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Drei Jungs auf der Suche nach einer abgestürzten Drohne finden am Ende sich selbst – davon erzählt Atsuko Ishizuka in ihrem neuen Anime, der ganz anders ist als erwartet.

Goodbye, Don Glees! (2021)

Eine Filmkritik von Falk Straub

Feuerwerk am helllichten Tag

Don Glees klingt wie der Name einer Person, in Atsuko Ishizukas Anime verbirgt sich aber etwas anderes dahinter. Die 1981 geborene Trickzeichnerin und Regisseurin erzählt in ihrem zweiten langen Animationsfilm vom Erwachsenwerden und vor welche Herausforderungen zwei Freunde dadurch gestellt werden. 

Toto und Roma kennen sich von Kindesbeinen an. Und seither sind sie Außenseiter. Von ihren Mitschülern ausgegrenzt, sehen sie sich auch in diesem Jahr das große Feuerwerk ihrer Heimatstadt nur aus der Ferne an. Und wie jedes Jahr lassen sie abseits des Trubels, auf einem Feld in der Nähe ihres Clubhauses, ihr eigenes kleines Feuerwerk steigen. Doch in diesem Jahr ist etwas anders.

Toto und Roma haben sich lange nicht gesehen. Als Toto auf die Oberschule wechselte, zog er vom Land nach Tokio. Für die Zeit der Sommerferien ist er nun zurück und reibt sich verwundert die Augen, dass Roma, ohne sich mit ihm anzustimmen, den etwas jüngeren Drop in ihren Club aufgenommen hat. Zunächst ist Toto alles andere als begeistert von diesem Jungen, der tagein, tagaus einen Kapuzenpulli im Manga-Dinosaurier-Look trägt und sich für Totos Geschmack viel zu kindisch verhält. Spätestens als es ans Eingemachte geht, lässt er sich aber von Drops positiver Energie mitreißen.

Noch während des großen Feuerwerks bricht ein schwerer Waldbrand aus. Einen Tag später streuen Mitschüler Gerüchte, Toto, Roma und Drop hätten den Waldbrand mit ihrem kleinen parallel veranstalteten Feuerwerk ausgelöst. Doch die von ihrem hart ersparten Geld gekauften Böller haben nicht einmal richtig gezündet. Dafür hat Drop nun die zündende Idee. Das Trio hat die Ereignisse des verheerenden Abends mit einer Drohne gefilmt. Dummerweise ist sie irgendwo im Nirgendwo abgestürzt. Um ihre Unschuld zu beweisen, brechen sie auf zu einem Abenteuer in der Wildnis. 

Atsuko Ishizuka kam eher ungewöhnlich in die Trickfilmbranche. Als Kind hat sie beispielsweise überhaupt keine Animes geschaut; in Japan eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Den Weg ins boomende Business ebnete ihr ein Grafikdesignstudium. Vielleicht erklärt das auch, warum sich ihr Film ein wenig anders anfühlt als die handelsüblichen Animes (und das, obwohl er von Madhouse stammt, jenem Animationsstudio, das schon Meisterwerke wie Barfuß durch Hiroshima, Perfect Blue, Paprika oder Summer Wars hervorgebracht hat).

Was sofort auffällt, ist die beinahe vollkommene Abwesenheit von Frauen. Zwar taucht eine Mitschülerin, auf die Roma ein Auge geworfen hat, als fernes Sehnsuchtsbild auf (sie ist inzwischen von Japan nach Irland gezogen), doch im Kern geht es um drei junge Männer an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Drei sehr zarte und sensible junge Männer, sollte man noch hinzufügen, die lernen, das Positive am Leben zu sehen, selbst wenn das Negative sie zu erdrücken droht.

Der Club der drei Jungs gibt dem Film übrigens seinen Namen. „Don Glees“ ist dabei nur die westliche Entsprechung japanischer Schriftzeichen, die sich ausgesprochen wie „Don Gurîzu“ anhören und „Eichel“ bedeuten. Dementsprechend trägt die Clubfahne auch eine. Eigentlich bedeutet der Name aber noch etwas ganz Anderes, das an dieser Stelle aber nicht verraten werden soll.

Was kompliziert klingt, löst sich am Ende in einem Plot-Twist auf, der zwar den vertrauten Mustern aus vergleichbaren alltagsfantastischen Animes folgt, sich aber dennoch nicht vorhersehen lässt. Atsuko Ishizuka hat einen stillen, nachdenklichen Anime gemacht, der seine Knalleffekte präzise timt.

Goodbye, Don Glees! (2021)

Die jugendlichen Außenseiter Roma, Toto und Drop nennen sich die „Don Glees“. Als die drei eines Tages beschuldigt werden, einen Waldbrand in der Nähe verursacht zu haben, brechen sie dorthin auf, um ihre Unschuld zu beweisen.Dort abgekommen, sehen sie sich aber mit Spannungen konfrontiert, denn der Weg ins Erwachsenenleben hat sie verändert — und zwar jeden in eine andere Richtung.

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