Black Out

Eine Filmkritik von Martin Beck

Was kann man von einem Film erwarten, der den Untertitel „Killer, Koks und wilde Bräute“ trägt und ca. 10 Jahre zu spät kommt? Black Out ist Hollands „Antwort“ auf Guy Ritchie, der ja einst als Antwort auf Quentin Tarantino galt, der wiederum bereits vor Jahren das Feld der wild zitierenden, schrägen, brutalen und comichaften Actionkomödie der dritten Generation überlassen hat. Also den wortwörtlich zahllosen Hacks mit der Lizenz zum preiswerten Nerven, die hinter sich eine „abgedreht coole Gangster-Comedy“ (DVD Monster) herschleifen.
Black Out hat bereits etliche solcher Floskeln erzeugt und schiebt sich damit in eine Schublade, die er eigentlich nicht verdient hat. Jenseits von „schrägen Typen, fiesem Witz und richtig Action“ (Moviestar) ist der Film nämlich durchaus gekonnt inszeniert und vermeidet die ermüdende Dauerpanik so vieler anderer Möchtegern-Snatchs. Regisseur Arne Toonen, der zuvor mit dem gelungenen Familienfilm Dik Trom in Erscheinung trat, erdet die tatsächlich zutreffenden Floskeln zumindest so weit, dass nicht alles in sich selbst eliminierenden Meta-Klischees versinkt.

Dreh- und Angelpunkt dieser erfreulichen Bodenständigkeit ist Jos (Raymond Thiry), ein ehemaliger Gangster, der doch eigentlich nur seine Freundin heiraten möchte. Mit faltiger Ruhe schreitet er durch ein natürlich immer wilder werdendes Puzzle aus Leichen, Koks und zwielichtigen Spinnern, die allesamt dem McGuffin einer fehlenden Drogenladung hinterher jagen. Jos hat 24 Stunden Zeit und keine Chance. Das Motto der Veranstaltung: „Hart und lustig zugleich — hier fliegen die Kugeln und kein Auge bleibt trocken!“ (Play DVD)

Es gibt wohl niemanden, der Black Out nicht schon mal irgendwo, irgendwie gesehen hat. Der Film verbindet grobe Gewalt mit gelecktem Stilismus, irre Typen pflegen irre Marotten und ein enger Zeitrahmen garantiert eskalierende Dramatik. Da gibt es zwei heiße Bräute mit angemalten Schlaginstrumenten, einen torfnasigen Hundefriseur, jede Menge Schüsse und Tritte, kreischende Modesünden und drastische Schimpfkanonaden, vorgetragen z.B. von einem sabbelnden Opa. Hauptsache laut, Hauptsache cool. Und hinter allem steht ein breites schelmisches Grinsen.

Was für Black Out spricht, ist die angesprochene Erdung der Hauptfigur, der zumindest in diesem Genre unverbrauchte Handlungsort Holland und die durchaus kurzweilige Geschichte. Ab und zu schießt Arne Toonen zwar über das Ziel hinaus, wie z.B. mit dem russischen Gangster, der früher Balletttänzer war, mit hoher Stimme spricht UND eine Bowlingbahn betreibt, doch auf ganzer Strecke bleibt der Film glücklicherweise mehr charmant als ärgerlich — und natürlich trotzdem ein weiterer Guy Ritchie-Klon. Was hier zum alles entscheidenden Stolperstein wird: Denn die fällige Empfehlung gilt ausschließlich für den Personenkreis, der dem Snatch-Sog noch immer positive Erwartungen entgegenbringen kann.

Black Out

Was kann man von einem Film erwarten, der den Untertitel „Killer, Koks und wilde Bräute“ trägt und ca. 10 Jahre zu spät kommt? „Black Out“ ist Hollands „Antwort““ auf Guy Ritchie, der ja einst als Antwort auf Quentin Tarantino galt.
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