Daddy's Home - Ein Vater zu viel

Eine Filmkritik von Anna Wollner

Und täglich grüßt der Murmelvater

Es gibt Väter und Väter. Oder auch Fathers und Dads. So zumindest ist die Unterscheidung im englischsprachigen Original. Der Vater gibt, das stellt Brad als Erzähler relativ schnell klar, nur das Sperma. Der Dad erledigt den Rest und zieht den Nachwuchs groß. Es muss, das ist die Natur der Sache, nicht immer so sein, dass der eine auch das andere tut. Dies ist die Ausgangssituation von Daddy’s Home – Ein Vater zu viel. In den USA hat der Film über Weihnachten über 100 Millionen Dollar eingespielt, es muss also etwas Wahres dran sein, an der Sehnsucht Dad.
Brad (Will Ferrell) ist kein Vater, er gehört zur Variante Dad und verdient hierfür das Attribut perfekt. Sein Problem: durch einen Röntgenunfall beim Zahnarzt ist er zeugungsunfähig. Die einzigen Kinder in seinem Leben sind die Racker seiner Frau Sarah (Linda Cardellini). Jeden Samstag ist er am Spielfeldrand und feuert als Coach das Basketballteam seines Sohnes an, er steht morgens vor allen anderen auf und schmiert die Lunchboxen, versteckt kleine Liebesbotschaften auf Zetteln in der Stulle. Und was ist der Dank? Die Kinder sehen ihn noch immer als familiären Eindringling. Der Kühlschrank ist voll gehängt mit gemalten Familienbildern – auf denen Brad entweder tot ist, abseits steht oder statt Haare einen Scheißhaufen auf dem Kopf trägt. Und damit wäre dann auch relativ schnell das Niveau von Daddy’s Home – Ein Vater zu viel festgelegt.

Richtig Fahrt kommt auf, als sich Dusty (Mark Wahlberg) ankündigt, der richtige Vater, der echte. Also der biologische. Und da prallen zwei Welten aufeinander. Die Welt von Will Ferrell, der mit seiner schwammigen Tapsigkeit, seinem ockerfarbenen Pullover, seiner Khaki-Hose und den hochgezogenen Socken zu den braunen Slippern eins wird mit der Vorstadtcouch. Das ist Camouflage in Reinform. Und die Welt von Dusty. Der erste Auftritt von Mark Wahlberg fühlt sich an, als würden zehn Chippendales den Raum betreten. Oder mindestens fünf Magic Mikes. Cowboystiefel, zerfetzte Jeans, eine Lederjacke, ausgefüllt vom angespannten Bizeps. Das Motorrad stellt er direkt neben dem Familienwagen ab. Als Statement. 


Fortan nimmt Regisseur Sean Anders (Kill the Boss 2) den Zuschauer in einer nicht enden wollenden Zeitschleife in Geiselhaft. Mit kleinen Seitenhieben düpiert Dusty Brads Erziehungsstil und mogelt sich in die Herzen der Kinder. Jede Szene, jeder Moment, fühlt sich exakt an wie die Wiederholung des Momentes davor. Erst ist es ein Motorradunfall von Brad, der nicht nur das Eigenheim, sondern das ganze Beziehungskonstrukt aus der Balance bringt, dann ist es eine Halfpipe im Garten, gefolgt von einem Spiel der Los Angeles Lakers. Der Kampf von Stiefvater gegen Superman. Jede Szene kulminiert in der Auseinandersetzung von Ferrell und Wahlberg. Der Schwanzvergleich unter Vätern. Dabei wird Ferrell jeder möglichen Demütigung ausgesetzt, ober- und unterhalb der Gürtellinie.

Ferrell und Wahlberg wissen natürlich genau, welche Rollen sie auszufüllen haben. Ihr ungleiches Zusammenspiel haben sie schon in Die etwas anderen Cops zur Schau gestellt. Hier genießen sie es beide. Denn auch Mark Wahlberg als Superdaddy ist zum Scheitern verurteilt. Will Ferrell ist der Angepasste, Mark Wahlberg der Chauvi und Hobby-Vater, der beim Absetzen der Kinder vor der Schule noch nicht mal die Geduld aufbringt, innerhalb der Hütchen zu bleiben, und die Reihe der wartenden Autos durchbricht. Es sind zwei Lebens- und Erziehungskonzepte, die hier aufeinanderprallen. Innerhalb und außerhalb der Hütchen. Mit und ohne Regeln. In einer Komödie, die sich von einem Fremdscham-Moment zum nächsten hangelt. Der Film erfüllt dabei alle Mechanismen der Familienunterhaltung. Er ist der Suburbian-Traum der Patchwork-Familie. Oder das, was das weiße Amerika dafür hält.

Daddy's Home - Ein Vater zu viel

Es gibt Väter und Väter. Oder auch Fathers und Dads. So zumindest ist die Unterscheidung im englischsprachigen Original. Der Vater gibt, das stellt Brad als Erzähler relativ schnell klar, nur das Sperma. Der Dad erledigt den Rest und zieht den Nachwuchs groß. Es muss, das ist die Natur der Sache, nicht immer so sein, dass der eine auch das andere tut. Dies ist die Ausgangssituation von „Daddy’s Home – Ein Vater zu viel.
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