Trespass

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

My home is not my castle

„Home invasion“ nennen Film buffs das Subgenre, unter dem man Joel Schumachers neuen Film Trespass wohl abheften kann. Die Filme, die mit diesem Label versehen werden können, eint alle, dass sie von der ultimativen Bedrohung erzählen, die ganz normalen Menschen widerfährt, wenn Fremde in ihr Haus eindringen und sie als Geiseln der Willkür ihrer Peiniger ausgesetzt sind. Am perfidesten hat wohl Michael Haneke in Funny Games das quälende Spiel der Täter mit ihren Opfern auf die Leinwand gebracht. Vor allem in der vergangenen Dekade erfreute sich der Topos – vermutlich auch als Reaktion auf das Gefühl der Bedrohung nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 – großer Beliebtheit und wurde unter anderem von David Fincher (Panic Room, 2002) und von Vertretern des „new french horror“ wie Alexandre Bustillo und Julien Maury in Inside / À l’interieur (2007) dankbar wieder aufgegriffen.
Kyle Miller (Nicolas Cage) ist im wahrsten Sinne des Wortes ein steinreicher Mann, er hat mit dem Handel von Diamanten ein Vermögen verdient und wohnt mit seiner Frau Sarah (Nicole Kidman) und seiner Tochter Avery (Liana Liberato) in einem anscheinend perfekt gesicherten Haus. Mit einem Trick aber gelingt es einigen Eindringlingen, die Sicherheitsanlagen zu umgehen und ins Haus einzubrechen. Das Ziel ihres Handelns ist der Safe und anscheinend sind sie über die Lebensumstände der Millers bestens informiert. Als Kyle versucht auf Zeit zu spielen und die Gangster auszutricksen, wird die Angelegenheit erst richtig kompliziert und es beginnt ein Kampf auf Leben und Tod. Nach und nach fallen die Masken – und zwar nicht nur die der Gangster, sondern auch jene der Millers, bei denen nicht alles so ist, wie es scheint.

Joel Schumacher, der neben veritablen Erfolgen wie 8mm, Falling Down – Ein ganz normaler Tag und Flatliners auch zwiespältige Filme wie Batman Forever und Batman & Robin sowie einige beachtliche Flops hingelegt hat, liefert mit Trespass nicht gerade ein neues Meisterwerk ab. In den US-Kinos verschwand der Film trotz geballter Starpower bereits nach zehn Tage wieder von den Leinwänden, hierzulande erscheint der Film nun direkt auf DVD. Und – mit Verlaub – eine Kinoveröffentlichung wäre auch angesichts der (mangelnden) Qualität des Films nicht angeraten gewesen.

Dass der Film eher als misslungen angesehen werden muss, liegt einerseits an der Story, die zwar Unwahrscheinlichkeit an Unwahrscheinlichkeit aneinanderreiht, die aber dennoch niemals überrascht und fesselt. Viel eher rufen manche der vermeintlichen Twists ein Schmunzeln hervor, was angesichts des Bierernstes, mit dem die Geschichte erzählt wird, nicht gerade für den Film spricht.

Zum anderen erweist sich gerade die vermeintliche Stärke des Thrillers, die erhoffte Starpower durch die Hauptdarsteller Nicolas Cage und Nicole Kidman, mit zunehmender Laufzeit des Films immer mehr als Problem. Während Nicolas Cage hier etliche Kostproben seiner „Fähigkeit“ zum manchmal beinahe schon lächerlichen Overacting ablegt, die seine Karriere von Beginn an begleitet hat (häufig genug lag dies wohl auch an einer schlechten Schauspielführung seitens der Regisseure), ist Kidmans vermutlich von etlichen Botoxkuren verursachter mimischer Minimalismus eine schauspielerische Bankrotterklärung.

Eines jedenfalls macht Trespass auf schmerzhafte Weise deutlich: Sowohl Cage wie auch Kidman haben den schauspielerischen Zenith ihrer Karriere bereits überschritten. Und wenn man sie in Trespass tapfer, aber wirkungslos gegen die mehr als schwache und nahezu überraschungsfreie Story so anspielen sieht, dann erkennt man auch, warum das so ist. In guten Zeiten und unter einem anderen Regisseur, so ahnt man, hätten Cage und Kidman das Ruder dieses Thrillers der lahmen und unlogischen Sorte möglicherweise herumgerissen.

Wer einen wirklich exzellenten Entführungsthriller sehen möchte, der sollte statt zu Trespass lieber zu dem spanischen Kidnapped / Secuestrados von Miguel Ángel Vivas greifen, der 2010 auf dem Fantasy Film Fest zu sehen war und der allem Anschein nach als Vorlage (oder nennen wir es fürnehmer „Inspiration“) für Trespass diente. Geholfen hat das freilich wenig.

Trespass

„Home invasion“ nennen „Film buffs“ das Subgenre, unter dem man Joel Schumachers neuen Film „Trespass“ wohl abheften kann. Die Filme, die mit diesem Label versehen werden, eint alle, dass sie von der ultimativen Bedrohung erzählen, die ganz normalen Menschen widerfährt, wenn Fremde in ihr Haus eindringen und sie als Geiseln der Willkür ihrer Peiniger ausgesetzt sind.
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