Log Line

Eine junge Frau will ein Airbnb beziehen und stellt vor Ort fest, dass es offenbar doppelt gebucht wurde. Eine Situation, aus der Regisseur Zach Cregger viel Spannung zieht, nur um sie in der zweiten Hälfte zunehmend plumperem Jumpscare-Kino zu opfern.

Barbarian (2022)

Eine Filmkritik von Christian Neffe

Von Männern und Monstern

Man steckt zwar nicht drin, trotzdem sind so manche Entscheidungen, die in den Chefetagen der großen Hollywood-Studios getroffen werden, schwer bis nicht nachvollziehbar. So auch die, „Barbarian“ in Deutschland nicht in die Kinos zu bringen, obwohl der Horrorstreifen mit 45 Millionen Dollar bereits das Zehnfache seines Produktionsbudgets weltweit an den Kassen einspielen konnte, sondern ihn stattdessen direkt auf Disney+ zu veröffentlichen.

Barbarian geht damit hierzulande – gezwungenermaßen – den gleichen Weg wie The Empty Man, No Exit und Prey, dabei allerdings mit einem ordentlichen Hype-Vorschuss ins Rennen um die Gunst des Streaming-Publikums. Und zumindest die ersten beiden der fünf Akte werden dem auch gerecht, denn Regisseur und Drehbuchautor Zach Cregger (The Civil War on Drugs, Miss March) versteht es hier hervorragend, mit Erfahrungen, Erwartungen und Befürchtungen zu spielen sowie uns in einem bedrohlichen Zustand der Ungewissheit zu halten.

Die Ausgangslage: Tess (Georgina Campbell) reist für ein Vorstellungsgespräch nach Detroit. Es ist schon tiefste Nacht, als sie am Vorabend ihr Airbnb in einem abgelegenen Vorort erreicht, und sie muss feststellen, dass das Haus offenbar doppelt gebucht wurde. Ein verschlafener junger Mann namens Keith (Bill Skarsgård) öffnet ihr die Tür, und weil weder die Vermietung zu erreichen noch eine Alternative buchbar ist, beschließt Tess trotz aller Skepsis und Vorsicht, sich das Haus mit Keith für diese eine Nacht zu teilen.
 
Bis auf die Tatsache, dass Barbarian zur Mitte hin einen weiteren Handlungsstrang rund um den eigentlichen Besitzer der Immobilie – den Schauspieler AJ (Justin Long), dem eine Vergewaltigung vorgeworfen wird – aufmacht, sollte und wird an dieser Stelle nicht mehr vom Plot verraten werden. Denn die sich nach oben schraubende Spannung dieser ersten Hälfte ist einerseits der gekonnten Inszenierung mit der präzisen, immer wieder den Blick verengenden Kamera von Zach Kuperstein (The Climb) und dem bedrohlich wummernden Soundtrack zu verdanken; andererseits dem steten Wechselspiel aus Suspense- und entlastenden, bisweilen gar komödiantischen Momenten.

Am besten gelingt Zach Cregger das bei der Figur des Keith: Schon in den ersten Minuten wirkt der junge Mann ebenso nahbar wie suspekt. Hat er wirklich das Haus gebucht oder ist er hier eingebrochen? Ist seine Nervosität, als er Tess zum Leeren einer Weinflasche einlädt, echt oder gespielt? Warum wirft er ihr einen solch kühlen Blick hinterher, als sie ins Bad geht? Alles nur Fassade oder doch ein einfacher, netter Kerl?

Anstatt diesen so gelungenen Ansatz jedoch durchzuziehen, lässt Barbarian ihn in der zweiten Hälfte fallen und wird sprunghaft expliziter, ekliger, splattriger – und ebenso vorhersehbarer. Die Jumpscare-Dichte nimmt zu, die subtiler Spannung weicht einer Aneinanderreihung von Momenten der Panik, und die (wenn auch wenigen) Gewaltspitzen erreichen geradezu absurde Ausmaße. Statt Erwartungen zu unterlaufen, greift sich Barbarian dann all das aus Hollywood-Horrorklischeekiste, was man schon viel zu oft gesehen hat.

Mit AJ und einem weiteren Charakter halten schließlich zwei Figuren Einzug in die Geschichte, die die davor unterschwellige Auseinandersetzung mit toxischer Männlichkeit und das daraus resultierende innere Unbehagen, wie es in diesem Jahr schon Men gelungen ist, zunehmend konkretisieren und manifestieren. Das geschieht allerdings auf derart plumpe, weil überzogene Weise, dass der Film dem so gelungenen Aufbau einen Bärendienst erweist. Dass Barbarian bis zu seinem Schluss zwar als Schreckwerk unterhält, ist der anhaltend guten Inszenierung zu verdanken. Die Qualität der un- und außergewöhnlichen ersten 40 Minuten jedoch zerbröselt in der letzten Stunde wie ein trockenes Brötchen, dessen Geschmack man schon gar nicht mehr wahrnimmt, weil man ihn viel zu gut kennt.

Barbarian (2022)

Eine junge Frau (Georgina Campbell), die wegen eines Vorstellungsgesprächs nach Detroit reist, bucht ein Miethaus. Doch als sie spät abends ankommt, stellt sie fest, dass das Haus doppelt gebucht wurde und ein seltsamer Mann (Bill Skarsgård) bereits dort wohnt. Entgegen jeder Vernunft entscheidet sie sich, die Nacht dort zu verbringen. Doch schon bald locken sie mysteriöse Geräusche in andere Teile des Hauses, wo erschreckende Entdeckungen zeigen, dass sie viel mehr zu fürchten hat, als einen unerwarteten Hausgast. 

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen

Frank · 17.01.2023

Keine Ahnung wo die positiven Kritiken herkommen, naja Disney hat halt viel Geld. Der Film ist der letzte Müll.

John · 04.01.2023

Selten so einen Schrott gesehen.