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Georgia und David müssen nach Bali reisen, um ihre Tochter davon abzuhalten, dort einen Einheimischen zu heiraten, den sie erst kennengelernt hat. Sie wissen nämlich von sich selbst am besten, was eine gescheiterte Beziehung mit lebenslangen gegenseitigen Vorwürfen bedeutet.

Ticket ins Paradies (2022)

Eine Filmkritik von Teresa Vena

Im Paradies wird man glücklich

Um zu heiraten, müssen drei Dinge stimmen: Ort, Zeit und Umstände. Bei Lily (Kaitlyn Dever) passen schon zwei: Bali, wo sie sich in einen gutaussehenden Einheimischen verliebt hat, und der Moment nach ihrem College-Abschluss, an dem ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Es müssen nur noch ihre Eltern ihren Segen dazu geben. Doch die denken nicht daran. David (George Clooney) und Georgia (Julia Roberts) wissen nämlich aus ihrer eigenen gemeinsamen Geschichte, wie eine gescheiterte Ehe aussieht. Und das möchten sie der Tochter ersparen. Deswegen müssen sie, obwohl sie sich nach der nur kurze Zeit zurückliegenden Diplomfeier Lilys möglichst nie wiedersehen wollten, in ein Flugzeug steigen und nach Bali reisen, um die Hochzeit zu verhindern.

Und sie tu ihr Bestes dafür, auch wenn es bedeutet, dass sie kurzfristig gemeinsame Sache machen müssen. Sie kommen nicht ohne Streitigkeiten aus, doch das harmonische Miteinander von Gedes (Maxime Bouttier) Familie färbt nach und nach auf sie ab. Sie sehen auch, wie tief die Zuneigung der beiden jungen Leute zueinander ist, was sie wiederum an ihre eigenen Anfänge als Paar erinnert. Und dann kommt es, wie es kommen muss, sie besinnen sich eines Besseren und akzeptieren Lilys Entscheidung.

Eine kitschige, romantische Komödie in exotischem Dekor. Das könnte eigentlich als Beschreibung für die neue Komödie des britischen Regisseurs Ol Parker bereits reichen. Mit Ticket ins Paradies führt Parker fort, was er mit seinen bisherigen Werken wie Best Exotic Marigold Hotel 1 und 2 und zuletzt mit Mamma Mia! Here We Go Again vorgelegt hat. Im Grunde ist dieser neue Film nur eine Variante der vorangegangenen mit den gleichen Stärken und Schwächen, während letztere weit überwiegen. Im Vergleich zum Abba-Musicalfilm müssen George Clooney und Julia Roberts hier nur einmal singen und tanzen, was nur zu ihrem Besten ist.

Musik spielt dennoch eine große Rolle für die Wahrnehmung des Films. Sie dient als Untermalung und setzt meist dann ein, wenn die Kamera über die himmlische Landschaft des vermeintlichen Balis fährt. Es handelt sich um eine beliebige, austauschbare Musik, die den Film auf ihre Art in verschiedene Kapitel einteilt und darauf abzielt, den Zuschauer zu einem Hochgefühl zu verhelfen. Auf die Dauer ist es aber vor allem irritierend.

Abgesehen von einer Handvoll an wirklich amüsanten Wortgefechten zwischen Clooney und Roberts, ist das Drehbuch eine einzige Banalität. Was dominiert, ist ein einfacher Humor, der tief in den Klamauk geht und sich fast ausschließlich darauf bezieht, wie die Figuren reagieren, wenn sie betrunken sind. So spielen Lily und Gede mit Georgia und David ein Trinkspiel, am nächsten Morgen liegen Georgia und David gemeinsam im Bett. Es ist nichts passiert, doch Georgias neuer Freund Paul (Lucas Bravo) steht vor der Tür und es kommt zu einem hektischen Versteckspiel.

Überhaupt ist dieser Paul die perfekte Witzfigur. Der Franzose ist Georgia verfallen, macht ihr ständig Komplimente und hält auch um ihre Hand an. Doch erntet er von den anderen dafür nur Spot oder wird von den äußeren Umständen ausgebremst – einmal von den Turbulenzen im Flugzeug von Los Angeles nach Bali, das er als Pilot selbst geflogen ist, einmal durch einen hinterlistigen Schlangenbiss. Er fungiert als Element, das als Ausgleich genutzt werden kann, wenn die Handlung zu sentimental zu werden droht. Die Botschaft des Films ist nämlich keine Geringere als die, dass man den Mut haben sollte, sein Glück zu akzeptieren. Dafür muss man es natürlich zu erkennen wissen. Aber sobald man glaubt, es gefunden zu haben, darf man nicht mehr zögern. Es hat keinen Sinn, es auf später verschieben zu wollen – das ist gar nicht möglich.

Es ist mehr als fragwürdig, wie Ticket ins Paradies auf wenig subtile Weise suggeriert, dass man diesem Glück an einem Ort wie Bali, „am schönsten Ort der Welt“, näher ist. Impliziert dieser Gedanke nicht, abgesehen davon, dass der Film natürlich nur die reinen Touristenansichten des Landes reproduziert – eigentlich von Australien, da dort und nicht auf Bali gedreht wurde –, dass das Leben unter der Sonne und am Meer zwangsläufig einfacher, ja sorgloser sein muss, als in der westlichen, weißen und hektischen Arbeitswelt?

Vermutlich reichte Ol Parkers Überlegung nicht weiter, als bis zum Wunsch nach einem exotischen Schauplatz. Doch zeugt sein Film von einer tief sitzenden kolonialistischen, oder zumindest überheblichen, wenn nicht vollkommen naiven Haltung, die sich auf die gesamte Auseinandersetzung mit der balinesisch-indonesischen Kultur ausdehnt. Selbst in der Wahl der Darsteller, insbesondere von Maxime Bouttier als Gede, scheint etwas davon auf. Durch dessen französisch-indonesische Herkunft passt er ein wenig besser ins westliche Schönheitsideal, als vermutlich ein rein einheimischer Schauspieler es getan hätte.

Ticket ins Paradies (2022)

Ihre eigene Ehe ist schon lange Vergangenheit. Doch als ihre Tochter Lily (Kaitlyn Dever) nach Bali reist und sich dort Hals über Kopf verliebt und verlobt, fallen ihre geschiedenen Eltern Georgia und David (Julia Roberts, George Clooney) aus allen Wolken. Obwohl sie nur noch Abneigung füreinander empfinden, brechen die beiden gemeinsam in das exotische Tropenparadies auf, um Lily vor dem Fehler zu bewahren, den sie selbst vor 25 Jahren gemacht haben.

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Meinungen

Elfi · 24.11.2022

Wenn ich die Kommentare vor mir lese, glaube ich - ich war in einem anderen Film. Wir haben uns sehr gut unterhalten gefühlt, eine kl. Auszeit vom Alltag. Muss man immer alles hinterfragen und kaputt schreiben? Wir wollten einfach nur mal lachen und das ist total gelungen. Die Hauptdarsteller hatten scheinbar selbst Spaß an dem Dreh, wie man an den Outtakes sehen kann. Unsere Gruppe fand den Film sehr gelungen, aber nicht nur wir - der ganze Saal (ausverkauft) war am lachen. Wir würden wieder ins Kino gehen, wenn ein Film/Komödie mit den beiden läuft.

Hans-Joachim B · 20.11.2022

Warum nahmen die 4, nachdem Gedes Boot abgetrieben war, nicht das Boot, mit dem Georgia gekommen war ? Das hätte doch noch da sein müssen !

Barbara B. · 20.10.2022

Ich liebe Kino und gute Filme, am liebsten allerdings Arthouse Filme. Gestern Abend wollte ich mich einfach nur gut unterhalten lassen. Aber dieser Film war entsetzlich langweilig und zog sich wie Kaugummi. Am liebsten hätte ich das Kino nach der ersten halben Stunde verlassen. Eine Komödie war das nun wirklich nicht und erst recht kein Liebesfilm.. Er war schlecht besetzt und schlecht gespielt; den Hauptdarstellern nahm man ihre Rollen nicht passt, weil die Dialoge unterirdisch schlecht waren. Ich kann von diesem Film nur abraten.

Tia · 19.10.2022

Absolut flach... die einzigen netten Szenen sind im Trailer.
Schade!

Kordula Belfqih · 08.10.2022

Ein kurzweiliger Film - aber das war es auch schon . Unbewusst oder bewusst wird auf subtile Art immer wieder kolonialistisches , wenn nicht sogar rassistisches Denken vorangetrieben. Der gutaussehende Thai hat Glück , dass ihn die schöne , amerikanische Frau heiraten will. Zu bieten hat er Geschäftstüchtigkeit und ein schönes Land . Mama und Papa sind auch zufrieden und hinterfragen nicht, ob ihr Sohn damit glücklich wird. Sie - mit College Abschluss- gibt alles auf, um nun nur noch an seiner Seite im weißen Sand zu sitzen - ganz schön naiv - wie Frauen anscheinend so sind . Der Amerikaner muss erstmal nachdenken , ob seine Tochter soweit nach „unten“ heiraten darf.. Schade , dass solche Aussagen noch immer transportiert werden .

m. Sallinger · 30.09.2022

Eine absolute schöne Liebes Komödie sehr lustig aber auch etwas traurig aber ansonsten ein sehr schöner Film. Super

Uwe Zinsser · 25.09.2022

Wie können sich so gute Schauspieler zu einem so nivaulosen Film hergeben (Roberts/Cloony).