Log Line

Sherlock Holmes, Arthur Conan Doyles berühmteste Schöpfung, erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit und erhält in Etan Cohens Buddy-Movie eine humoristische Auffrischung. Fruchtet der Angriff auf die Lachmuskeln?

Holmes und Watson (2018)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Witz, wo bist nur geblieben?

Guy Ritchies Sherlock Holmes und dessen Fortsetzung Sherlock Holmes: Spiel im Schatten, die hochgelobten Sherlock-Produktionen der BBC, die US-Serie Elementary, das Drama Mr. Holmes und der Animationsstreifen Sherlock Gnomes – vor allem in den vorherigen Jahren grassierte unter Film- und Fernsehmachern ein echtes Arthur-Conan-Doyle-Fieber. Von all den Auffrischungen und Neuinterpretationen dürfte sich der Schöpfer des berühmtesten Detektivs der Welt, würde er noch leben, wohl am meisten über Etan Cohens Blödel-Komödie „Holmes & Watson“ ärgern, die viele Kritiker vor dem amerikanischen Kinostart Ende 2018 bereits zu deftigen Verrissen animierte.

Eröffnet wird der Film von einem bedeutungsvoll klingenden Zitat, das den Wert von Logik feiert und sich kurz darauf als Weisheit aus der zweiten Staffel der Miley-Cyrus-Serie Hannah Montana entpuppt. Dass der für Drehbuch und Regie verantwortliche Cohen (Der Knastcoach) den besten Gag gleich zum Start verpulvert, sagt eigentlich schon alles über die anschließend losgetretene Zoten- und Slapstick-Parade aus, in der sich – warum auch immer – diverse arrivierte Mimen in Nebenrollen (unter anderem Rebecca Hall, Steve Coogan und Hugh Laurie) die Ehre geben.

Sherlock Holmes (Will Ferrell) und Dr. Watson (John C. Reilly) lernen sich in dieser Neuverfilmung kennen, als sich Letzterer zu Tode stürzen will. Sherlocks Bitte, eine andere Stelle für den Sprung zu suchen, da er Angst um seinen sorgsam herangezüchteten Riesenzucchino hat, missversteht der Lebensmüde als Freundschaftsangebot und lässt sein Vorhaben kurzerhand fallen. Versehentlich rutscht Watson dennoch ab und segelt in den Garten, landet aber halbwegs sanft auf Sherlocks gigantischem Gemüse.

Einige Jahre später wird der für seinen scharfen Verstand und seine Ermittlungserfolge gefeierte Holmes zur Gerichtsverhandlung eines gewissen Professor Moriarty (Ralph Fiennes) gerufen, den er zum Entsetzen von Inspector Lestrade (Rob Brydon) mit einer eigenwilligen Begründung entlastet und dadurch in die Freiheit schickt. Kurz darauf taucht während einer Geburtstagsparty eine Leiche mit einer unheilvollen Botschaft von Moriarty auf. In Kürze wird Königin Victoria (Pam Ferris) ermordet, heißt es dort.

Dies ist der Startpunkt eines Kriminalfalls, dem man das Etikett „Geschichte“ beim besten Willen nicht anheften kann. Vielmehr stolpern die nach Stiefbrüder und Ricky Bobby – König der Rennfahrer wiedervereinten Will Ferrell und John C. Reilly durch eine lose verbundene Nummernrevue, in der schmerzhaft überdrehte Schauspieleinlagen auf primitive Kotz- und Genitalscherze und schwach getimte Missgeschicke treffen. Viel zu oft ist komplett vorhersehbar, auf welche Pointen die Tollpatschigkeiten der beiden Hauptfiguren hinauslaufen. Und mehr als einmal wundert man sich, wie flach die Witze wohl noch werden mögen.

Schon früh hat man den Eindruck, Cohen und seine Darsteller wären sich unvorbereitet über den Weg gelaufen und hätten aus einer Laune heraus einfach drauflosgedreht. Ständig ploppen irgendwelche zusammenhangslosen Ideen auf, die dem Betrachter statt eines Lachens ein Schulterzucken entlocken. Donald Trump bekommt mehrfach sein Fett weg. Und auch die heutige Selfie-Kultur zieht das Drehbuch durch den Kakao. Eingebettet in ein raffiniertes humoristisches Konzept sind die Verweise und Seitenhiebe jedoch nicht.

Zu allem Überfluss gibt der Film seine Figuren – und damit sind wirklich alle gemeint – durchgehend der Lächerlichkeit preis, zeigt sie als Dumpfbacken und drückt auf diese Weise überdeutlich sein Desinteresse für das Ursprungsmaterial aus. Und jetzt die Preisfrage: Wenn schon die Macher kein bisschen Achtung vor ihren Protagonisten haben, warum sollte dann das Publikum dem Leinwandgeschehen auch nur im Geringsten Aufmerksamkeit schenken? Holmes & Watson ist ein veritabler komödiantischer Fehlschuss, der ganz bestimmt nicht in die Kategorie „So bad, it’s good“ fällt.

Holmes und Watson (2018)

Ein humoristische Verfilmung Arthur Conan Doyles berühmter Detektivgeschichten, mit Will Ferrell als Sherlock Holmes und John C. Reilly als John Watson.

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