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Muss Liebe von allein entstehen? Oder darf bei diesem wichtigen Thema des Lebens nachgeholfen werden? Diese Frage stellt sich die neue Komödie des indischen Regisseurs Shekhar Kapur (Elizabeth) – und bleibt echte Antworten schuldig
 

What's Love Got to Do with It? (2023)

Eine Filmkritik von Markus Fiedler

Wie lustig ist eine arrangierte Heirat?

Komödien, in denen es um kulturelle Unterschiede geht, erweisen sich seit vielen Jahren regelmäßig als Hits in den Kinos. Bei britischen Filmen liegt der Schwerpunkt dabei oft auf den Einwanderern aus Indien und Pakistan, die in Hits wie „Kick it like Beckham“ oder „Blinded by the Light“ Hauptrollen spielen. Auch „What’s Love Got To Do With It“ schlägt in diese Kerbe und beschäftigt sich mit den arrangierten Hochzeiten, die in vielen Familien mit indischen oder pakistanischen Wurzeln in England noch immer eine Rolle spielen. Denn der aus einer pakistanischen Familie stammende Arzt Kazim möchte nach einigen Enttäuschungen seine Eltern für ihn nach einer Braut suchen lassen. Und seine Nachbarin und beste Freundin aus Kindertagen, die Dokumentarfilmerin Zoe, ist stets mit der Kamera dabei, um das Geschehen einzufangen und einen Film daraus zu machen.

Dass natürlich alles anders kommt, als Kazim und Zoe sich das so überlegt haben, liegt bei einer Rom-Com in der Natur der Sache. Allerdings haben sich Drehbuchautorin Jemima Khan und der indische Regisseur Shekhar Kapur, der vor allem durch seine beiden Filme über Englands Königin Elizabeth I. bekannt wurde, mit der arrangierten Ehe nicht unbedingt ein klassisches Thema für eine Komödie ausgesucht. Schließlich steht diese Form der Eheschließung vor allem in streng muslimischen Ländern immer wieder in der Kritik von Menschenrechtsorganisationen, die sowohl Kinderehen als auch die starke Einschränkung der Selbstbestimmung von Frauen anprangern.

Um dennoch für Lacher zu sorgen, muss das sensible Thema dementsprechend weichgespült werden. Und so bleibt bei What’s Love Got To Do With It die Kritik am traditionellen System eher ein Feigenblatt, als dass hier ein differenziertes Bild gezeichnet würde. Wer das erwartet, wäre aber auch im falschen Film.

Denn natürlich geht es im Kern um die Beziehung zwischen Kazim und Zoe, die sich schon so lange kennen, dass sie einander als möglichen Partner ausschließen – bis es eigentlich zu spät ist. Wenn das Ende eines Films schon keinerlei Überraschung beinhaltet, dann sollte zumindest der Weg dorthin mit der einen oder anderen originellen Idee gepflastert sein. Das gelingt Kapur und Khan nur bedingt. Zwar herrscht an sympathischen Figuren kein Mangel, so kann Emma Thompson als Zoes alleinstehende Mutter in jeder Szene begeistern und steuert einen großen Teil der besten Lacher im Film bei. Frisch ist dieser Charakter aber ebenso wenig wie die ganze Familie Kazims, die mit allerlei erwartbaren Klischees in keinem Moment etwas Neues zu bieten hat.

Umso wichtiger ist es, dass nicht nur die berühmte Chemie zwischen den Figuren stimmt, sondern die auch mit ihrem Charme das Publikum jederzeit abholen. Und hier kann Kapurs Film tatsächlich liefern. Lily James fungiert hier einmal mehr als fleischgewordene Niedlichkeit und agiert damit erneut tief in ihrer absoluten Komfortzone. Dass die Britin auch anders kann, zeigte sie unlängst in der Serie Pam & Tommy, hier spielt sie aber genau die Art Figur, mit der sie erfolgreich wurde: eine zutiefst entzückende, leicht chaotische junge Frau mit dem Herzen auf dem rechten Fleck wie in Yesterday, Baby Driver oder Mamma Mia: Here we go again.

Wer sie in einem dieser Filme ins Herz geschlossen hat, wird auch in What’s Love Got To Do With It schnell auf ihrer Seite stehen. Filmpartner Shazad Latif, den bislang hauptsächlich Sci-Fi-Fans aus Star Trek: Discovery kennen, harmoniert mit James auf eine burschikose Art, die die Freundschaft seit Kindertagen glaubhaft erscheinen lässt. Dazu passt die britische Kleinfamilie aus Mutter und Tochter gut zur pakistanischen Großfamilie nebenan, die enge Freundschaft wirkt in keinem Moment aufgesetzt oder unecht.

Dank dieser Zutaten können Rom-Com-Fans, die sich einfach nur zwei Stunden lang mit Liebe und Lachern berieseln lassen wollen, hier bedenkenlos das Kinoticket kaufen. Auch wenn, bei Licht betrachtet, die Komödie für ihre Thematik deutlich zu harmlos ausfällt und zugunsten der Wohlfühl-Atmosphäre durchaus denkbare Spitzen weglässt. Eine verpasste Chance, die auch Lily James und Emma Thompson nicht ganz wettmachen können.

What's Love Got to Do with It? (2023)

Wie findet man eine Liebe, die hält? Die Dokumentarfilmerin Zoe (Lily James) hat auch mit allerlei Apps bisher nicht ihren Mr. Right gefunden. Immerhin hat sie aus ihren schlechten Dates eine Menge lustige Anekdoten mitgebracht, was allerdings ihre ungeduldige Mutter Cath (Emma Thompson) auch nicht tröstet. Für Zoes Jugendfreund und Nachbarn Kazim (Shazad Latif) hingegen ist die Sache klar. Er folgt dem Beispiel seiner Eltern und wählt eine arrangierte Hochzeit mit einer intelligenten und bildschönen Braut aus Pakistan. Als Zoe ihn mit der Kamera von London nach Lahore begleitet, filmt sie nicht nur Kazims Reise zu einer Fremden, die seine Eltern für ihn ausgesucht haben. Sie fragt sich auch, ob dieser ganz andere Weg zur Liebe auch ihrer Suche eine neue Richtung weisen kann.

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