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Splatter-Spektakel aus Südkorea: In „Project Wolf Hunting“ metzelt sich ein unübersichtlich großer Cast über ein unübersichtlich großes Frachtschiff.

Project Wolf Hunting (2022)

Eine Filmkritik von Mathis Raabe

Überfrachtetes Gemetzel

Wenn man jedes Mal, wenn beim Fantasy Filmfest „einer der brutalsten Filme seit langem“ anmoderiert wurde, einen Euro bekommen hätte, dann würde das inzwischen wahrscheinlich für ein kleines Boot reichen. Um ein ziemlich großes Boot geht es dagegen im südkoreanischen Actionfilm „Project Wolf Hunting“, und tatsächlich: Der Film fiel wegen seiner Gewaltexzesse zweimal durch die FSK-Prüfung, hat es im dritten Anlauf aber geschafft.

Der Plot ist zunächst gradlinig: Ein Frachtschiff transportiert eine Gruppe Schwerkrimineller, bewacht von einer Gruppe harter Cops. What could go wrong? Klar, dass die Handschellen nicht lange halten. Außerdem als Kanonenfutter an Bord: die Schiffscrew und eine bemitleidenswerte Aushilfssanitäterin, die eigentlich nur entspannt Bier trinken möchte. Dann aber: ein Zombie? Das Schiff ist unübersichtlich groß, und im Maschinenraum hat jemand einen äußerlich ganz schön faulig aussehenden Supersoldaten auf Eis gelegt. Auch das geht natürlich nicht lange gut. Man wartet nur darauf, dass noch ein Sturm oder ein Eisberg auf dem Meer auftaucht, dann wäre das Chaos perfekt.

In diesem Actionfilm wird nicht nur geschossen, sondern auch viel gestochen, geschlitzt, gebissen und mit kantigem Werkzeug zugeschlagen. Dadurch spritzt mindestens so viel Blut durch die Gegend wie in der berühmten Rasenmäher-Szene aus Braindead. Der Splatter-Spaß wird dann aber unnötig verkompliziert: Ständig wechselt die Hauptfigur, überhaupt ist das Figurenensemble so groß, dass man kaum folgen kann. Viele der Killer werden uns nähergebracht, haben Markenzeichen, haben untereinander Beziehungen, nur um dann abgemurkst zu werden, bevor das überhaupt eine Rolle spielt. Einer sieht aus wie der Bad-Boy-Archetyp in einer Boy-Band, mit Tattoos bis unters Kinn. Er kürt sich zum Anführer der Gruppe – nur um dann ebenfalls plötzlich von der Bildfläche zu verschwinden, als der Supersoldat in den Fokus rückt. Immerhin: Der hat die Fähigkeit, Leuten mit bloßen Händen ganze Körperteile abzureißen, um dann zum Beispiel jemanden mit seinem eigenen Arm totzuschlagen – da ist alles vorherige eh schnell vergessen.

Selbst im dritten Akt werden noch neue Charaktere eingeführt, zum Beispiel einer, der anscheinend mit seinem Penis töten kann, dann aber nie wieder auftaucht. Gibt es ein Splatter-Publikum, das mitschreiben mag, per Mind-Map vielleicht, so als würde man Dark gucken? Unwahrscheinlich. Auf der Zielgeraden muss dann die Action auch noch ganz viel Plot weichen. Besonders skurril: eine lange Dialogszene, in der zu sehen ist, wie eine Streifwunde fürsorglich verarztet wird – so als würde man sich nach all dem Gemetzel noch mit der körperlichen Unversehrtheit einzelner Figuren identifizieren. Auch die Auflösung, welche Verschwörung nun am Ende hinter der ganzen Sache steckt, dürfte an diesem Punkt die wenigsten Zuschauenden interessieren, wird aber in quälend langen Rückblenden erzählt. Und dann sieht auch noch der finale Kampf nach all der schönen Splatter-Action aus wie eine CGI-Szene aus einem Superheldenfilm.

Wer sich vor allem anderen für das Spektakel zerfetzter Köper interessiert, und an diese Zielgruppe wird der Film vermarktet, der wird Project Wolf Hunting etwas abgewinnen können. Für alle anderen ist dieses Frachtschiff schlicht zu überfrachtet.

Project Wolf Hunting (2022)

Eine Geheimoperation soll die übelsten Verbrecher:innen von Manila nach Südkorea ausliefern. Nachdem der erste Gefangenenaustausch auf einem Flughafen blutig schief lief, will man weitere Zivilistenopfer vermeiden und hat diesmal für den Transport ein riesiges Frachtschiff gechartert. Neben den 20 Sicherheitsspezialkräften sind auch ein Arzt und seine Assistentin an Bord. Aber die Cops haben die koreanische Mafia einmal mehr unterschätzt: In die Mannschaft wurden jede Menge Waffen und Saboteure eingeschleust und schon nach wenigen Minuten entbrennt ein beispielloser Krieg und Kampf ums Überleben. Doch wer hätte gedacht, dass unter all den skrupellosen Mörderinnen und Killern eine noch weitaus tödlichere Gefahr unter Deck lauert.

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