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In „T.I.M.“ konfrontiert Spencer Brown seine beiden Hauptfiguren mit einer humanoiden KI, die Böses im Schilde führt.

T.I.M. (2023)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Der böse Haushaltsgehilfe

Das Kino steht der Künstlichen Intelligenz eher skeptisch gegenüber. Schon der Supercomputer HAL 9000 in Stanley Kubricks Science-Fiction-Epos „2001: Odyssee im Weltraum“ (1968) erweist sich als äußerst sinistrer Geselle, dessen Gefühlsbehauptung („Ich habe Angst, Dave!“) bloße Taktik ist. Auch in „Des Teufels Saat“ (1977), „Ex Machina“ (2015) oder „M3GAN“ (2022) ist mit der KI absolut nicht zu spaßen – während Werke wie „Nummer 5 lebt!“ (1986), „Der 200 Jahre Mann“ (1999) oder „Ich bin dein Mensch“ (2021) einen deutlich positiveren, weniger bedrohlichen Blick auf das Thema werfen.

Der britische Regisseur Spencer Brown erzählt in T.I.M. gemeinsam mit seiner Co-Autorin und Ehefrau Sarah Govett nun eine Geschichte, die sich klar auf den Pfad der Skepsis und des Unbehagens begibt. Im Zentrum steht die Robotik-Ingenieurin Abi (Georgina Campbell), die gerade einen neuen Job bei einem Tech-Unternehmen begonnen hat und mit ihrem Gatten Paul (Mark Rowley) in ein Smarthome aufs Land zieht. Als großzügiges Firmengeschenk erhält das Paar eine humanoide KI, die im Haushalt nützlich sein soll: T.I.M. (Eamon Farren).

Das komplett mit Kameras ausgestattete Haus mit vollautomatischem Hightech-System bietet eine spannende Kulisse – und wird durch den Hausroboter T.I.M. letztlich zu einem klassischen Haunted House, dessen Spukgestalt von Anfang an sichtbar ist und sich „praktischerweise“ mit allen Smartgeräten der schicken Immobilie verbinden kann sowie über sämtliche Passwörter verfügt. Der 1985 geborene Australier Eamon Farren, bekannt aus der Netflix-Serie The Witcher, verkörpert diese KI mit der nötigen Diabolie, um eine kühle Thriller-Atmosphäre zu erzeugen. Zuweilen erinnert der titelgebende Antagonist an den freundlichen Data aus der Star-Trek-Reihe – beziehungsweise an dessen fiesen „Bruder“ Lore (beide gespielt von Brent Spiner).

T.I.M. ist kein Film, der in seiner Dramaturgie auf Ambivalenzen setzt. Auch schwarzer Humor bleibt trotz des Stand-up-Comedy-Hintergrunds des Machers Spencer Brown eine Randerscheinung im Skript und in der Inszenierung. Was dem Werk dennoch eine gewisse Tiefe verleiht, ist die Art und Weise, wie die Beziehung von Abi und Paul gezeichnet wird – und wie die spürbare Fragilität dieses Verhältnisses von T.I.M. sehr perfide ausgenutzt wird, um Misstrauen zwischen den Eheleuten zu streuen.

Wir erfahren, dass Paul einige Zeit vor dem Umzug in die Abgeschiedenheit fremdgegangen ist. Die beiden wollen ihre Beziehung noch nicht aufgeben; aber die Zuversicht von Abi in Pauls Treue ist erheblich erschüttert. Wenn sich Paul mit der netten Nachbarin Rose (Amara Karan) unterhält, fürchtet Abi rasch eine erneute Verletzung. Die Wege und technischen Mittel, um einen Keil zwischen zwei Menschen zu treiben, werden in T.I.M. in beängstigender Manier erfasst. Neben Eamon Farren spielen auch Georgina Campbell (Barbarian) und Mark Rowley ihre Parts überzeugend. Sie zeigen, wie schnell die Abhängigkeit von Maschinen zum Verhängnis werden kann – und wie dadurch jegliches Vertrauen in Gefahr gerät.

T.I.M. (2023)

Abi (Georgina Campbell) startet einen neuen Job als Robotik-Ingenieurin bei einem Tech-Unternehmen und zieht dazu mit ihrem Mann Paul (Mark Rowley) in ein hochmodernes Smart Home aufs Land. Ihr neues Heim teilen sie mit einer humanoiden KI: T.I.M. (Eamon Farren), ein Hausdiener an dessen Entwicklung Abi auch arbeiten soll. Nebenbei hofft Abi, dass die Abgeschiedenheit ihres neuen Heims auch einen Neustart für ihre Ehe bedeuten könnte. Denn obwohl ihr Gatte Paul sie kürzlich betrogen hat, glaubt sie an eine zweite Chance. Schnell ist es aus mit der friedlichen Atmosphäre, als T.I.M. seltsame Macken zu entwickeln scheint. Ist der Roboter etwa in Abi verliebt oder ist Paul einfach nur paranoid? Wie weit ist T.I.M. bereit zu gehen?

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