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Zum 100-jährigen Geburtstag macht die Filmemacherin Margarethe von Trotta ein äußerst persönliches dokumentarisches Porträt über den 2007 verstorbenen schwedischen Filmemacher Ingmar Bergman.

Auf der Suche nach Ingmar Bergman (2018)

Eine Filmkritik von Jelena Čavar

Sie nannten ihn Ingmar

Ingmar Bergmans Vielseitigkeit als Autor und Regisseur und sein umfangreiches Schaffen haben zeit seines Lebens und darüber hinaus eine endlose Reihe an jüngeren Filmemacherinnen und Filmemachern inspiriert. Margarethe von Trotta ist eine dieser Filmemacherinnen, sie nimmt in „Auf der Suche nach Ingmar Bergman“ persönlich Bezug auf eben diese Bedeutung und Rolle Bergmans auf ihr Leben und Schaffen.

In der ersten Szene des Films sitzt Trotta am Strand, wo eine der sicherlich eindrucksvollsten und ohne Zweifel berühmtesten Szenen der Filmgeschichte entstanden ist. Sie beschreibt den Film Einstellung um Einstellung: der von Max von Sydow gespielte Ritter Block spielt mit dem Tod (Bengt Ekerot) eine Partie Schach, wo es um Leben und Tod geht. Das siebente Siegel aus dem Jahre 1957 hat nicht nur Bergmans Leben geprägt. Als Studentin an der Pariser Sorbonne sieht sie den Film im Januar 1960 mit Freunden, um fortan „mehr im Kino zu sitzen als in der Sorbonne“. 

Für sie markiert dies erste Begegnung mit Bergman den Beginn ihrer eigenen Berufung als Regisseurin. Als Bergman dann über 20 Jahre später von Trottas Die bleierne Zeit als einen der Filme benennt, die ihn am meisten geprägt haben, kam es einem Ritterschlag gleich. In dieser 1994 für das Göteborger Filminstitut kurierten Filmliste ist von Trotta auch die einzige Regisseurin. Zum damaligen Zeitpunkt und bis heute ist sie selber keine Unbekannte, die deutsche Regisseurin hat seit den späten 1970er Jahren das Kino maßgeblich beeinflusst.

Sie lässt Menschen zu Wort kommen, die – entweder professionell oder privat – viel Zeit mit Bergman verbracht haben. Dabei kommen sie gemeinsam zu dem Schluss, dass diese beiden Bereiche bei ihm Hand in Hand gegangen sind. Bekannt ist Bergmann für die handverlesene Auswahl seiner Protagonistinnen und die vielen Rollen der emanzipierten Frauen, die er ihnen auf den Leib schreib. Liv Ullmann, am bekanntesten für Filme wie Persona, Die Stunde des Wolfs oder Szenen einer Ehe nimmt in dem Dokumentarfilm viel Raum ein. Sie erzählt sehr bildhaft von ihrem ersten Treffen mit Bergman. Von Trotta sitzt im Laufe der 100 Minuten allerhand alten Bekannten gegenüber, ihren und Bergmans: Jean-Claude Carrière, Olivier Assayas, Carlos Saura, Gaby Dohm, Mia Hansen-Løve.

Auf der Suche nach Ingmar Bergman ist eine Art Essayfilm über Bergman, in dem versucht wird, ihn in all seinen Facetten von so vielen Seiten wie möglich zu zeigen: es wird die Arbeitsweise des Film-, TV- und Theaterregisseurs Bergman ebenso gezeigt wie die literarischen Bestrebungen und Ambitionen des Autors Bergman. Und in sehr persönlichen Momenten wird über den Vater Ingmar (und warum er von seinem Sohn Daniel beim Vornamen genannt wurde) gesprochen. Wer sich hierbei neue Erkenntnisse zu Bergmans Leben erwartet, der wird nicht fündig. Der Film versucht auch gar nicht, sich auf diese Art und Weise anzunähern. Auch die Kontroversen, die sein Leben begleitet haben, bleiben nicht unerwähnt. 

Was den Film allerdings zu einem besonderen Seherlebnis macht, sind die von der Regisseurin eingestreuten persönlichen Überschneidungspunkte zwischen Bergmann und ihr. Ihr Blick wird nicht beschönigt, sondern ist immer obwohl immer sehr subjektiv gehalten sehr geradlinig und nüchtern. Der Film ist eine zugängliche und kurzweilige Hommage auf einen der größten Filmregisseure des letzten Jahrhunderts. Danach wird man unverzüglich dazu verleitet, das eigene Filmregal zu plündern und sofort einen Bergman-Film einzuschalten.

Auf der Suche nach Ingmar Bergman (2018)

Die Regisseurin Margarethe von Trotta befasst sich gemeinsam mit Felix Moeller mit dem schwedischen Filmemacher Ingmar Bergman, der am 14. Juli 2018 100 Jahre alt geworden wäre. Sie trifft Interview-PartnerInnen in Schweden, Frankreich und Deutschland.

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