wir sind enttäuscht - vor allem vom Ende. Wir sind mit Fragen über Fragen im Kopf aus dem Kino gegangen. Viele sind sitzen geblieben, in der Annahme es geht noch irgendwie weiter..

Belbebub · 03.10.2010

Enttäuschend, vor allem das Ende

Marco · 03.10.2010

Dieser Film ist schlecht